Rolf Torring 025 - Der Herr der Riesen
glaube, das Mittel gefunden zu haben. Meinen Sie nicht auch, meine Herren, daß er bestimmt kommen würde, wenn ich ihm sage, ich hätte Henderson gefunden?"
Wieder sprangen die Männer auf, dann schrie Sullivan:
„Herr, treiben Sie keinen Spott mit diesen Dingen, sie sind uns heilig. Jeder von uns hat geschworen, diese Ratte zu vernichten. Herr, sprechen Sie im Ernst? Sie sind gerade ins Land gekommen und wollen einen Menschen entdeckt haben, nach dem wir sechzehn Jahre vergeblich gesucht haben?"
„Das will ich allerdings," sagte Rolf in vollkommener Ruhe. "Ich glaube mit aller Bestimmtheit, diesen Patrik Henderson entdeckt zu haben."
„Herr, das wäre ein Wunder," stammelte Sullivan. „Wenn das wahr ist dann wird Gallagher allerdings bestimmt kommen, dann wird das Rachegefühl in ihm siegen. Aber ich kann es mir nicht denken."
„Verlassen Sie sich darauf, ich weiß, was ich sage," meinte Rolf sehr ernst, „aber ich muß Sie bitten, über meine Mitteilung strengstes Stillschweigen zu bewahren, sonst findet der von mir Verdächtigte vielleicht Gelegenheit zu verschwinden, ehe wir zupacken können. Auch von Ihnen, Herr Harlan, bitte ich es mir ganz besonders aus."
„Selbstverständlich, Herr Torring," sagte der junge Mann, „ich komme ja sehr wahrscheinlich vor Ihnen in die Stadt zurück und darf deshalb auf keinen Fall reden."
Er zwinkerte uns dabei in einer Weise zu, daß wir sofort wußten, er tippte ebenfalls auf den kleinen Advokaten. Sehr wahrscheinlich hatte er, als Vorurteilsfreier die Geschichte ebenfalls gehört und sich beim Anblick Eavens sofort denselben Gedanken gemacht, der jetzt durch Rolfs Worte bekräftigt wurde.
Rolf nickte ihm zu und betonte nochmals:
„Also, meine Herren, ich verlange unbedingtes Schweigen von Ihnen, sonst gefährden Sie meinen ganzen Plan. Warten möchte ich hier nicht auf den Indianer Gallaghers, ich werde versuchen, ihn zu finden. Es ist besser, ich verhandle persönlich mit ihm, denn ein Schreiben wirkt stets zu kalt"
„Das ist auch richtig," gab Sullivan zu, „nur fürchte ich, daß Sie ihn nicht so schnell finden werden. Sie haben ja gar keine Ahnung, wo er sich eine Hütte gebaut hat, Sie können tagelang in den unermeßlichen Wäldern umherstreifen, ohne auf eine Spur menschlicher Anwesenheit zu stoßen. Auch wir können Ihnen nur sagen, daß er in südöstlicher Richtung jenseits des Flusses wohnen muß."
„Nun, das genügt mir schon vollkommen," lachte Rolf, „ich habe keine Sorge, Ihn zu verfehlen. In einer Stunde wird der Tag hereinbrechen, da möchte ich bereits am anderen Ufer sein, um sofort mit der Suche beginnen zu können. Ich möchte in der Dunkelheit übersetzen, denn mein treuer Begleiter, der im Boot geblieben ist braucht von den Betrunkenen nicht gesehen zu werden. Er ist mein Freund, mein treuer Freund, aber — ein Neger. Und das wird den meisten Herrschaften hier nicht gefallen."
„Allerdings, da haben Sie recht" meinte Sulllvan, „wir sind ja über solche Dinge hinweg, aber die jungen Brauseköpfe denken anders. Wir werden Sie in Kanus übersetzen, dann fällt es gar nicht auf. Zeit zu einem Abschiedstrunk haben wir noch, dann geht es los."
Der Wirt öffnete sofort die dritte Flasche und schenkte ein.
3. Kapitel Auf der Sache nach Tim Gallagher.
Eine halbe Stunde saßen wir noch zusammen, dann erhob sich der alte Sullivan.
„Meine Herren," sagte er warm, „ich wünsche Ihnen alles Gute. Ich würde mich freuen wie selten in meinem alten Leben, wenn Sie uns den Tim wiederbringen. Wollen keine langen Abschiedsreden halten, wollen nur sagen: Mit Gott und frohe Heimkehr!"
Unbeachtet von den eifrigen Spielern und Tänzern verließen wir die Bar. Die Feuer am Ufer waren fast ganz erloschen, für uns sehr angenehm, denn jetzt waren wir noch sicherer, daß Pongo nicht gesehen wurde.
Zwei Kanus löste der alte Sullivan, in dem einen wollte er uns und Pongo hinüberbringen, das andere sollte der Wirt für die beiden Indianer nehmen.
Als auf Rolfs Ruf die riesige Gestalt Pongos aus dem Motorboot auftauchte, prallten die alten Digger doch zurück, und Sullivan murmelte leise:
„Herrgott, da haben Sie allerdings einen wunderbaren Bundesgenossen."
„Ja," sagte Rolf, „und er ist treu wie Gold!"
*
Wir nahmen in den schmalen Booten Platz, und in schräger Linie gegen die Strömung wurde der Yukon überquert. Schnell stiegen wir am anderen Ufer aus, ein kurzes Händeschütteln, Abschiedsrufe, und während die beiden Kanus
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