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Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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nicht an, wie ich erwartet hatte, sondern er hielt sich stets in gleicher Höhe und schien langsam um den Kegel des Vulkans in nördlicher Richtung herumzulaufen.
    Auch Rolf sprach diese Vermutung aus, als er einige Minuten Pause machen mußte, um einige besonders starke Lianen zu beseitigen.
    „Hans", meinte er nachdenklich, „mir scheint, wir kommen langsam auf die Ostküste zu." „Ja", bestätigte ich, „irgendwo in der Nähe muß hier die Militärstation Segli an der Küste liegen." „Nein", widersprach er, „Segli liegt ein bedeutendes Stück östlicher. Wir müssen erst um den ganzen Vulkankegel herumlaufen, um in die Ebene zu gelangen. Schade, wir hätten uns einen landeskundigen Führer nehmen sollen." „Na", tröstete ich ihn, „schließlich wollen wir ja diesmal nicht das Land kennenlernen, sondern den schwarzen Riesen finden, und da kann es uns ja schließlich ganz gleich sein, wo wir herauskommen."
    „Da hast du auch recht", lachte Rolf, „also folgen wir ruhig der Spur des Unheimlichen weiter. Ich muß allerdings bemerken, daß er mir persönlich gar nicht mehr unheimlich erscheint."
    „Das stimmt", gab ich zu; „er hätte uns doch gestern abend leicht töten können und hat uns statt dessen vor dem Chinesen gewarnt. Ich wäre wirklich sehr erfreut, wenn wir ihn kennenlernen würden." „Das hoffe ich ganz be..."
    Rolf brach plötzlich ab und blieb stehen. Wir waren aus dem dichten Untergehölz in eine kleine Lichtung getreten, und da lag dicht vor uns der Kadaver des Tapirs. Das heißt, es waren nur noch die Überreste vorhanden, denn Raubwild und Insekten hatten sich schleunigst an die Arbeit gemacht, das Fleisch zu verzehren. Trotzdem konnten wir noch deutlich erkennen, daß die besten Stücke des Wildes vorher kunstgerecht herausgetrennt waren. „Was denkst du jetzt von unserem unbekannten Freund?" fragte Rolf lächelnd.
    „Daß er entweder ein ganz besonderer Feinschmecker ist, oder für jemand zu sorgen hat, dem er nur das Beste bieten will."
    „Bravo", rief mein Freund, „dasselbe habe ich auch gedacht. Und weißt du, wer dieser Jemand ist, für den er zu sorgen hat?"

    „Das ist nicht schwer zu erraten. Es wird Ellen Abednego sein."
    „Ja, es ist Ellen Abednego. Und jetzt weiß ich auch, weshalb der schwarze Riese seinen Haß auf den Chinesen geworfen hat. Sicher ist er von Fu Dan zum Raub der jungen Engländerin angestiftet worden, hat ihn auch ausgeführt, ist aber wahrscheinlich durch die Schönheit des Mädchens gerührt worden und will sie jetzt beschützen. Ich verstehe nur nicht, weshalb er sie nicht einfach dem Vater zurückgebracht hat, sondern sie hier im Urwald verbirgt." „Meinst du wirklich, daß der Lord diesem schwarzen Ungetüm ein Wort glauben würde, wenn er ihm auch die Tochter zurück brächte? Würde der Schwarze nicht sofort wegen Mädchenraubes abgeurteilt werden? Und wäre dann Ellen nicht immer wieder in neuer Gefahr, von dem rachsüchtigen Chinesen unter Benutzung eines neuen Werkzeuges entführt zu werden!"
    „Hallo, Hans", rief Rolf lachend, „du hast dich ja tatsächlich zu einem Detektiv entwickelt, der seine Hauptstärke in der Kombinationsgabe besitzt. Tadellos hast du diesen Gedankengang entwickelt, und ich muß offen sagen, daß ich ihn gar nicht übel finde. Nur verstehe ich nicht, daß der schwarze Beschützer den Chinesen nicht getötet hat; zweimal war er doch schon in seiner Hand. Und er hätte nur etwas kräftiger zuzugreifen brauchen, dann hätte der brave Fu Dan sicher keine Kopfschmerzen mehr." „Aber sonst", fuhr Rolf nach kurzem Überlegen fort, „hat dein Gedanke wirklich Hand und Fuß. Vielleicht gibt uns der Riese Aufklärung über sein merkwürdiges Verhalten!" Noch eine Viertelstunde lang mußten wir uns durch die dichten Büsche drängen, dann gewannen wir plötzlich einen Pfad, den Rolf als einen alten Kriegspfad der Atjeher in ihren Kämpfen gegen die Holländer erklärte. „Kommandant van Greve in Kota-Radja zeigte mir eine sehr genaue Karte des Atjeher-Landes", meinte er, „und wenn ich nicht ganze irre, war auch dieser Pfad darauf verzeichnet. Wir müssen jetzt bald über einen kleinen Fluß kommen und können dann, wenn wir noch einige Kilometer vorgehen, die Ebene sehen, die sich neben dem ganzen Gebirge an der Ostküste entlangzieht. Allerdings wüßte ich dann nicht, wo unser schwarzer Freund geblieben sein könnte."
    Aber Pinh, der famose Wolfshund, zog uns unermüdlich weiter. Wir mußten uns also auf der

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