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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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mit uns zusammenzusein. Dein Job war dir wichtiger als die Familie. Es gibt Tausende Polizisten, die den Fall genausogut lösen können wie du und nicht so in Gefahr waren, aber das interessierte dich nicht. Für uns hattest du keinen Gedanken mehr übrig, nur noch für deinen Job. Einen Job, der dich umbringen kann. Daß wir dann allein bleiben, ist dir egal. Aber mach nur so weiter! Tu Dinge, die du nicht tun mußt. Laß dich umbringen. Sollen wir uns noch Gedanken darüber machen?«
    Es war, als öffne sie alle Schleusen, um die angestaute Bitterkeit hinauszulassen.
    »So siehst du das also?« fragte ich leise.
    »Wie soll man das sonst sehen?«
    »Virena, vielleicht sollten wir uns eine Weile auf die Bank setzen. Die hier ist breit genug, du kannst also auch einen Meter von mir abrücken.«
    Sie nahm am äußersten Ende Platz. Ich versuchte, ihr zu erklären, wie schwer es mich getroffen hatte, daß sie sich Elin als Opfer ausgesucht hatten, daß sie hätte Schaden fürs Leben nehmen können. Virena hörte mir zu, und ich wußte nicht, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen. Als ich mit meiner Erklärung fertig war, blieb sie eine Weile schweigend sitzen.
    »Rachegefühle also«, sagte sie leise. »Das ist primitiv.«
    »Sicher, aber so bin ich nun mal. So primitiv. Es gibt sicher bessere Männer, die souverän mit den Schultern zucken, wenn ihre Kinder seelisch mißhandelt werden, und anderen die Arbeit überlassen. Aber ich gehöre nun mal nicht zu der Sorte. Ich habe Angst, wenn ich in der Stadt bin, aber wenn ich nicht all meine Kraft daransetzen würde, den oder die zu kriegen, die Elin so etwas antun wollten, dann könnte ich nicht mehr ruhig schlafen.«
    Hilflos fügte ich hinzu: »Du mußt doch verstehen, daß … Wenn ihr mir nicht soviel bedeuten würdet, hätte ich sicher aufgeben können, aber ich konnte nicht.«
    Wieder schwieg sie geraume Zeit. Sie lehnte sich zurück und legte die Ellenbogen auf die Rückenlehne. Mit geschlossenen Augen sog sie den Duft von Gras und See und Erde ein.
    »Ja, es ist herrlich hier. Man wird ein anderer Mensch. Wir fasten ja hier keineswegs, sondern essen gute vegetarische Küche. Elin gefällt es, sie hat sich mit allen angefreundet. Der Swimmingpool im Haus kann fast rund um die Uhr genutzt werden. Manchmal werden abends Vorträge, Lesungen, Konzerte oder Liederabende veranstaltet. Ich habe gesehen, wie gut hier auch die Kranken betreut werden. Man vollbringt wahre Wunder. Es würde dir hier gefallen.«
    Das Eis war getaut, und ich wagte kaum zu atmen, um den Schmelzprozeß nicht zu unterbrechen.
    »Wir fahren noch einmal hierher. Dann aber wirklich gemeinsam.«
    »Wie lange müssen Elin und ich noch hierbleiben?«
    »Ein Weilchen noch. Ich kann nichts Bestimmtes sagen, aber lange kann es nicht mehr dauern.«
    »Mein Urlaub ist bald zu Ende.«
    »Nimm frei. Wir werden das irgendwie klären.«
    Sie schaute zum Himmel hinauf, der hier blauer zu sein schien als in der Stadt. Vielleicht war das aber auch nur eine optische Täuschung.
    »Ich habe die Zeitungen gelesen und Radio gehört. Ich will nicht wissen, inwieweit du mit der Sache zu tun hast, aber mir ist klar, daß da Schlimmes im Gange ist.«
    »Ja. Und es ist noch nicht ganz geklärt.«
    »Seltsam. Wenn man hier ist, kann man sich gar nicht vorstellen, daß es solche Scheußlichkeiten überhaupt gibt. So wie hier sollten alle Menschen leben.«
    »Wir tun, was wir können.«
    Sie erhob sich und ging zögernd zum Haus zurück. Ich blieb an ihrer Seite. Endlich schob sie ihren Arm unter meinen und lächelte mich an.
    »Erzähl mir jetzt von der neuen Wohnung«, bat sie.
     
    Am Dienstagmorgen hatte ich es eilig. Zuerst fuhr ich nach Kungsholmen und sah nach, ob die Wohnung ordentlich geräumt war.
    Ein paar Minuten lang stolzierte ich durch die Zimmer und entdeckte jede Menge weiterer willkommener Überraschungen.
    Obwohl der Vertrag mit TL-Transport vorsah, daß sich die Firma um den gesamten Umzug kümmern würde, stopfte ich am Sonntag und Montag schon jede Menge Dinge in Kartons. Dabei wunderte ich mich immer wieder, wie sich soviel Müll hatte ansammeln können. Ein ums andere Mal wanderte ich schwerbeladen zu den Mülltonnen.
    Punkt sechs Uhr klingelte es an der Tür. Draußen standen zwei kräftige junge Männer in Jeans und T-Shirts. Beide hatten lange Haare und trugen Bärte, der eine war blond, der andere brünett. Sie hatten ihre zusammengerollten Trageseile unterm Arm.
    Ich rannte ziellos umher und

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