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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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aber in seinem unreifen Zustand wohlzufühlen. Über ihn kommt Thorley in die Clubs und an Großhandelsmengen verschreibungspflichtiger Medikamente. Jemand hat mir erzählt, warum sie ihn Onkel nennen. Er hatte in der Schule einen Jungen verprügelt, der bei seinem Onkel lebte. Der Junge hatte gedroht, er käme nach der Schule mit seinem Onkel wieder, der ihn fertigmachen würde. Offenbar wartete Uncle in seiner Schuluniform – hellblauer Blazer, dunkelblaue Shorts – den Schulranzen neben sich auf den Boden gestellt -, bis der Junge mit seinem Onkel aufkreuzte. Dann hat er dem Mann ins Gesicht gespuckt und ihn so hart er konnte in die Eier getreten. Der Onkel des Jungen brach zusammen und wälzte sich im Staub des Schulparkplatzes, während Uncle sich an den Jungen wandte und fragte: »Na, und wer ist jetzt dein Onkel?« Wie in einem bescheuerten Filmdialog.
    Soweit ich es beurteilen kann, ist Uncle mittlerweile Fulltime-Drogendealer. Er ist verdächtig still, verzieht so gut wie nie eine Miene und scheint sorgfältig darauf zu achten, was er sagt. Und es sich mehrmals durch den Kopf gehen zu lassen, bevor er es sagt. Unter der Unterlippe hat er ein dreieckiges Bärtchen; das und seine hohe Stirn lassen ihn älter erscheinen. Er sitzt vorn auf dem Beifahrersitz neben Thorley.

    Harris ist auch an unserer Schule, ein Energiebündel, das zu viel redet, wenn man es lässt. Er hat diese Ignoranz der Reichen an sich, die ihn taub für die Probleme der normalen Welt macht. Sein voller Name ist Harrison. Harris’ Familie ist schwer religiös und durch Baustoffhandel oder was Ähnliches reich geworden. Er hat buchstäblich sein Leben lang alles bekommen, was er wollte, systematisch wurden ihm alle Wünsche erfüllt, um ihn ruhigzustellen und aus dem Weg zu haben.
    Harris hat längere Haare, die ihm fast auf die Ohren reichen, aber ordentlich geschnitten, Haaransatz und Koteletten klar konturiert. Er trägt ein hellblaues Hemd und glänzende schwarze Schuhe. Er sieht voll durchgestylt aus, als wolle er jeden Moment einen Club betreten. Ich schätze, er hat die verdammten schwarzen Schuhe nicht selber poliert.
    Und so brausen wir über die Küstenstraße, beobachten, wie sich der Himmel bis zum Horizont im Meer spiegelt. Als Kind habe ich den Horizont nach Haiflossen und Walen abgesucht, die sich im Sonnenuntergang tummeln. Süße Erinnerung. Tröstend.
    Uncle fragt mich über die Schulter: »Hab gehört, du hast an deiner alten Schule einem anderen Kid mit einem Hammer die Finger gebrochen?« Er dreht sich vollends zu mir um und grinst mich an.
    Ich sag ihm, dass die Geschichte nicht so cool ist, wie es sich anhört.

    »Warum bist du geflogen?«
    »Ich hab Scheiße gebaut.«
    Wir starren uns an, Uncle will Einzelheiten wissen.
    »Und? Was für eine Scheiße hast du gebaut?«
    »Halt die Schnauze, Uncle«, mischt Thorley sich vom Fahrersitz aus ein.
    »Ich hab ihn nur was gefragt.«
    »Und er will nicht drüber reden. War nicht seine Schuld. Jemand hat ihn gefickt.«
    Thorley nickt Uncle auffordernd zu. Der dreht sich um und lässt die Scheibe herunter. Hält schützend die Hände vors Gesicht und zündet sich eine Zigarette an.
    »Scheiß auf die anderen«, sagt er und bläst den Rauch in den Wind.
    Unser Ziel ist Adelaide.
     
    Um zwei beschließen wir, eine Pause zu machen und am Strand spazieren zu gehen. Es herrscht eine sommerliche Hitze, aber Wolken verdecken die Sonne und es liegt Regen in der Luft. Thorley erklärt mir, warum sie diese Ausflüge in andere Städte machen. Es ist einfacher, wenn dich niemand kennt. Er holt zwei rosafarbene Pillen hervor, gibt mir eine und spült die andere mit einem Schluck Meerwasser, den er an der Wasserlinie schöpft, hinunter. Ich schlucke meine trocken, wie früher die Tabletten gegen Mandelentzündung.

    Thorley erzählt, wie eingehend er sich mit Rohypnol beschäftigt hat. Dass er genau berechnen kann, welche Dosis ein Mädchen braucht, um es gefügig zu machen.
    »Aber erst mal«, sagt Thorley, »suchen wir uns ein Hotelzimmer.«
    »Aber eins mit Balkon«, füge ich hinzu.
     
    An den Rest des Ausflugs erinnere ich mich wie an einen Comicstrip, in grellen Farben und Formen. Uncle bindet sich mit dem Sicherheitsgurt den Arm ab, damit seine Venen hervortreten, und setzt sich eine Spritze. Ich beobachte, wie die glänzende Nadel unter seiner Haut verschwindet, ich kann es sogar spüren.
    »Du solltest die Scheiße sein lassen«, meint Thorley.
    Dann drifte ich weg, starre an

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