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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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breit.
    »Du ißt bei uns. Ich will mit meinen Leuten kein Risiko eingehen. Man weiß ja, wie sich Strohwitwer benehmen. Hungrig und durstig gehen sie in die nahegelegene Kneipe, man trinkt und schwätzt, und dann beginnt das Tanzbein zu zucken, und man stürzt in die nächste Diskothek, und dann kommt der letzte Tanz, und man bringt sie nach Haus, und dann wacht man auf und hat einen Kater, und dann folgen die Verhandlung und die Feststellung der Vaterschaft und zum Schluß die Alimente. So ist es für alle Beteiligten das beste, wenn ich dich von Anfang an im Auge behalte.«
    »Na gut, dann komme ich eben zu euch, aber eigentlich hatte ich mich ja schon auf die feinsten Schuppen der Stadt eingestellt und mein bestes Hemd in die Reinigung gebracht. Aus irgendeinem Grund fliegen die Blondinen darauf. Das ist manchmal regelrecht belastend, wenn sie mir in Trauben um den Hals hängen.«
    Er grinste, und ich grinste. Da gab es nichts zu grinsen, aber wir grinsten trotzdem, so gut waren wir drauf. Den feinsten Schuppen der Stadt näherte ich mich natürlich nur, wenn sich eine gesuchte Person dort im Küchenherd versteckt hatte.
    »Um sieben dann. Ich freu mich.«
    »Hat schon jemand mit Karsten Lunds Frau gesprochen?«
    »Ich glaube nicht, daß unsere lieben Kollegen von der Abteilung Gewalt das noch geschafft haben.«
    »Okay, das übernehme ich. Hast du die Adresse?«
    Er schaute in den Papieren nach. »Völundsgatan sieben. Wer war denn Völund? Bestimmt irgendein alter abgedankter Kommunalpolitiker.«
    Ich seufzte hörbar. »Diese ungebildeten Polizeitrottel! Völund war der göttliche Schmied in der alten nordischen Göttersage.«
    »Dafür kann man ihn sicher nicht belangen. Findest du nach Spanga oder brauchst du einen Wegweiser?«
    »Zünde ein Feuer an. Ihr da draußen in der Provinz verständigt euch doch sicher über Rauchsignale.«
    Als ich das Polizeigebäude verließ, fühlte ich mich ein wenig besser. Manchmal braucht man nicht mehr als eine kleine Frotzelei mit einem Freund, den man mag und gleichzeitig schätzt, um die schwarzen Wolken am Horizont in graue zu verwandeln. Das mit Virena würde in Ordnung kommen. Das mit der Wohnung auch. Und sogar um den Weltfrieden war mir nicht mehr bange.
    Aber jetzt wurde ich wirklich müde. Ich sollte versuchen, noch ein paar Stunden zu schlafen, bevor ich in den Stadtteil Atlas fahren würde. Und wenn ich verschlief, bis es Zeit war, die gefahrvolle Expedition in das unerforschte Spanga anzutreten, machte das auch nichts.
    Ich hatte keine Lust zu laufen, doch mein Auto stand zu Hause in der Garage, so daß ich ein Taxi nehmen mußte. Ich lehnte mich ins Polster zurück, schloß die Augen und merkte, wie ich sacht in das behagliche Reich des Schlafes einging, richtete mich aber schnell wieder auf und schaute über das Wasser zum Stadshuset hinüber, wo sich schon jede Menge Touristen herumtrieben.
    Das Hotel lag auf Östermalm. Ich stellte mich vor die Glastür und machte dem Portier gegenüber eine fragende Geste. Er schüttelte kaum merklich mit dem Kopf. Es waren also keine Journalisten in der Nähe. Ich dachte an das weiche Bett, und mein Körper begann sofort, sich zu entspannen. Er gab mir den Schlüssel.
    »Du hast einen Brief bekommen. Von einem Kurier überbracht.«
    Es handelte sich um einen großen, gefütterten, gelben A 4-Umschlag, der verklebt und vernietet war. Mein Name stand in großen roten Druckbuchstaben darauf. Ich drehte ihn um. Kein Absender.
    Oben im Zimmer wusch ich mir das Gesicht und trank gierig von dem eiskalten Leitungswasser. Dann legte ich mich hin und atmete tief. Der Brief.
    Ich sollte wohl hineinschauen, bevor ich einschlief. Es bereitete mir Mühe, ihn aufzubekommen, und so riß ich einfach eine Kante ab. In dem Umschlag befand sich nur ein einziges Blatt. Es war ein großes Foto von Karsten Lund. Er starrte mit vor Schreck geweiteten Augen direkt in die Kamera. Als das Bild gemacht wurde, hatte er offensichtlich noch gelebt, wenn auch nicht mehr lange, wie die blutigen Schrammen zeigten. Über das Schwarzweißfoto hatte jemand mit Rotstift geschmiert: »Du weißt, worum es geht! Nächstesmal bist du dran! Oder dein Weib oder das Kind … Martensson von der Traktorausrüstungs AG.«

Viertes Kapitel
    Ich fuhr die Lokstallsgatan in Richtung Atlas entlang und war überzeugt, daß ich nicht beschattet wurde. Der Portier hatte mir einen Hinterausgang gezeigt. Danach hatte ich über eine Viertelstunde in einer Toreinfahrt gewartet.

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