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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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und waren, wie gesagt, ungestört. Keine Feinmechaniker, aber sie arbeiteten effektiv und wußten, was sie wollten.«
    Einer hatte mich also überwacht und telefonischen Kontakt zu denen in der Drottninggatan gehalten. Während wir uns die Seehunde besahen, hatten sie meine Wohnungstür aufgebrochen.
    Sie brauchten sich überhaupt nicht zu beeilen. Vielleicht hatten sie sogar einen Vorschlaghammer dabeigehabt. Simon klopfte sich nachdenklich auf sein Bäuchlein, ein sichtbares Andenken an all die guten russischen Mahlzeiten, die ihm seine Frau Nadja bereitet hatte.
    »Unsere Gentlemen schleppen also den Karton, in dem sich wahrscheinlich ein Plastiksack mit dem zerstückelten Karsten Lund befand, in die Wohnung. Sie verstauen die Leichenteile im Kinderbett und breiten die Tagesdecke darüber. Dann verlassen sie den Schauplatz wieder. Sie verschließen die Wohnungstür und übermalen die Spuren, die der Meißel hinterlassen hat, mit brauner Türfarbe. Danach gehen sie sicher in eine Kneipe und feiern den ungewöhnlich gelungenen und gemütlichen Sonntag.«
    Er sprach eintönig und scheinbar unbeteiligt, aber für uns, die wir ihn kannten, war gerade das ein Zeichen dafür, wie erregt er war. Die Mörder wollten mit der Leiche im Bett einen Überraschungseffekt erzielen, deshalb hatten sie ja auch die Spuren des Einbruchs an der Tür zu verbergen gesucht. Sie demolierten die Beleuchtung im Treppenflur, und so hatten wir nichts gemerkt.
    Ich verstand Virena. Es ging nicht nur darum, daß sich eine Leiche in der Wohnung befunden hatte, sie mußte das Ganze als eine Entweihung unseres Heimes empfinden. So fühlen ja viele, bei denen eingebrochen wurde. Jemand war in ihre private Sphäre eingedrungen, und das tat beinahe physisch weh. Es waren Dinge berührt worden, die als unantastbar galten. Vielleicht sind Frauen in dieser Beziehung noch empfindlicher.
    Vielleicht sind Männer in allem weniger sensibel.
    »Hier haben wir ein besonders widerliches Obduktionsprotokoll«, seufzte Simon, der Rudas Abscheu gegenüber Eingriffen in den menschlichen Körper teilte. »Karsten wurde so brutal zerstückelt, daß schwerlich Profis am Werk gewesen sein können. Ich meine gelernte Metzger oder so.«
    »Wenn nicht Profis sich als Amateure tarnen wollten«, gab Sune zu bedenken.
    Simon nickte zustimmend.
    »Das ist nicht ausgeschlossen. Aber noch wissen wir nichts. Lund starb an einem Herzinfarkt. Herzschlag, sagte man früher. Den Spuren auf den Haut nach zu urteilen, war er vorher mit einem schmalen Seil gefesselt worden. Andere Zeichen weisen darauf hin, daß sie ihm einiges zerschnitten haben, bevor ihn der Infarkt erlöst hat. Verdammte Scheiße!«
    Er warf die Papiere auf den Tisch und wischte sich die Hand an der Jacke ab, als wären selbst die Akten blutgetränkt gewesen.
    »Das also hatte mein Anrufer mit ›er war zu schnell für uns‹ gemeint«, sagte ich. »Karsten starb, bevor sie aus ihm herauspressen konnten, was sie wissen wollten.«
    »Die Hauptfrage steht damit fest«, brummte Simon.
    Alle schauten mich an.
    »Warum brachten sie Karsten in Rolles Wohnung? Warum nahmen sie ein so großes Risiko auf sich? Rolle erhielt einen Anruf, bei dem jemand ›unser‹ Eigentum zurückforderte. Karsten habe es bei Rolle ›vergessen‹. Das kann nur bedeuten, daß Karsten etwas in seinen Besitz gebracht hatte, das für jemanden so wichtig war, daß dieser oder diese vor einem Mord nicht zurückschreckten, um es zurückzuerhalten. Als das schiefging, zogen sie den Schluß, daß Rolle dieses Etwas hatte oder dessen Versteck kannte. Um was auch immer es sich handeln mag.«
    »Ich habe keine Ahnung«, versicherte ich. »Karsten hat mir nichts erzählt.«
    »Nein. Aber die glauben es. Die zerstückelte Leiche in deiner Wohnung sollte wohl eine Warnung sein. Wenn du ihr Spiel nicht mitspielst, kann es dir ebenso ergehen.«
    Danach schwiegen wir erst einmal eine Weile. Sune und Pelle hatten zum erstenmal von den Umständen des Mordes und meiner Rolle in diesem Fall gehört. Die Zeitungen waren voll von saftigen Details über den sensationellen Fall gewesen, aber ich hatte sie nicht gelesen, nicht auf die Fragen der Reporter geantwortet, mir die Nachrichten im Fernsehen nicht angesehen.
    Der Portier des Hotels verstand etwas von seinem Job; als die hungrigen Journalisten sich an ihn heranmachen wollten, liefen sie gegen eine Wand.
    »Lund hat sich sein Schicksal selber zuzuschreiben«, meinte Pelle. »Mit ihm gab es doch nur

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