Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere
Möven die Haut mit den Federn ab, um den reichlichen Tran vom Fleisch zu entfernen, und sie waren groß genug, daß sie ein ausreichendes Mahl selbst für so verhungerte Männer versprachen.
Nachdem wir sie ausgenommen und gewaschen hatten, brieten wir sie vorsichtig an grünen, frischen Zweigen langsam über dem Feuer. Nach einer halben Stunde erschienen sie uns gar zu sein, und heißhungrig fielen wir über das Fleisch her.
Und es schmeckte wirklich besser, als wir gedacht hatten, wenigstens blieben von den vier Möven nur die Knochengerüste übrig, die ebenfalls den Flammen als neue Nahrung überwiesen wurden.
Pongos Werk war aber noch nicht ganz getan. Wieder sagte er sein bekanntes: "Massers warten" zog sein Messer und verschwand wieder im Wald. Diesmal dauerte es ziemlich lange, bis er endlich keuchend mit einer gewaltigen Last frischer Zweige erschien, die mit weichen Nadeln übersät waren.
Geschickt schichtete er sie auf dem harten Boden auf verschwand wieder und kam bald mit einer neuen Last zurück. So schuf er uns ein Lager neben dem Feuer auf dem wir weich und warm lagen. Wachen mußten wir unbedingt wieder, weil das Feuer unterhalten werden mußte. Es war jetzt so warm, daß wir unsere Pelzjacken und Westen auszogen. Die Westen benutzten wir, zusammengerollt, als Kopfkissen, während wir uns mit den Mänteln zudeckten.
Das war jetzt doch ein anderer Schlaf, gesättigt und gewärmt, in Sicherheit auf festem Boden als auf den harten Bodenbrettern des Bootes mitten in der „toten Zone" des Nebels.
Die Nacht verstrich ruhig und ungestört, wir hielten unsere Wachen jetzt in ganz anderer Stimmung ab, und als der Morgen hereinbrach, hatte Pongo, der kurz vorher verschwunden war, vier weitere Möven erbeutet, die uns jetzt als Kaffee-Ersatz dienen mußten. Dazu ein Trank des herrlichen, frischen Wassers, und wir fühlten uns wie neugeborene Menschen.
Jetzt beschlossen wir, erst einmal das Terrain zu sondieren. Wir verließen deshalb den Wald und gelangten nach ungefähr zwanzig Minuten an den Rand des Hochplateaus, auf der Seite, an der die Möven nisteten. Als ich ihre ungeheuren Scharen erblickte, eifrig Fische jagend, war ich beruhigt. An Nahrung würde es uns nie fehlen. Schnell schritten wir dicht an den Rand des Plateaus, das ungefähr zehn Meter über dem Meeresspiegel lag, dahin. Wir wollten die Möven durch unseren Anblick nicht verscheuchen, sonst nahmen wir uns damit die Nahrung. Ungefähr drei Stunden dauerte die Umwanderung der ganzen Insel. Das Felsenplateau ließ überall einen ungefähr hundert Meter breiten Streifen vom Wald frei, der die ganze Mitte der Insel bedeckte. Vergeblich blickten wir nach anderen Inseln aus, wir waren ganz allein mitten im unendlichen Meer, dessen Oberfläche vom Sturm der sich inzwischen gelegt hatte, immer noch wild bewegt war.
Dann kehrten wir an unseren Lagerplatz zurück, um unsere weiteren Schritte zu überlegen.
4. Kapitel
Ein Robinsonleben.
Für Nahrung und Feuer war gesorgt. Jetzt hieß es, uns auf einen längeren Aufenthalt einzurichten, denn es könnte lange Zeit vergehen, ehe vielleicht ein Schiff zur jetzigen Jahreszeit hier oben erschien.
Wieder war es Pongo, der ohne viel Worte ans Werk ging. Er verschwand im Wald, und als wir ihm folgten, fanden wir ihn schon beschäftigt, dünne Bäume in der Stärke eines Handgelenkes abzuschneiden. Gewiß war es eine sehr harte Arbeit, aber wir halfen ihm sofort, denn wir wußten daß er daraus eine kleine Hütte bauen wollte, in der wir gegen Regen oder Schnee wenigstens notdürftig geschützt waren.
Den ganzen Tag über arbeiteten wir, aßen mittags die übriggebliebene Hälfte der Möven vom Morgen und hörten erst auf, als die Dunkelheit hereinbrach. Zwischendurch hatten wir natürlich auch größere Mengen trockener Zweige gesammelt und in der Nähe des Feuers aufgeschichtet.
Die angeschnittenen Tannen genügten noch nicht zur Hälfte, wenn die Hütte groß genug sein sollte, um uns Vieren Platz zu bieten Pongo, ging jetzt fort und kam bald mit den üblichen vier Möven zurück, die wir heißhungrig vollkommen aufaßen. Dann legten wir uns wieder auf unser Tannenlager, und die Nacht verstrich ruhig wie die vergangene.
Am nächsten Tage arbeiteten wir weiter an der Hütte deren Wände und Dach möglichst dicht geflochten werden mußten, damit wir unter Stürmen, Regen und Schnee nicht zu leiden hatten. Wir kamen ja jetzt in den Winter, und es war sehr fraglich, ob zu jetziger Zeit noch ein
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