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Rolf Torring 015 - An Tibets Grenze

Rolf Torring 015 - An Tibets Grenze

Titel: Rolf Torring 015 - An Tibets Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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langsamen Pendelbewegungen über dem See. Seine Beine waren vielleicht einen Meter von der Wasserfläche entfernt. Als seine Bewegungen aufgehört hatten und er ruhig genau über der Seemitte hing, senkte sich das Seil soweit, daß seine Füße da» Wasser fast berührten.
    „Ich muß Ihnen erklären," sagte der Anführer, „daß dieses Seil sehr langsam immer tiefer hinuntergelassen wird. Den Grund werden Sie sofort sehen."
    „Ziehen Sie die Beine hoch, Lord," rief Roll
    Aber es war schon zu spät. Aus dem Wasser schnellten plötzlich mehrere Fische von vielleicht zwei bis drei Pfund Gewicht hoch, — und schon stieß Hagerstony einen lauten Schmerzensruf aus. Blitzschnell zog er die Beine hoch, aber wir sahen deutlich, daß er aus verschiedenen Stellen blutete.
    „Sie sehen wie sich die Bewohner dieses Wassers auf ihr neues Opfer freuen" sagte der Inder mit kalter Grausamkeit, als sich die furchtbaren Fische hoch herausschnellten, ohne aber den Lord erreichen zu können „Es wird lange dauern, bis sich das Seil völlig hinabgesenkt hat. Bis morgen früh, wenn die Zeit Ihrer Opferung gekommen ist, werden Sie sehen, wie Ihr Gefährte langsam verzehrt wird. Das ist die gerechte Strafe für seine Beleidigungen."
    Wir waren vor Entsetzen über diese Grausamkeit stumm. Desto lauter war aber der Lord, der den Inder mit den ausgewähltesten Bezeichnungen bedachte. Im Augenblick überwog bei ihm noch die Wut und ließ ihn seine entsetzliche Lage nicht in ihrer ganzen Furchtbarkeit überschauen.
    Dieser kleine See schien von den gefährlichen Fischen zu wimmeln, denn immer noch sprangen sie scharenweise nach ihrer ersehnten Beute. Es mußte eine noch unbekannte Abart der Piranyas, dieser gefährlichen Bewohner der Flüsse Südamerikas, sein, die sie zu Tausenden bevölkern und die von den Eingeborenen im höchsten Grade gefürchtet sind.
    Kein Tier kann einen solchen Fluß durchschwimmen, denn es wird buchstäblich in Stücke gerissen oder ist halb skelettiert, wenn es wirklich am anderen Ufer zusammenbricht. Und dabei sind diese furchtbaren „Sägesalmler," wie ihre wissenschaftliche Bezeichnung lautet, höchstens dreißig Zentimeter lang.
    Wenn die grausame Maschinerie in Tätigkeit trat und der Lord ins Wasser gelassen wurde, dann würden ihn diese furchtbaren Raubfische langsam zerfleischen.
    Der Inder las wohl das Entsetzen aus unseren Mienen, er lächelte grausam, nickte uns zu und verließ mit seinen Untergebenen die Grotte.
    Im gleichen Augenblick stieß Hagerstony wieder einen lauten Schrei aus. Unbedacht hatte er, als er den Davongehenden noch einen Fluch nachsandte, seine Beine etwas gesenkt, und sofort waren drei Fische herausgeschossen und hatten ihm ansehnliche Stücken Fleisch abgerissen, wie die heftig blutenden Stellen zeigten.
    Jetzt schien dem Lord langsam zum Bewußtsein zu kommen, in welcher furchtbaren Lage er sich befand. Stöhnend bückte er uns mit weit aufgerissenen Augen an.
    "Lord, verlieren Sie die Hoffnung nicht," rief Rolf. "Versuchen Sie, Ihre Beine so weit nach hinten und oben in den Knien zu beugen, daß Sie die Füße mit Ihren Händen festhalten können. Dann strengt es Sie weniger an."
    Da dem Lord die Hände auf dem Rücken gefesselt waren, gelang es ihm nach einigen Versuchen Und sofort stieg seine Zuversicht wieder.
    „Jetzt können sie mir höchstens die Knie abknabbern," lachte er, „das sind aber wirklich ganz gefährliche Bestien. Sie haben mir ganze Stücke Fleisch herausgerissen Alle Wetter, jetzt bin ich ein kleines Stück tiefer gerutscht."
    Die grausame Maschine hatte sich schon in Bewegung gesetzt. Und die entsetzlichen Fische schienen es genau zu wissen denn jetzt sprangen sie in immer dichteren Schwärmen empor.
    Und sie stießen sogar an die Knie des Lords, konnten aber zum Glück an den glatten, gebogenen Knochen keinen Halt für ihre scharfen Zähne finden Aber Hagerstony fühlte wohl, daß jetzt das Verhängnis langsam, aber sicher nahte. Er stöhnte tief auf und warf uns einen verzweifelten Blick zu.
    „Lord, der Inder betonte ja extra, daß Sie sehr langsam hinab gelassen werden," sagte Rolf wieder, „und bis dahin werden wir schon Hilfe erhalten. Pongo wird uns sicher finden."
    „Er kann doch unsere Spur nicht durchs Wasser verfolgen" stöhnte Hagerstony, „und wer weiß, wohin der Elefant gerannt ist. Nein lieber Torring, ich fühle, daß ich hier mein Ende finde, ein Ende, wie es grausiger gar nicht sein kann! Am liebsten würde ich die Beine hinab

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