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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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müssen jede Chance nutzen. Vielleicht machen sie einen Fehler, und wir kriegen den Anrufer.«
    An diesem Abend rief niemand an. Kein Mörder, keiner, der Verleger verbrannte, aber auch keine Ehefrau, die sich gerade in Skebo aufhielt. Ich fühlte mich einsam. Auch das Fernsehen konnte mir nicht helfen, im Gegenteil. Ich ging ins Bett. Das Alleinsein war richtig ungemütlich.
    Am nächsten Vormittag kam die Post ziemlich zeitig, und ich riß die Umschläge mit den Offerten der Möbelspeditionen auf. Zehn Angebote standen zur Auswahl, aber wenn ich die Endsummen betrachtete, hatte ich den Eindruck, die wollten mir ihre gesamten Unternehmen verkaufen. Neun Preise waren fast identisch, und jede Firma versprach einen Service, von dem ich noch meinen Enkeln vorschwärmen würde. Das zehnte Schreiben log ebenfalls das Blaue vom Himmel herunter, aber die mußten sich mit der Kalkulation vertan haben, denn die doppelt unterstrichene Zahl ganz unten gefiel mir schon bedeutend besser. Natürlich rief ich sofort an und bestellte den Umzug für Dienstag früh. Wir einigten uns, bereits um sechs Uhr zu beginnen, wenn die Drottninggatan noch relativ menschenleer war.
    Gegen halb elf spazierte ich die Bergsgatan hinauf und traf am Eingang mit Pelle Pettersson zusammen, der gerade auf dem Weg war, nach einer Person zu suchen. Da ich diese Person zufälligerweise gut kannte, blieben wir stehen und unterhielten uns eine Weile. Das ist das Gute daran, Staatsangestellter zu sein. Du nutzt jede Chance, um ein bißchen herumzuquatschen, so daß die Arbeitszeit schnell vergeht, und schwuppdiwupp kommt die erlösende Pension. Langsam schlenderten wir in Richtung Kronobergsgatan.
    »Sei vorsichtig mit Knallis«, riet ich ihm. »Meist ist er ja friedlich, aber manchmal zieht er unverhofft das Messer.«
    »Danke für den Tip. Ich dachte, ich hätte ein frommes Lamm abzuholen. Da wird es wohl das beste sein, wenn ich nicht allein gehe.«
    Genau über uns knatterte ein Polizeihelikopter, und wir mußten die Stimmen heben, um uns verständigen zu können.
    »Du siehst müde aus«, schrie ich.
    Pelle verzog das Gesicht, und dieses Grinsen kannte ich von unzähligen frühen Morgenstunden, als wir noch zusammengearbeitet hatten.
    »Gullan und ich, wir haben gestern abend ein feines Fläschchen Wein geleert und so weiter.«
    Was dieses ›und so weiter‹ bedeutete, mußte er nicht erläutern. Wir alle wußten, wie gut sich die beiden verstanden. Er gähnte zufrieden und schaute zu dem Helikopter hinauf. Der flog eine kleine Schleife und kehrte dann zu ungefähr derselben Stelle zurück.
    »Bist du schon mal mit so einem Ding geflogen?« rief er.
    »Nein«, schrie ich zurück.
    »Das mußt du mal machen. Nimm Elin mit. Die Stadt ist wie ein Märchenbuch, wenn man so knapp über den Dächern schwebt.«
    Der Helikopter verlor langsam an Höhe, wie eine Hummel, die sich auf einer Blume niederlassen will. Reflektierte Sonnenstrahlen tanzten unter dem Dach des Polizeigebäudes. Pelle runzelte die Stirn und fuhr sich mit den Fingern durch das kupferrote Haar. Er rief mir etwas zu, was ich nicht verstand, aber ich fühlte auch so, daß etwas nicht stimmte. Der Helikopter war nur noch wenige Meter von der Hauswand entfernt. Seit wann durften Hubschrauber so tief fliegen? Handelte es sich um eine Übung? Das war die einzige Erklärung. Aber … Die Rotorschwingen schnitten wie gewaltige Schwerter durch die Luft, und die Maschine ging noch einen Meter tiefer.
    Ein Polizeihelikopter … Er war beschriftet wie jeder andere auch, aber trotzdem stimmte etwas nicht. Lag es an der Farbe?
    Pelle beugte sich zu mir herüber und brüllte mir ins Ohr: »Was zum Teufel geht hier vor?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Gemeinsam starrten wir auf das ungewöhnliche Schauspiel. Es schien, als schleiche der Hubschrauber an der Wand entlang. Ich überlegte. Was waren das für Räume dort oben unter dem Dach? Plötzlich fiel es mir ein.
    Ich zog Pelle zu mir und schrie: »Verdammt! Das Gefängnis! Die Zellen! Lauf und gib Alarm! Das ist ein Befreiungsversuch!«
    Pelle rannte zur Wache am Eingang. Ich blieb zurück und beobachtete das Geschehen. Eine Luke an der Unterseite des Helikopters öffnete sich. An einem Seil wurde ein Mann herabgelassen, der auf einer Art Schaukel saß. Er trug einen schwarzen Overall und einen Sturzhelm. In der rechten Hand hielt er eine Maschinenpistole, in der linken eine Ledertasche. Pelle und ich zogen unsere Dienstpistolen und gaben einige

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