Rolf Torring 001 - Das Gespenst
mit den Armen eigenartige Bewegungen machte. Aber gerade als ich Rolf darauf aufmerksam machen wollte, war die Gestalt plötzlich verschwunden.
„Nun komm doch, was stehst du denn noch da?" rief Rolf im gleichen Augenblick ärgerlich auf der Straße. Ich trat schnell aus dem Gartentor hinaus, beschleunigte meine Schritte, bis ich neben ihm war, und teilte ihm meine Beobachtung mit.
„Donnerwetter", meinte er nachdenklich, „das erweckt den Anschein, als hätte er irgendeinem Kumpan Signale gegeben. Lieber Hans, jetzt müssen wir ganz besonders vorsichtig sein, denn es ist leicht möglich, daß wir eine unerbetene Gefolgschaft bekommen, die uns unter Umständen sehr unangenehm werden kann. Hoffentlich können wir im Wald merken, ob meine Vermutung stimmt, und dann die Verfolger abschütteln."
Er griff noch weiter aus, aber ich blieb an seiner Seite. „Rolf, meinst du wirklich, daß du den Hund auf irgendeine Spur des Schwarzen setzen kannst? Du sagtest doch selbst, daß der Riese sich mit einem Mittel eingerieben haben wird, dessen Geruch jeden Hund verscheucht." „Ja, lieber Hans, das hat er bei seinen Besuchen hier im Garten getan. Ich glaube aber kaum, daß er es gestern abend bei der Jagd auf den Tapir schon getan haben wird. Und dort will ich den Hund ansetzen. Außerdem wird er beim Transport des schweren Tieres sicher ziemlich deutliche Spuren in den Büschen hinterlassen haben." „Ja, das wird stimmen, und dann wird Pinh seine Spur verfolgen. Ich bin überzeugt, daß er seinen Schlupfwinkel ganz in der Nähe hat."
„Das glaube ich nicht, Hans; wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich mich möglichst weit von jeder menschlichen Ansiedlung verbergen, denn sonst kann er ja immer mit einer zufälligen Entdeckung rechnen, gegen die er nicht gewappnet ist.
Nun haben wir ja schon den Urwaldgürtel des Vulkans Sejawa djanten erreicht; in einer Stunde werden wir auf der Lichtung sein, auf der wir den Schwarzen zum erstenmal erblickten, und dann wird uns Pinh hoffentlich zeigen, wer von uns beiden recht hat."
Auf dem uns schon bekannten Elefantenpfad schritten wir in das feuchtwarme Halbdunkel des Urwaldes hinein. Der Pfad stieg langsam an, und ich hätte es mit Rücksicht auf meinen schweren Rucksack gar nicht ungern gesehen, wenn Rolf das Tempo etwas verringert hätte. Aber er schien nur noch schneller auszuschreiten. Jetzt war er mir schon einige Schritte voraus und verschwand an einer Biegung des Weges. Als ich wenige Augenblicke später den Knick umschritt, blieb ich verblüfft stehen, denn - Rolf war verschwunden. Etwas unbehaglich wurde es mir im ersten Augenblick doch zumute. Was mochte da geschehen sein? Sollte etwa der unheimliche Riese wieder seine Hand im Spiel gehabt und Rolf lautlos vom Wege gerissen haben? Schnell zog ich meine Pistole und spähte in die Büsche zu beiden Seiten des Pfades. Da ertönte über mir eine lachende Stimme: „Hans, komm auch herauf. Ich wollte nur erproben, ob man mich schnell entdecken kann. Das ist offenbar nicht der Fall, und so halte ich diesen Platz für gut. Aber, bitte, beeile dich, vielleicht ist unser Verfolger - das heißt, wenn wir einen haben - uns schon dicht auf den Fersen." Ich blickte empor und sah Rolf auf dem untersten Ast eines riesigen Tamarindenbaumes sitzen. Er nickte mir fröhlich zu und flüsterte: „Wirf mir den Rucksack herauf. Mach doch schnell, der Stamm ist leicht zu ersteigen." Rolf war inzwischen noch einige Äste höher gestiegen, und als ich ihn erreichte, hatte er es sich in dem dichten Laub schon bequem gemacht. Ich setzte mich dicht neben ihn und konnte jetzt den Pfad gut überblicken, während uns von unten wohl kaum ein Mensch entdecken konnte, selbst wenn er es geahnt hätte, daß wir hier oben saßen. Da fiel mir der Hund ein.
„Rolf, wo hast du Pinh gelassen?" fragte ich flüsternd. „Hinter uns im dichten Gebüsch habe ich ihn angebunden und ihm befohlen, ruhig zu sein. Das Tier hat vorzügliche Dressur und wird sich nicht rühren, mag kommen, was will."
„Na, dann bin ich wirklich neugierig, ob uns ein Helfershelfer des Chinesen folgt. Was wollen wir in diesem Falle machen?"
„Ja, das weiß ich selbst noch nicht. Jedenfalls folgen wir ihm dann nach einiger Zeit und sehen, was er beginnt. Da, siehst du ihn? Donnerwetter, ein kleiner Malaien-Boy! Sehr schlau von Herrn Fu Dan; dieser Junge kann nirgends auffallen. Wollen mal sehen, was er beginnt." Ein kleiner, sehniger Bursche, nur mit kurzer Hose und gelbem
Weitere Kostenlose Bücher