Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol
den gepunkteten Wagenhimmel, schau zu, wie sich das Muster wölbt. Wie bei diesem 3-D-Bildertrick, den man mit den Augen erzielen kann, wenn man lange genug draufstarrt. Man kann das mit jedem Muster machen, das sich wiederholt. Die Punkte treten hervor. Ich versuche nach denen zu schnappen, die am nächsten sind.
Der Wagen schnurrt im Leerlauf, wir warten, bis Thorley von der Hotelrezeption zurückkommt. Er führt uns in Zimmer 36 und öffnet den Vorhang zum Balkon – eine Parklandschaft, grüne Bäume. Die Nacht beendet den Nachmittag.
Harris glotzt einen der vier hoteleigenen Pornokanäle, ein Mädchen wird von Männern gefickt, die als französische Fremdenlegionäre verkleidet sind, dann verschwindet das Bild. »Fortsetzung 14,95« erscheint auf dem Monitor. »O.K. für Preview.« Harris drückt noch mal »O.K.«
Uncle schneidet sich die Fingernägel. Er hat sich eine Plastiktüte über die Hand gestreift, damit sie nicht durch die Gegend fliegen. Dann zieht er seine schwarzen Schuhe wieder an und ein frisches blaues Hemd.
Ich folge seinem Beispiel, mache mich ausgehfertig, ziehe jeden Strumpf langsam an, spüre den Stoff an meinem Fuß. Ich kann mich genug konzentrieren, um Thorley zu fragen, was für eine verdammte Pille er mir am Strand gegeben hat. Er sagt, eine Tic Tac oder eine Warhead oder so was.
»Jedenfalls die, die ich genommen habe, glaub ich.« Und grinst.
Als wir durch die Straßen der Stadt gehen, fühle ich mich wie ein Zwerg, die Welt um mich herum verzerrt, die orangen Straßenlaternen verschwommen. Mein Kopf ploppt auf und ab, als säße ich in einem Boot, das durch die Wogen pflügt. Wir gehen an Türstehern vorbei, die uns mustern und abschätzen, wie viele Jahre seit unserer Geburt vergangen sein mögen. Ich sehe einen Hünen vor mir, stelle mir vor, wie er mir seine Faust ins Gesicht pflanzt. Scheiß fette Flossen.
Wir betreten den Laden, eine Discokugel kreist blitzend über einer winzigen Tanzfläche. Bässe wummern und lassen alles erzittern. Eine Roboterstimme rezitiert monoton den Text.
Uncle beugt sich zu Thorley, der nickt und etwas in dessen Hemdtasche gleiten lässt. Uncle zieht an seiner Zigarette, inhaliert tief und verschwindet in der Menge, die im Takt der Musik vibriert. Harris ist vom Pornokanalglotzen immer noch geil. Und sieht aus, als würde er am liebsten jedes Mädchen ficken, das auch nur in seine Nähe kommt. Thorley lächelt versonnen und wippt mit dem Kopf zur Musik. Das Stroboskoplicht flackert über sein grinsendes Gesicht.
Thorley drückt mir einen kleinen wiederverschließbaren Plastikbeutel in die Hand. »Pass auf, wenn du was nimmst.« Dann macht er einen Rundgang durch den Club.
Harris steht an der Bar. Eine Hand in der Hosentasche, mit der anderen berührt er ein Mädchen am Rücken. Kurzes rotes T-Shirt mit Spaghettiträgern, ein Tattoo überm Steißbein. Lange blonde Haare, die weich über die Schultern fallen. Harris lächelt sie an, legt den Kopf schräg, winkt, sie möge näher kommen. Die Blondine wirft ihre gebleichte Mähne zurück, und während sie das tut, nutzt Harris die Chance, ihren Malibu-Cola zu pfeffern. Lässt ein Pulver in ihr Glas rieseln.
Plötzlich habe ich das Gefühl, wieder klar sehen zu können; ein gewaltiger Kerl, möglicherweise ein Maori, packt Harris an der Schulter. Ich mache einen Schritt auf die beiden zu, unsicher, ob ich Lust habe, ihm zu helfen. Der Typ legt seine Hand über das Glas der Blonden, hält sie ab, davon zu trinken, und flüstert ihr etwas ins Ohr. Dann redet er mit seinen Freunden. Dabei hält er immer noch Harris Schulter gepackt.
Ich bin jetzt nah genug dran, um zu verstehen, dass er sagt, Harris habe der Blonden was in den Drink geschüttet. Die Kumpel des Hünen kommen näher.
»Hey«, sage ich zu dem Hünen. »Was zum Teufel hat der Typ hier dir getan?« Ich kann nur undeutlich sprechen. Ich spüre, wie mein Herz rast. Der Typ lässt Harris nicht los, seine Knöchel treten weiß hervor, Harris hat keine Chance abzuhauen.
»Kennst du ihn?«, fragt der Hüne. Seine Stirn wölbt sich über den Nasenrücken, seine Augen sind dunkle, schwarze Höhlen.
»Vielleicht«, erwidere ich. »Vielleicht kenn ich ihn.«
Der Typ stößt mich zurück, sagt, ich solle mich verpissen. Die Blondine weicht aus, so dass ich rückwärtsstolpere. Die Lichter sind so grell, dieses ewige Geblitze. Harris zieht und packt die Finger, die seine Schulter umklammern, windet sich, um freizukommen, und sieht dabei aus
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