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Rolf Torring 020 - Der Flug nach Norden

Rolf Torring 020 - Der Flug nach Norden

Titel: Rolf Torring 020 - Der Flug nach Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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absolut nicht, von welcher Seite ein eventueller Überfall erfolgen soll."
    „Aber Rolf," widersprach ich, „vielleicht haben sich die Leute wirklich überzeugt, daß wir harmlos sind und gar kein weiteres Interesse an ihnen haben."
    „Das glaube ich nun nicht," meinte er nachdenklich, „denn erstens wird es sie wurmen daß wir entflohen sind, und zweitens fürchten sie sicher unsere Bekanntschaft mit dem mächtigen Lord Bird. Wenn wir ihm von irgendeiner chinesischen Stadt aus unser Erlebnis mitteilen, wird England sofort von Tibet strengste Maßnahmen verlangen."
    „Ja, das ist richtig," gab ich zu, „von dieser Seite aus habe ich die ganze Angelegenheit noch nicht betrachtet. Aber wie wäre es, wenn wir dem Polizeichef unser Ehrenwort geben nichts über die Vorgänge verlauten zu lassen!"
    „Dann würde er sofort annehmen, daß wir feige sind, und dann noch mehr darauf dringen, daß wir unbedingt beseitigt werden. Nein, lieber Hans, jetzt müssen wir schon sehen, wie wir uns aus dieser Klemme herausziehen können"
    Als ich antworten wollte, führten mehrere chinesische Boys gerade die vier Pferde heraus. Wir haben gute Pferdekenntnisse und sahen sofort, daß die Tiere, wenn sie auch klein gebaut waren, doch schnell und ausdauernd sein mußten. Und dieser Umstand erfüllte mich wieder mit Zweifeln.
    Wenn wir wirklich hier erledigt werden sollten, dann brauchten uns die Gegner doch nicht so gute Pferde zu geben
    Aber es schien als hätte Roll meine Gedanken erraten, denn er meinte halblaut:
    „Das ist auch ein ganz guter Trick. Sie wollen uns durch diese guten Pferde nur in Sicherheit wiegen und dann um so überraschender über uns herfallen zu können."
    Jetzt war meine augenblickliche Freude natürlich sehr gedämpft, aber als ich Rolfs entschlossenes Gesicht sah, faßte ich auch wieder neuen Mut. Wir hatten doch wirklich schon in viel verzweifelteren Situationen gesteckt, da mußte es uns auch gelingen, aus diesem Kessel her auszukommen.
    Ohne weitere Umstände bezahlte Rolf dem lächelnden Chinesen den geforderten Preis. Dann fragte er ihn nach dem nächsten Weg aus der Stadt, und der Gelbe beschrieb ziemlich umständlich die Straßen, durch die wir reiten sollten Wir saßen auf, winkten dem Dienernden noch einmal zu und ritten aus dem Tor.
    Aber Rolf ritt anstatt Links, wie uns der Chinese gesagt hatte, scharf nach rechts.
    Ich verstand sofort die Maßnahme. Denn ich konnte mir wohl denken, daß wir in die Irre geleitet werden sollten, in Straßen in denen die Räuber auf uns lauerten. Und die Richtung, die wir jetzt einschlugen, führte auch scharf nach Osten, dem fernen China zu, das wir unbedingt erreichen mußten, um unseren Auftrag durchführen zu können.
    Sofort sahen wir auch, daß wir richtig gehandelt hatten, denn wir waren nur eine kurze Strecke von dem Haus des Chinesen entfernt, als sich uns der Polizist, der uns hergeführt hatte, in den Weg stellte und unter lebhaften Armbewegungen in die andere Richtung wies.
    Aber Rolf lachte nur, warf ihm eine kleine Münze zu und trieb sein Pferd so scharf an, daß der Uniformierte — worunter man allerdings nicht unsere europäischen Uniformen verstehen darf — schnell zur Seite springen mußte.
    Ich mußte noch das Packtier, das ich führte, herumreißen, sonst wäre er unter dessen Hufe gekommen. Und ohne uns um sein erregtes Schreien zu kümmern, ritten wir ruhig weiter. Aber Rolf erhöhte die Geschwindigkeit immer mehr. Alle Passanten sprangen fluchend zur Seite, wenn wir heran klapperten, denn es kam wohl sonst äußerst selten vor, daß bei beginnender Nacht noch ein kleiner Reitertrupp die Stadt verließ, um in die einsamen, gefährlichen Steppen zu reiten.
    Innerlich frohlockte ich schon. Jetzt hatten wir durch diese List Rolfs unsere Verfolger sicher auf falsche Fährte gelockt, ja, sie konnten uns bestimmt nicht mehr folgen. Aber plötzlich bemerkte ich zu meinem Schrecken, daß die Straßen immer enger und dunkler wurden. Sollten wir uns vielleicht auf falschem Wege befinden?
    Und im gleichen Augenblick hörte ich hinter uns laute Rufe, die sich schnell fortpflanzten. Das waren sicher die Verfolger, die doch unseren Weg gefunden hatten.
    „Los, los," rief auch Rolf Im gleichen Augenblick, „wir müssen bald heraus sein. Dann können sie uns nichts mehr anhaben"
    Eng an den niedrigen Häusern ging es vorbei, immer im schärfsten Trab, und ich zitterte unwillkürlich bei dem Gedanken, daß wir vielleicht harmlose Passanten umreiten

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