Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
seinem Sessel und schien die Aufforderung des Holländers gar nicht gehört zu haben. Ich wußte aber, daß er gerade in diesem Augenblick äußerst scharf über das Gehörte nachdachte, und gab deshalb dem Wirt ein Zeichen, zu schweigen.
    Dabei streifte mein Blick das Fenster, und ich riß in jähem Schreck die Augen weit auf. Denn durch die dunklen Scheiben starrte das furchtbare Affengesicht des schwarzen Riesen. Als er meinem Blick begegnete, fletschte er die Zähne, nickte mir aber zu, als erkenne er einen alten Bekannten wieder.
    Das Gesicht sah wirklich grauenhaft aus, und im Schein unserer Lampe, der durch die Scheiben nach draußen fiel, und mit den blitzenden Zähnen wirkte es gespenstisch. Doch jetzt blickte ich in die Augen des unheimlichen Wesens und vergaß sofort die häßliche Grauenhaftigkeit des Gesichtes. Denn diese braunen Augen blickten unter den buschigen Brauen so gut und verstehend wie die eines treuen Tieres.
    Ich schüttelte unwillkürlich den Kopf über diesen Gegensatz und machte dadurch den Holländer aufmerksam, der jetzt der Richtung meines starren Blickes folgte.

    „Ha, da ist der schwarze Teufel ja wieder!" grunzte er nur. Ihn schien dieser Spuk überhaupt nicht mehr zu schrecken.
    Auch Rolf erwachte aus seinem Brüten, hob den Kopf und blickte das Gesicht am Fenster lange an. Dann nickte er dem Schwarzen freundlich zu und machte eine Handbewegung, die ihn zum Hereinkommen aufforderte. „Lassen Sie ihn ruhig draußen", warnte Diersch erschrocken.
    Aber der Schwarze schüttelte selbst den Kopf, wurde plötzlich ernst und schien in den Garten zu lauschen. Dann blitzten seine Augen drohend auf, und die wulstigen Brauen zogen sich zusammen. Er schien irgendeinen nahenden Feind zu wittern. Im nächsten Augenblick nickte er uns, wieder lachend, zu und war plötzlich verschwunden. „So was!" brummte Diersch und rief anschließend: „Herein!", denn es hatte leise an unsere Tür gepocht. Baik, der intelligente Diener, trat herein. „Tuan, neuer Gast", meldete er, „ist Chinese, dem Koffer gestohlen."
    „Was? Fu Dan?" Diersch war völlig verblüfft, und auch ich mußte mich zusammennehmen, um einen Ausruf des Erstaunens zu unterdrücken. Nur Rolf blieb ganz ruhig, aber seine Augen weiteten sich vor innerer Spannung. „Ja, ist Chinese", bestätigte der Malaie die bestürzte Frage seines Herrn.
    Als Diersch uns jetzt ratlos ansah, neigte Rolf den Kopf, wie um zum Flur hin zu lauschen, dann deutete er auf mich und sich und legte den Finger an die Lippen. Das sollte heißen, daß der Wirt über unsere Anwesenheit schweigen sollte. Und nicht genug damit, schaltete er unsere Tischlampe aus.
    „Nanu?" brummte Diersch, fragte aber, Rolfs Wink befolgend, nicht weiter und tastete sich zur Tür: Baik riß sie schnell auf, und im Flur, hell beschienen, stand Fu Dan, den wir ja auch in Singapore kennengelernt hatten. Er schien einen Augenblick verblüfft zu sein, als er das Zimmer dunkel sah, verbeugte sich aber sofort lächelnd, als der Holländer in den Schein der Flurlampe trat. „Guten Abend", grüßte er in reinstem Englisch, „dürfte ich nochmals ein Zimmer in Ihrem Hause erhalten?" „Guten Abend", entgegenete Diersch kurz und drückte die Tür hinter sich zu, „ein Zimmer? Gewiß, das können Sie bekommen. Na, haben Sie neue Muster geholt?" „Nein, die Firma gibt keine neuen. Ich soll Sie, Herr Wirt, für den Diebstahl verantwortlich machen." „I, Teufel nicht noch mal", fluchte Diersch nach einer kleinen Pause, „daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht. Dann muß ich es ja den Behörden melden. Na, Herr Fu Dan, dann wird es mit Ihrer Weiterreise wohl nicht so schnell gehen, denn Sie müssen natürlich als Zeuge hierbleiben, wenn ich die Ansprüche bei der Versicherungsgesellschaft stelle."
    „Oh, Herr Wirt, ich habe ja keine Ansprüche gestellt. Es war ja nur die Meinung der Firma in Singapore, die ich Ihnen mitgeteilt habe. Nein, ich habe keine Zeit, hier zu warten und erhebe deshalb keinen Anspruch auf Ersatz des geraubten Koffers. Vielleicht habe ich mehr Zeit, wenn ich zurückkomme, dann möchte ich selbst nach dem Dieb suchen."

    Diersch lachte dröhnend:
    „Na, Herr Fu Dan, den werden Sie wohl nicht mehr finden. Bedenken Sie doch, es ist schon eine Woche her." „Oh, Herr Wirt, vielleicht ist der Dieb noch immer in der Nähe Ihres Hauses", gab der Chinese mit sanfter Stimme zurück, „und ich werde ihn schon finden. Ich bin ihm doch noch die Revanche für das Würgen

Weitere Kostenlose Bücher