Rolf Torring 001 - Das Gespenst
schuldig. Seien Sie unbesorgt, mir stehen Wege offen, auf denen ich ihn sicher finden werde. Dürfte ich jetzt um mein Zimmer bitten? Es wäre mir ganz recht, wenn ich dasselbe bekommen könnte, das ich vor zehn Tagen bewohnte." Wir hörten, daß der Wirt etwas Unverständliches brummte, dann verloren sich seine Schritte auf dem langen Flur.
Rolf schaltete das Licht wieder ein, stand schnell auf und zog die Leinenvorhänge am Fenster zusammen. „So", meinte er dann händereibend und höchst vergnügt, „jetzt wird es interessant."
„Das finde ich auch", gab ich lachend zurück, „was mag dieser Fu Dan wieder hier vorhaben? Du scheinst also doch recht gehabt zu haben, als du in ihm den eigentlichen Urheber des Raubes vermutetest. Obwohl er sehr geschickt für sein Alibi gesorgt hatte, wie sich wohl ein Polizist ausdrücken würde."
„Natürlich ist er der Urheber, nur konnte es ihm nicht bewiesen werden. Aber er scheint einen großen Fehler gemacht zu haben, der gute Fu Dan; er hat sich in seinem Werkzeug verrechnet."
„Aha, der Schwarze! Du, Rolf, ich glaube, wir entwickeln uns allmählich zu ganz guten Detektiven. Was das ganze Polizeikorps in Singapore nicht fertiggebracht hat, ist uns gelungen. Wir haben den Räuber der jungen Dame wenigstens schon gesehen."
„Na, ich hoffe, ihn auch noch zu sprechen. Und wir werden ihn sicher wiedersehen, wenn wir in der Nähe des Chinesen bleiben. Fu Dan hat meiner Ansicht nach das größte Interesse, den Riesen wieder in seine Gewalt zu bekommen, und wenn wir ihn nicht selbst finden, wird er uns zu ihm führen. Aha, da scheint Diersch zurückzukommen. Ja, das ist sehr gut. Lieber Diersch, Ihr braver Hund, der Pinh, wird wohl nach dem Schlag, den er vor zehn Tagen von dem Neger bekam, einen glühenden Haß auf ihn haben. Könnten Sie ihn mir jetzt und auch morgen den ganzen Tag über borgen? Ich möchte doch sehen, ob ich nicht die Spuren des Riesen mit seiner Hilfe weiterverfolgen kann als nur bis zum Fluß."
„Was, meine Herren, Sie wollen in der Nacht draußen sein? Bedenken Sie doch, daß der unheimliche Kerl in der Nähe ist."
„Deshalb möchte ich ja gerade draußen sein", gab Rolf ruhig zurück, „ich hätte ihn zu gern gesprochen." „Sie haben aber wirklich sonderbare Wünsche! Glauben Sie mir, sehr angenehm wäre es nicht für mich, wenn Sie morgen früh aufgespießt hier im Garten lägen." „Ja, vor allen Dingen könnte es sehr dem Rufe Ihres Gasthauses schaden", lachte Rolf, „aber Sie können ruhig sein, lieber Diersch, der Schwarze tut uns ganz bestimmt nichts."
„Na, wenn Sie so sicher sind, kann ich ja nichts dagegen sagen", brummte der Holländer leicht verlegen. Rolfs lachend gegebener Stich, daß seine Hauptsorge um uns wohl doch dem eventuell gefährdeten Ruf seines Hotels gälte, hatte ihn anscheinend getroffen. „Natürlich, meine Herren, ich stelle Ihnen den Pinh gern zur Verfügung. Aber eine Bitte habe ich noch, Herr Torring: Sie müssen mir noch erzählen, wie Sie auf die Spur des Chinesen gekommen sind."
„Ach, das war wirklich ganz einfach. Im Gegensatz zur Polizei in Singapore, die Fu Dan für schuldlos hielt, sah ich in ihm den Haupttäter, das heißt den Mann, der hinter den Kulissen arbeitete. Sein Alibi war wirklich so geschickt gemacht, daß ich sofort Verdacht bekam. Und außerdem kenne ich die Asiaten viel zu gut, als daß ich nicht wüßte, wie sie sich rächen. Einen solchen Schimpf, wie der Gouverneur dem Chinesen zugefügt hat, indem er seinen Antrag lachend ablehnte, vergißt kein Gelber. Ich vermute nur, daß Lord Abednego versäumt oder vergessen hat, der Polizei von diesem Antrag des Chinesen Mitteilung zu machen, denn auch ich holte es erst durch geschickte Fragen aus ihm heraus, und dabei ging er halb lachend darüber hinweg. Also beobachtete ich den Chinesen, das heißt, ich befreundete mich mit einem kleinen Malaienboy, den ich mir am Hafen aufgriff, und setzte ihn auf die Spur des Chinesen. Und eines Tages brachte mir mein kleiner Bote die Nachricht, daß Fu Dan einen Dampfer nach Telok Sema-wee, der großen Militärstation hier an der Ostküste, bestiegen habe.
Einen Tag später fuhren wir ebenfalls ab, hörten im Lager der niederländisch-indischen Fremdenlegion, daß kein Chinese dort in Semawee ausgestiegen sei, und fuhren weiter nach Olehleh. Dort hatten unsere Erkundigungen den gewünschten Erfolg, und die Spur Fu Dans bis hierher zu verfolgen, war nicht schwer. Leider sind wir zu spät gekommen,
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