Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere
Er kehrte bald zurück, im Arm einen großen Haufen sehr trockener und harzreicher Äste tragend.
Ruhig legte er seine Last ab, setzte sich daneben und begann mit seinem Messer einen trockenen Ast zu zerschaben, wie wir deutlich am Geräusch hörten Er wollte also auf diese einfache Art eine Art Zunder bereiten der sich schnell entzünden würde, wenn ihn ein Funken traf.
Und Funken hatten wir durch unsere Feuerzeuge, In denen nur das Benzin, von dem wir stets jeder eine kleine Reserveflasche in unseren Rucksäcken mitgeführt hatten, verdorben war.
„Massers Feuerzeug", bat Pongo jetzt, und Rolf gab ihm seinen kleinen Apparat.
Pongo bückte sich tief über den kleinen Haufen Zunder, den er geschabt hatte, und ließ die Funken des Feuersteines direkt auf das leicht brennbare Material sprühen.
Und wirklich gelang es ihm nach mehreren Versuchen, eine schwache Flamme zu erzeugen, die sich durch vorsichtiges Blasen rasch vergrößerte. Dann kamen kleinere Zweige hinauf, und bald hatten wir ein hell loderndes Feuer. Wieder ging Pongo in den Wald und brach Zweige, diesmal aber sehr starke, die ein lange andauerndes Feuer gaben. Er brachte in einer halben Stunde soviel an, daß wir gut die ganze Nacht reichen konnten. Und am Tage würden wir ja auch helfen, um das Feuer ständig unterhalten zu können.
Mit der Wärme, die unsere Körper wohlig durchdrang, meldete sich aber auch der Hunger, der bisher durch den kühlen Trank etwas beschwichtigt war. Pongo schien auch daran zu denken, denn er überlegte kurze Zeit und verschwand dann wieder im Wald. Würde er es tatsächlich fertig bekommen jetzt in der Dunkelheit irgendein schlafendes Wild zu finden und überraschen zu können?
Das bezweifelte ich doch, und Sundgreen gab demselben Gedanken Ausdruck, indem er sagte:
»Ihr Pongo ist ein ganz wunderbarer Mensch meine Herren, er hat tatsächlich unmöglich Scheinendes vollbracht, aber wenn er jetzt noch etwas Eßbares herbeischafft, dann möchte ich am liebsten an Zauberei glauben"
„Pongo wird es fertigbekommen", sagte Rolf ruhig, „er ist mit allen Sinnen begabt, die uns gewöhnlichen Menschen fehlen oder bei uns durch die Zivilisation verkümmert sind. Ich bin fest überzeugt, daß er bald mit Seevögeln zurückkommen wird. Hier werden sicher Möven in den Felswänden nisten, die er leicht fangen kann"
„Das wäre aber trotzdem ganz außerordentlich," beharrte der Kapitän, „ich würde in dieser Dunkelheit nicht einmal einen Baum finden, geschweige denn eine Möve. Aber wenn sie so zuversichtlich sind, Herr Torring, dann will ich auch gern daran glauben."
„Säugetiere werden wohl kaum hier vorhanden sein", meinte ich jetzt, „denn mir kommt es vor, als wären wir auf einer Insel. Wir sind eigentlich zu kurze Zeit getrieben, um schon das Festland erreicht zu haben"
„Wenn wir von dem Ort, an dem der Pottwal mein Schiff zerschlug, direkt nach Osten getrieben sind, dann müßten wir uns jetzt im Gewirr der Prince of Wales-Inseln im Alexander-Archipel befinden", meinte Sundgreen. „Aber es kann sehr leicht sein, daß wir völlig von der Richtung abgekommen sind. Na, auf jeden Fall haben wir festen Boden unter den Füßen, haben Wasser und Feuer, und könnten ganz glücklich sein, wenn sich noch etwas Eßbares dazu findet."
„Das wird bestimmt bald kommen", sagte Rolf wieder, „ich verlasse mich völlig auf unseren Pongo."
Kaum hatte er ausgesprochen, als im Wald dürre Zweige knackten. Dann erschien die hohe Gestalt des schwarzen Riesen im Feuerschein der mit triumphierendem Lachen vier Möven trug.
„Donnerwetter", rief Sundgreen nach einer Weile ganz verblüfft, „das hätte ich trotz Ihrer Versicherung, Herr Torring, nie und nimmer erwartet. Wie ist denn so etwas nur möglich?"
„Nun, ich habe es Ihnen ja sofort gesagt", lachte Rolf, „Pongo weiß schon genau, was er zu tun hat. Höre Pongo, wir befinden uns wohl auf einer Insel?"
„Drüben auch Wasser", sagte Pongo und deutete auf die entgegengesetzte Seite, von der wir gekommen waren, „dort kein Wind, dort Vögel."
»Hm, dann scheint es tatsächlich eine Insel zu sein," meinte Sundgreen nachdenklich, „oder vielleicht auch eine weit vorspringende Halbinsel. Na, auf jeden Fall wollen wir uns erst einmal diese Vögel hier zu Gemüte führen, obwohl ich offen gestehen muß, daß ich noch nie Mövenbraten gegessen habe."
„Ich auch noch nicht", lachte Rolf, „aber der Hunger wird sie uns schon sehr gut schmecken lassen."
Wir zogen den
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