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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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geschafft?«
    »Arschkriecherei und Bestechung. Eigentlich bin ich Installateur.«
    Er schlenderte weiter. Simon packte eine vorbeieilende Krankenschwester am Ärmel und nickte dem Doktor hinterher.
    »Ist der wirklich Arzt, oder habt ihr ihn von Monty Python?«
    Sie lachte leise und zuckte entschuldigend die Achseln.
    »Doktor Alm stammt aus einer berühmten Arztfamilie. Er hat sich eine volkstümliche Art zugelegt, um zu zeigen, daß er mit den Traditionen gebrochen hat. So protestiert er gegen seine Erziehung, die sehr autoritär gewesen sein muß. Trotzdem, auch er wird als Professor enden. Er ist hyperintelligent.«
    Daran zweifelte Simon ganz offensichtlich, aber wir hatten keine Zeit, über Akademikerschicksale nachzudenken, sondern begaben uns in das Krankenzimmer. Sandra Ryan lag in einer denkbar unbequemen Stellung im Bett. Arme und Beine ruhten auf Stützen, der Kopf war durch eine Kapuze verhüllt. Wir grüßten, und sie dankte mit einem kleinen Lächeln, das nicht einmal ihre bekümmerten Augen erreichte.
    »Setzt euch«, forderte sie uns auf. »Ich habe euch schon erwartet. Es war mir klar, daß ihr kommen würdet.«
    Wir zogen uns zwei Stühle heran und nahmen zu beiden Seiten des Bettes Platz.
    »Du weißt, was mit deinem Onkel passiert ist?«
    »Ja, ich weiß. Ich habe es ja gesehen.«
    »Später wird noch ein anderer Kollege kommen und dich gründlich befragen. Wir wollen eigentlich nur, daß du uns alles erzählst, woran du dich erinnerst. Traust du dir das zu?«
    »Ja, ich denke schon. Ich bin hart im Nehmen. Also, ich saß da und arbeitete am Computer, und mein Onkel las Korrekturfahnen. Da hörten wir, wie ein Wagen vor dem Grundstück hielt. Wir glaubten, daß es der Mann aus der Druckerei wäre, mit dem wir noch etwas zu besprechen hatten. Deshalb schauten wir auch nicht aus dem Fenster.«
    »Wir haben die Reifenspuren sichergestellt. Erzähl weiter.«
    Sie dachte nach, um alles in die richtige Reihenfolge zu bringen. Wir wollten schon früher mit ihr reden, aber ein anderer Arzt, der nicht so ein Witzbold war wie Doktor Alm, hatte es uns untersagt.
    »Vier Männer stürmten herein. Nein, erst waren es drei, der vierte folgte erst später. Sie trugen Masken und weiße Handschuhe. Einer trug eine große Pistole und bedrohte uns damit.«
    »Das war ein Revolver«, warf ich ein. »Den habe ich auch schon aus der Nähe betrachten können. Was geschah dann?«
    »Das war ganz seltsam. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Mein Onkel fragte, was sie wollten. Da zog einer ein Messer und rammte es ihm einfach in den Bauch. Einfach so in den Bauch! Bitte, gib mir etwas zu trinken.«
    Simon hielt ihr das Glas an die Lippen. Brandwunden trocknen den Körper aus.
    »Ich sprang auf, aber ich wurde festgehalten, und der eine Mann schlug mir die Pistole oder den Revolver, was auch immer der Unterschied sein mag, über den Kopf. Ich wurde ohnmächtig. Als ich wieder aufwachte, sah ich, daß mein Onkel gerade den Telefonhörer auflegte. Er stand ganz gekrümmt da und preßte die Hand vor den Bauch, aber zwischen den Fingern sickerte das Blut durch. Ich rief ihn an, aber er reagierte nicht, sondern schwankte die Treppe hinunter. Vermutlich versuchte er zu fliehen. Dann wurde ich wieder ohnmächtig.«
    Simon gab ihr ohne Aufforderung zu trinken, und sie lächelte dankbar.
    »Noch einmal wachte ich auf und hörte Schreie aus dem Garten. Ich schleppte mich mühsam zum Fenster. Sie hatten meinen Onkel erwischt und stachen wieder auf ihn ein. Dann schleiften sie ihn in das Gartenhäuschen. Einer kam mit einem Benzinkanister und schüttete ihn über ihm aus. Ein anderer warf ein brennendes Streichholz auf den Körper. Er … o Gott … er stand sofort in Flammen!«
    Sandra versuchte, die Arme zu bewegen, aber es ging nicht. Wir verstanden sie auch so.
    »Ich hatte solche Angst, daß ich nicht wußte, was ich tun sollte. Sie hatten es jetzt eilig, wahrscheinlich befürchteten sie, der Brand könne Leute anlocken. Der mit dem Kanister kam heraufgestürmt und schüttete das Benzin über mich, den Fußboden und die Möbel. Dann warf er ein brennendes Streichholz auf mein Kleid und rannte die Treppe hinab. Irgendwie wuchsen mir neue Kräfte, denn ich schaffte es, mir das Kleid vom Leibe zu reißen und es wegzuschleudern. Der Fußboden brannte, und ich versuchte, die Flammen auszutreten. Es war wohl ein Glücksfall, daß die flüchtig verspritzten Benzinpfützen untereinander nicht verbunden waren. So blieb die Einrichtung

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