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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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kritisieren. Du weißt nicht, wie ich denke und was ich empfinde. Wenn du das Leben deines Mannes riskieren würdest, damit andere bestraft werden können, ist das deine Sache. Ich aber habe dazu eine andere Auffassung. Also sage mir bitte nicht, was ich tun und lassen sollte.«
    Meine Kollegin biß sich auf die Lippen, senkte verschämt den Blick und murmelte: »Ich will dich ja nicht kritisieren. Aber es macht mich ganz verrückt, daß solche … Gruppentäter einfach so davonkommen sollen.«
    »Es ist die Frage, ob man damit leben kann oder daran kaputtgeht. Wenn man stark genug ist, so wie ich, dann wird man damit fertig. Anderen fällt es nicht so leicht. Ich werde euch andere Beispiele nennen. Was ich sage, ist die Wahrheit. Ihr werdet vielleicht sagen, daß so etwas bei uns nicht möglich ist. Aber es kann geschehen, und es geschieht.«

Zwanzigstes Kapitel
    »Die Neonazis machen vor allem Jagd auf moslemische Frauen, die als Flüchtlinge herkommen oder ihren Familien nachfolgen und noch kein Asyl erhalten haben. Man beobachtet sie, und bei der ersten besten – beziehungsweise schlimmsten – Gelegenheit zerrt man sie in ein Auto und bringt sie in ein Versteck, wo sie von einem oder mehreren Nazis mißbraucht werden. Das geschieht auch, um andere davon abzuschrecken, hierher zu kommen.«
    Die Polizistin, die sich schon ein paarmal geäußert hatte, konnte wiederum nicht an sich halten: »Das ist ja schrecklich!«
    Lillemor Wester nickte.
    »Ja, das ist schrecklich. Die Vergewaltiger sehen sich selbst noch als Helden, die das ihre getan haben, um die Nichtarier zu bekämpfen, so wie ihre alten Idole, die SS-Männer. Für die betroffenen Frauen ist das Leben zu Ende. Ein moslemisches Mädchen, das nicht unberührt in die Ehe geht, hat keinen Wert mehr. Dabei spielt es keine Rolle, wie es seine Unschuld verloren hat. Sie wird ausgestoßen und zur Paria. Die Familie kümmert sich nicht mehr um die Betroffene. Ein eventueller früherer Verlobter wendet ihr den Rücken.«
    Um Protesten vorzubeugen, fügte sie rasch hinzu: »Wir haben kein Recht, das zu kritisieren. Jede Religion hat ihre Sitten und Bräuche. Wir dürfen uns nicht zu Richtern aufschwingen.«
    »Können wir denn überhaupt nichts tun?« fragte einer meiner Kollegen.
    »Nein. Wie gesagt, selbst wenn sie mit dem Leben davonkommt, ist sie doch eine Schande für die ganze Familie. Ihr Schicksal würde verschwiegen werden. Normalerweise könnte eine Blutrache die Schande tilgen, aber wen soll man strafen? Den Neonazis geht es ja nicht um dieses eine Mädchen, und deshalb lassen sie sie danach meist in Ruhe. Es führt keine Spur zu den Tätern, und wie soll eine junge Frau, die gerade erst in ein fremdes Land gekommen ist, ihr völlig unbekannte Männer beschreiben?«
    Die vier Polizistinnen sahen sich betroffen an. Sie dachten wohl mit Abscheu an die wilden Tiere, die ihre unbekannten Schwestern überfielen und ihnen die Menschenwürde nahmen.
    »Mehr Beispiele will ich gar nicht nennen. Glaubt mir, die Gewalt breitet sich immer mehr aus. Ich sammle Informationen über die Neonazis und ihre verschiedenen Gruppierungen. Das gesamte Material habe ich Kommissar Nord übergeben.«
    Nord, der gerade seine Pfeife stopfte, nickte bestätigend.
    Simon fügte hinzu: »Wir sind gerade dabei, es zu sichten und auszuwerten. Vielen Dank, Lillemor Wester, für deine wertvolle Hilfe.«
    Sie nickte, war aber offensichtlich noch nicht fertig.
    »Etwas möchte ich noch sagen. Mein Mann wurde bedroht, weil er die Frechheit besaß, eine weiße Frau zu heiraten. Vorgestern wurde er auf offener Straße mißhandelt. Sein Kiefer ist gebrochen, ein paar Rippen eingedrückt. Aber er lebt. Vielleicht haben wir jetzt eine Weile Ruhe, nachdem wir beide unseren Teil bekommen haben.«
    Wir fühlten uns ziemlich mies, als wir auseinandergingen. Ich folgte Simon in sein Zimmer und berichtete über das Gespräch mit Linden. Ohne Kommentar notierte er sich den Namen von Mata Haris Bekanntem.
    »Wir sind gerade bei einer ersten Durchsicht von Kalsters Akten. Inzwischen haben wir grünes Licht und werden morgen früh um sechs zuschlagen. Wir versuchen, alle Nazigruppen auf einen Schlag zu erwischen. Alle Personen werden registriert und eventuelle Unterlagen beschlagnahmt. Wir werden sehen, was dabei herauskommt.«
    »Hast du mich mit eingeplant?«
    »Nein. Du bleibst am Telefon, falls noch einmal jemand anruft. Du hast ja inzwischen Routine darin, ein Gespräch in die Länge zu ziehen. Wir

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