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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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zeigten. Der schwarzgekleidete Mann hing in einer Astgabel. Sein Kopf baumelte herab wie eine reife Frucht. Nicht weit entfernt standen ein paar kleine Jungen, die heftig winkten.
    Sie umstanden die Maschinenpistole, deren Lauf sich tief in die Erde gebohrt hatte.
    Zwei junge, sportliche Polizisten kletterten hinauf und balancierten bis zu der Astgabel. Das mußte sein. Falls der Mann noch lebte, würde ihm unmittelbar ärztliche Hilfe zuteil werden.
    Einer der beiden beugte sich über ihn und fühlte nach der Hauptschlagader. Dann probierte es der andere. Schließlich schüttelten sie beide den Kopf.
    Dann packten sie den Körper, bugsierten ihn am Stamm entlang hinab und legten ihn auf den Rücken. Die neugierigen Zuschauer drängten heran. Pelle mußte sie anbrüllen. Als das auch nicht half, drängten wir sie gemeinsam zurück.
    Ein großer schwarzer Wagen fuhr vor. Nord quälte sich aus dem Fahrerhaus, während zwei Männer eine Bahre brachten. Der Kommissar schaute den Toten an. Dann beugte er sich hinunter und nahm ihm den schwarzen Helm ab.
    »Kennt ihr ihn?« fragte er.
    Es war das Gesicht eines relativ jungen Mannes mit scharfen Zügen und ein wenig schrägstehenden Augen, die schon zu brechen begannen. Die Haare waren superkurz geschnitten. Der Mund war halboffen und stand voller Blut. Wir schüttelten die Köpfe. Wir kannten ihn nicht. Er wurde auf die Bahre gelegt. Der Wagen fuhr zum Polizeigebäude zurück.
    »Mein Gott«, murmelte Pelle.
    Seite an Seite liefen wir zurück. Er hielt Daumen und Zeigefinger hoch.
    »Um so ein kleines Stück hat er mich verfehlt. Ein paar Zentimeter nach rechts, und Gullan wäre jetzt Witwe. Mein Gott!«
    Ich leckte mir die Lippen und merkte jetzt erst, wie ausgetrocknet mein Mund war.
    »Da habt ihr ja heute abend wieder was zu feiern, Gullan und du«, versuchte ich zu scherzen.
    »So ein kleines Stück! Um Haaresbreite. Mein Gott, war das knapp. Das ist doch nicht normal!«
    Da hatte er recht, hier war einiges nicht normal. Eine Befreiung aus dem sichersten Gefängnis Schwedens. Pelle starrte immer noch auf Daumen und Zeigefinger, als begreife er erst jetzt, was für ein Glück er gehabt hatte.
    »Ich wäre jetzt tot. Teufel … Jemand hätte Gullan auf der Arbeit anrufen und sie benachrichtigen müssen. Simon natürlich. Sie wäre verrückt geworden. Ich kenne sie. So ein kleines Stück, Rolle. So klein ist der Unterschied zwischen Leben und Tod!«
    Wir mußten uns durch die Menge drängeln, die sich auf der Bergsgatan gebildet hatte. Die Presse war schon da und haschte nach Kommentaren, während wir stumm den Einlaß passierten und zu unserer Abteilung hinaufstiegen. Simon war auf dem Korridor und winkte uns in den Beratungsraum. Dort saßen bereits alle Fahnder, die nicht draußen unterwegs waren, sowie Nords Mannen. Wir hatten einen neuen Staatsanwalt namens Hielm, der zwar von nichts wußte, aber eine souveräne Persönlichkeit zu sein schien.
    »Wir haben diese Konferenz so kurzfristig einberufen, damit alle erst einmal informiert sind. Bisher wissen wir allerdings nur, daß es sich bei dem befreiten Gefangenen um die Person handelt, die sich Heller nannte, deren wahre Identität bisher aber nicht zu ermitteln war.«
    Ich erinnerte mich, wie zweideutig er gelächelt hatte, als wir über die zu erwartende lange Gefängnisstrafe sprachen. Er wußte, daß seine Kumpane alles tun würden, um ihn zu befreien. »Die Befreiung geschah mit Hilfe eines Helikopters, wie ihr ja alle wißt. Wo der abgeblieben ist, wissen wir noch nicht, aber wir werden ihn bald haben. Die Sprengung wurde professionell vorbereitet und ausgeführt.«
    Er sprach trocken und knapp, und das war in dieser von Emotionen aufgeheizten Situation richtig.
    »Bei der Befreiungsaktion wurden die Wachhabenden Elof Ljung und Kare Andersson getötet beziehungsweise schwer verletzt. Ljung wurde höchstwahrscheinlich von Heller getötet, während Andersson von der anderen Person angeschossen wurde. In einer Dreiviertelstunde veranstalten wir eine Pressekonferenz, wo alles, was mit diesem Fall zu tun hat oder zu tun haben kann, der Öffentlichkeit bekanntgegeben wird. Gibt es Fragen?«
    »Woher kam der Helikopter?« fragte jemand.
    »Wir bekommen gerade die Nachricht, daß es sich offenbar um eine Militärmaschine handelt, die vorgestern in Norwegen gestohlen wurde. Über die Grenze zu fliegen ist ja kein Risiko.«
    »Aber irgendwo muß er ja wohl zwischengetankt haben?«
    »Das ist möglich. Darüber wissen wir

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