Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 020 - Der Flug nach Norden

Rolf Torring 020 - Der Flug nach Norden

Titel: Rolf Torring 020 - Der Flug nach Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
Draußen sagte ich zu Rolf:
    „Nun, es war doch gar nicht so schlimm, wie wir erwartet hatten Eigentlich war es sogar ein sehr angenehmer, sympathischer Mann."
    „Konntest du an ihm keine Ähnlichkeit entdecken?" meinte Rolf.
    Ich stutzte, denn seine Frage klang so bestimmt, daß ich sofort wußte, er hatte bereits irgend etwas entdeckt. Aber vergeblich lief ich mir das kühne, kalte Gesicht ins Gedächtnis zurück. Ich konnte mich im Augenblick wirklich nicht entsinnen, einen ähnlichen Menschen gesehen zu haben. Und obgleich ich mir die ganze letzte Zeit, die wir in Indien verbracht hatten, zurückrief ich kam nicht auf den nächstliegenden Gedanken.
    Da lachte Rolf kurz auf und sagte:
    „Du mußt nicht zurückdenken, lieber Hans. Nimm doch das Nächstliegende, nämlich unser letztes Abenteuer. Erinnerst du dich vielleicht noch an den Anführer der Räuberbande?"
    Da fiel es mir natürlich wie Schuppen von den Augen Diese beiden Männer, der Bandenführer und der Polizei-Chef, mußten sehr nahe verwandt, ja, vielleicht Brüder sein. Und jetzt verstand ich auch, weshalb der Polizeichef den Schlupfwinkel der Bande nicht ausnehmen wollte.
    Denn trotz seiner Versicherung, daß die Bande sicher schon von unserer Meldung wüßte und infolgedessen ihren Schlupfwinkel räumen würde, hätte eine berittene Truppe doch leicht noch den größten Teil der Banditen fangen können.
    Und auch der Chinese Me-hang war natürlich vor jedem Zugriff der Polizei in diesem Falle geschützt.
    Aber dafür war unsere Lage selbstverständlich äußerst gefährlich geworden. Anstatt polizeilichen Schutz zu genießen, waren wir bestimmt im Gegenteil der Rache dieser Bande ausgeliefert. Denn sicher hatten alle Polizisten in Lhassa bereits den Befehl, daß wir bei irgendeinem Überfall nicht zu unterstützen wären Das läßt sich ja in einem wilden, fremden Land sehr leicht machen."
    „Donnerwetter, Rolf," meinte ich deshalb, „jetzt sind wir aber tatsächlich in einer furchtbaren Zwickmühle Oder meinst du nicht auch, daß dieser Me-hang mit der Bande im Einvernehmen steht? Wer weiß, was uns in seinem Haus erwartet."
    „Ja, dasselbe hatte ich auch schon gedacht," gab Rolf zu, „aber wir haben ja leider die Begleitung des Polizisten Und ich glaube, daß er uns, selbst wenn wir ins Haus eingetreten sind, immer noch beobachten wird, um jeden unserer Schritte seinem Chef zu melden."
    „Herrgott," rief ich aus, „wir wollen doch den Leuten gar nichts tun, wir wollen doch nur unseren interessanten Auftrag ausführen."
    „Das werden uns die Leute aber nicht glauben, und deshalb müssen wir auf jeden Fall versuchen, uns zu retten. Sei es durch List oder Gewalt"
    „Dann wollen wir doch jetzt einfach dem Polizisten erklären, daß wir uns anders besonnen hätten. Wir wollten die Pferde bei einem anderen Händler kaufen"
    „Das hat wenig Zweck, denn er wird schon seine entsprechenden Instruktionen haben. Nein, wir wollen ruhig in die Höhle des Löwen hineingehen und dann sehen, wie wir wieder am besten herauskommen"
    Inzwischen waren wir schon vor dem Haus des Chinesen angekommen Der Polizist betätigte den altertümlichen Türklopfer, und sofort zeigte sich der alte Chinese in der sich öffnenden Tür.
    „Ah, es ist alles erledigt, meine Herren!" sagte er höflich. „Nun, ich habe inzwischen auch die beiden fehlenden Pferde bekommen. Und außerdem habe ich meinen Preis noch einmal genau kalkuliert, ich kann Ihnen alle vier Pferde noch bedeutend billiger geben"
    Und er nannte einen Preis, der zwar auch noch ziemlich hoch war, aber im Gegensatz zum zuerst geforderten direkt lächerlich war.
    Rolf handelte gar nicht weiter.
    „Gut," meinte er, „ich will schnell weiter, und da kommt es mir auf eine kleine Summe mehr nicht an. Bitte, lassen Sie die Pferde auf den Hof führen. Ich gebe Ihnen das Geld, wenn wir aufgesessen sind und das Tor geöffnet ist."
    „Gewiß, gewiß," dienerte der lächelnde Chinese, „ganz wie die Herren wünschen."
    Der Polizist hatte sich mit kurzem Gruß inzwischen vom Hof entfernt. Wir standen die Pistolen immer griffbereit, in der Nähe des Tores, spähten mißtrauisch rings umher, aber wir konnten beim besten Willen nichts Verdächtiges entdecken.
    „Das sieht wirklich noch gefährlicher aus," sagte Rolf plötzlich in meine Gedanken, die sich mit einer angenehmeren Lösung beschäftigten, hinein. „Ich hätte lieber gesehen, wenn sich einige der Räuber vor dem Tor herumgetrieben hätten. Jetzt wissen wir

Weitere Kostenlose Bücher