Rolf Torring 025 - Der Herr der Riesen
zurückfuhren, gingen wir in scharfem Tempo nach Südosten.
Schon jetzt merkten wir, daß Kuskwag offenbar einem besonderen Befehl des Advokaten folgte. Er wollte uns nämlich mit aller Gewalt mehr südlich führen und behauptete, daß wir dort den Gesuchten finden würden.
Aber Rolf ließ sich durch seine wiederholten Hinweise absolut nicht stören, sondern behielt die Richtung bei, die ihm die alten Digger angegeben hatten. Und als Kuskwag immer wieder von dieser Richtung abdrängen wollte, fuhr Rolf ihn scharf an und erklärte ihm, er könne sofort zurückkehren, wenn er noch weiter vom Wege abweichen wolle.
An dieser Stelle begann der Wald nämlich erst ungefähr dreihundert Meter vom Ufer entfernt, und wir wollten beim Anbruch des Morgens schon in seinem Schutz sein.
Da schwieg Kuskwag, aber ich hatte sofort das Gefühl, daß er nichts Gutes gegen uns im Schilde führte. Doch was sollte er schließlich jetzt gegen uns anfangen, das Einzigste, uns in die Irre zu führen hatte er ja vergeblich versucht. Trotzdem hätte ich es lieber gesehen, wenn der unsympathische Geselle nicht mehr bei uns gewesen wäre.
Nach ungefähr einer halben Stunde erreichten wir den Wald. Unter den ersten Bäumen blieben wir stehen und erwarteten das Hereinbrechen des Morgens. Wären wir in späterer Jahreszeit gewesen, dann hätten wir sicher während der ganzen Nacht Nordlicht gehabt.
Jetzt mußten wir aufs Tageslicht warten, um durch den mächtigen Wald einen Weg zu finden. Nach einer halben Stunde war es endlich so hell daß wir die riesigen Tannenstämme deutlich unterscheiden konnten. Zwar hing noch Frühnebel im Wald, aber Rolf stellte an Hand seines Kompasses die Richtung fest, und in vielen Windungen ging es zwischen den mächtigen Nadelbäumen hindurch.
Innerlich sagte ich mir, daß Gallagher wohl kaum sein Haus im Wald selbst aufgeschlagen hätte, sondern besser am Rand, damit er das freie Feld vor sich bestellen konnte. Das kam allerdings nur dann in Frage, wenn er sehr viel Ackerbau betrieb, andererseits, wenn er das erforderliche Getreide durch Tauschhandel beziehen konnte, war es besser für ihn im Walde, inmitten seines Jagdgebietes zu wohnen.
Ich mochte aber Rolf nicht nach seiner Meinung fragen, weil mich das verkniffene Gesicht Kuskwags störte. Der Indianer spielte tatsächlich den Beleidigten, weil wir uns von ihm nicht führen ließen.
Endlich meinte ich zu Rolf in deutscher Sprache: "Wollen wir ihn nicht lieber zurückschicken? Nutzen tut er uns doch nichts, im Gegenteil wird er uns nur schaden, wo er kann."
„Ich habe auch bereits daran gedacht," gab Rolf zurück; "aber ich möchte ihn solange im Auge behalten, bis wir unsere Mission erfüllt haben. Wenn er heimtückisch hinter uns herschleicht, sind wir bedeutend gefährdeter."
„Das stimmt allerdings auch," mußte ich zugeben, „na, dann wollen wir das Gesicht noch länger ertragen."
„Ja, das hilft nichts," lachte Rolf, „ein Grund mehr für uns, die Angelegenheit möglichst schnell zu erledigen. Ah, der Wald war nicht breit, dort vorn scheint schon wieder eine Ebene zu kommen."
Zwischen den Bäumen hindurch schimmerte eine weite Ebene, nur manchmal unterbrochen von kleinen Hollundergebüschen und mäßig hohen, grasbewachsenen Hügeln. Die Ebene bekam dadurch etwas wellenförmigen Charakter.
„Wenn Gallagher hier irgendwo wohnen sollte, meinte Rolf, „dann wird er sich sein Haus doch sehr wahrscheinlich am Rand dieses Waldes gebaut haben. Wir wollen also ruhig hier entlang gehen, dann können wir auch gleichzeitig die Ebene, wenigstens teilweise, übersehen."
Als wir ungefähr eine Stunde am Rande des Waldes hingeschritten waren, stießen wir plötzlich auf ein Blockhaus, das aus mächtigen Stämmen praktisch und nicht ohne äußere Schönheit ausgeführt war.
Vorsichtig näherten wir uns dem Gebäude, wußten wir doch nicht, ob der Eintritt gestattet sei. Als wir dann aber herankamen, sahen wir, daß das Haus leer war.
Die Zeit hatte schon ihre Zerstörungen begonnen, also mußte es schon länger verlassen sein. Fenster und Türen fehlten, waren offenbar entfernt, und das deutete auf ein beabsichtigtes Verlassen hin.
Die Räume waren völlig leer, und als wir das ganze, sehr praktisch angelegte Haus besichtigt hatten, meinte Rolf:
„Ich möchte wetten, daß Gallagher hier gewohnt hatte. Er wird wohl weiter fortgezogen sein, weil die Pelztiere, von deren Jagd er sich ernährte, in dieser Gegend zu rar wurden."
„Das ist allerdings
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