Roland Hassel - 07 - Wiedergänger
noch nichts. Es ist uns bisher auch noch nicht bekannt, ob bei dem Diebstahl jemand zu Schaden gekommen ist. Die Täter müssen den Helikopter gestern umgespritzt und mit den entsprechenden Aufschriften versehen haben. Wo das geschehen ist, wird die Ermittlung zeigen.«
»Welche Verbindungen gibt es zu …«
»Einen Augenblick bitte. Ich referiere hier nur Fakten. Kommissar Nord und ich werden auch vor der Presse keinerlei Hypothesen aufstellen. Ihr werdet kontinuierlich auf dem laufenden gehalten. So, damit wäre ich am Ende.«
Er erhob sich und verließ rasch den Raum, gefolgt von Kommissar Nord, der seitens der Polizei die Hauptverantwortung trug. Simon nickte mir und den anderen aus seiner Gruppe zu, und wir versammelten uns in seinem Büro. Pelle zeigte Öhman mit Daumen und Zeigefinger, wie nahe er dem Tode gewesen war. Öhman zog ein mitfühlendes Gesicht. Dann begann das große Seufzen. Eine Befreiung aus dem Polizeigefängnis ist eine schlimme Niederlage, bringt einen enormen Prestigeverlust mit sich. Wieder einmal hatten die Neonazis bewiesen, daß sie sich rücksichtslos durchzusetzen verstanden.
Bevor Simon die Probleme mit uns diskutieren konnte, klingelte das Telefon.
Er lauschte und machte sich dann und wann eine Notiz. Ein leichtes Grunzen deutete dem Gesprächspartner an, daß er aufmerksam zuhörte. Dann legte er auf und schaute mich an.
»Da haben wir ihn ja.«
»Wen haben wir?«
»Der Befreier wurde ins Leichenhaus gebracht. Wie zu erwarten, hatte er keinerlei Gegenstände bei sich, die zu einer Identifizierung hätten beitragen können. Aber zufällig erkannte ihn einer der Assistenten, der mal mit ihm im selben Haus gewohnt hat.«
Alle warteten gespannt, aber nur ich konnte mit dem Namen etwas anfangen.
»Er hieß Urban Schajk!«
Einundzwanzigstes Kapitel
Der Arzt war ein jüngerer Mann, und er schien seinen Beruf völlig verfehlt zu haben. Seine polternde Art und seine dämlichen Witze qualifizierten ihn für ein drittklassiges Varieté. Er entsprach so gar nicht dem Bild vom Halbgott in Weiß, den Schwester Märta und Schwester Maria vor, während und nach der Operation anhimmeln. Wären sie etwa auf die Idee gekommen, ihm im OP den Schweiß von der Stirn zu wischen, hätte er wohl gefragt, ob sie ihm in Zukunft auch noch den Hintern putzen wollten.
»Ja, ja, die Alte macht sich. Da ist noch Saft drin.«
»Die Dame ist doch eigentlich noch recht jung«, wandte Simon ein.
»Ach was. Wenn sie erst mal über zwanzig sind, ist alles zu spät. Die Zellen beginnen zu altern, das ist klinisch bewiesen. Ihr habt doch auch alte Zellen im Gefängnis, oder?«
»Was hat sie alles abbekommen?« erkundigte sich Simon.
»Also, da hätten wir Brandwunden an Griffeln und Stelzen. Wahrscheinlich läuft es auf eine Hauttransplantation hinaus, aber das können wir ja besonders gut. So was erledigt bei uns die Putzfrau.«
»Lieber Doktor Alm, uns interessiert ausschließlich ihr Gesundheitszustand. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich auf relevante Informationen beschränken könnten.«
Alm deutete scherzhaft eine Verbeugung an.
»Sehr zu Diensten. Also, als nächstes werden wir sie baden. Baden ist wichtig für die Gesundheit. Wer nie badet …«
»Hören Sie …«
»Okay, okay. Tja, da hätten wir noch die Sache mit der Rübe. Jemand hat ihr eins über den Schädel gezogen, mit einem stumpfen Gegenstand, wie der selige Sherlock Holmes zu sagen pflegte. Ich habe alle Bücher über ihn gelesen. Arbeitet ihr auch noch mit der Lupe? Na, jedenfalls ist die Birne heil geblieben, bis auf eine leichte Gehirnerschütterung ist nichts passiert. Natürlich gab es ein kleines Loch, und die rote Brühe rann heraus, aber wir haben ihr neue eingepumpt, ohne Preisaufschlag. Mal sehen, ob sie anfängt, einen anderen Dialekt zu sprechen. Dann wißt ihr, woher der Spender kam.«
»Wir würden gern mit ihr reden.«
»Nur zu! Das bessert ihre Stimmung garantiert, besonders im Hinblick auf die Grützwurst, die es heute zum Mittag gibt. Im großen und ganzen ist die Braut in guter Verfassung. Als Auto würde sie bei der technischen Überprüfung garantiert keine Probleme haben. Sie braucht vielleicht ab und zu noch eine Durchsicht, und wenn sie die Hautflecken stören, kommt sie um eine Transplantation nicht herum. Aber wenn Sie mich fragen – eine Frau ist mit dreißig doch sowieso schon reif fürs Altersheim.«
Simon sah ihn angeekelt an.
»Wie haben Sie nur das Examen
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