Rolf Torring 015 - An Tibets Grenze
Geheimnis des Fremden nachgespürt zu haben. Bleibt ruhig hier oben, ich hoffe bald zurückzukommen"
„Nein, Rolf, jetzt komme ich mit," widersprach ich fest und kletterte auch sofort als erster vom Baum herunter. Lächelnd folgte mir Rolf und nickte mir unten zu, denn er wußte ja genau, daß ich nur aus Sorge um ihn so eifrig dabei war.
Wir fanden schnell die Stelle, an der das ungleiche Paar in die Gebüsche eingedrungen war. Als wir uns durch den dichten Strauch gezwängt hatten, standen wir auf einem schmalen Pfad, der sich in nordöstlicher Richtung durch den Wald wand.
„Des ist die Richtung auf den Dihong-Fluß," meinte Rolf versonnen
"Ja, allerdings," lachte ich leise, „aber der Fluß ist noch an hundert Kilometer entfernt. Und ich glaube kaum, daß dieser Pfad soweit führen wird."
„Das ist auch gar nicht notwendig, lieber Hans " gab mein Freund zurück. „Du wirst dich aber erinnern, daß Menta nur davon gesprochen hat, er hätte den berüchtigten Elefanten Pulo in der Nähe des Dilo- Flusses gesehen. Es braucht also gar nicht direkt am Fluss gewesen zu sein. Und die beiden geflohenen Fürsten können sich ganz gut hier in der Nähe versteckt haben."
„Hm, allerdings,“ musste ich zugeben, „so wie du es darstellst, könnte man es wirklich annehmen. Donnerwetter dann hatten wir aber ein Glück das gar nicht auszudenken ist."
„Na, nach soviel Pech könnte es ruhig einmal sein" meinte Rolf. „Halt, da ist er."
Sein leiser Zuruf war eigentlich unnötig gewesen denn ich hatte selbst im gleichen Augenblick den Fremden entdeckt. Wir hatten gerade eine ziemlich scharfe Biegung des Pfades passiert und sahen ihn nun in ungefähr dreißig Meter Entfernung langsam dahinwandeln. Dicht vor ihm schritt sein Begleiter, der riesige Tiger.
Zu unserem Glück wehte uns ein leichter Wind entgegen, sonst hätte das mächtige Raubtier vielleicht unsere Anwesenheit gewittert. Wir hielten uns jetzt so, daß wir gerade noch einen Schimmer des weißen Ge wandes vor uns sehen konnten. Sollte sich der Verfolgte wirklich einmal umdrehen, dann würde er uns unmöglich bemerken können, da unsere graugrünen Khakianzüge kaum von der Vegetation abstachen.
Dabei waren wir bei Biegungen sehr vorsichtig. Stets lauschten wir erst einige Augenblicke, ehe wir langsam die Köpfe vorstreckten. Die dadurch verlorene Zeit holten wir durch schnelleres Laufen auf den geraden Strecken des Pfades wieder ein.
Als wir wieder eine Biegung passierten, hielten wir betroffen inne, denn vor,uns blinkte in vielleicht dreißig Meter Entfernung ein kleiner, länglicher See. Ein Boot stieß gerade vom Ufer ab, in dem der geheimnisvolle Europäer mit seinem Tiger saß. Sie fuhren einer hohen Mauer entgegen, die am Ende des Sees aufragte.
Und über diese Mauer strebte ein mächtiger Kuppelbau aus weißem Stein empor, ein kunstvoller, sicher uralter Tempel, den wir hier mitten in der Wildnis entleckt hatten.
3. Kapitel.
Als Tempelwächter.
Als der flache Nachen mit den beiden merkwürdigen Insassen ungefähr noch zwanzig Meter von der Mauer entfernt war, öffnete sich lautlos ein mächtiges Tor aus Metall das in der Sonne golden funkelte. Niemand war zu sehen, der den schweren Flügel aufgezogen hatte.
Der Nachen stieß an. Sofort sprang der Tiger heraus und blieb in der Toröffnung stehen, während der Europäer den Kahn befestigte. Dann stieg er ebenfalls aus. durchschritt mit seinem riesigen Begleiter das Tor, und langsam schloß sich der blinkende Flügel wieder.
Wir starrten uns jetzt verblüfft an. Dann flüsterte ich leise:
„Hättest du so etwas vermutet, Rolf? Ob es wirklich möglich ist, daß sich die Geflohenen hier versteckt haben?"
„Das müssen wir natürlich untersuchen," meinte Rolf ruhig. „Du kannst sehen, daß der See nicht sehr lang ist. Wir können ihn gut umschreiten, denn ich habe keine Lust hindurchzuschwimmen. Es könnten Krokodile als Wächter gehalten werden."
„Wann wollen wir hinein?"
„Am besten wohl nach Einbruch der Dunkelheit. Selbstverständlich müssen wir vorher genau untersuchen, wo wir am besten eindringen können. Jetzt wollen wir schnell zurück, den Gefährten Bescheid sagen und sofort wieder hereilen. Dann haben wir noch genügend Zeit, um uns rings um den merkwürdigen Tempel zu schleichen."
„Dann wollen wir uns beeilen. Oder wäre es vielleicht richtiger, wenn einer von uns hier bleibt? Vielleicht kann er hier inzwischen Wichtiges beobachten?"
„Sehr gut," stimmte Rolf zu,
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