Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere
jedenfalls lenkte er das Boot sehr geschickt in diesen Spalt hinein.
Höchstens vier Meter waren die Felswände voneinander entfernt, und wir schossen mit unheimlicher Geschwindigkeit auf einen Teil der Woge in den schmalen Spalt hinein.
Sofort ging es tief hinunter, denn jetzt brach sich die Höhe der Woge. Ich glaubte nicht, daß wir heil davonkämen denn jetzt mußten wir ja unbedingt kentern oder irgendwo auf den Strand geworfen werden, was bei dieser Geschwindigkeit gleichbedeutend mit Zerschmetterung des Bootes war.
Doch keins von beiden geschah. Nach dem jähen Abrutsch aus der Höhe der Woge auf das Niveau des Meeresspiegels, glitt unser Boot, zwar immer noch schnell aber verhältnismäßig viel ruhiger dahin.
Der Spalt war außergewöhnlich lang, verbreiterte sich jetzt mehr und mehr, und endlich sahen wir in der letzten Dämmerung plötzlich einen runden Kessel von vielleicht fünfzig Meter Durchmesser vor uns, der ringsum einen flachen, weißen Sandstrand zeigte.
Wir wurden von den schwachen Wellen über den Kessel getrieben und drüben zwar ziemlich unsanft, aber doch heil auf den Strand gesetzt. Als wir uns aufgerafft hatten, denn durch den Anprall waren wir doch hingefallen sahen wir uns erst verblüfft an, dann blickten wir rings umher, trotzdem wir fast nichts mehr unterscheiden konnten.
„Schade, daß es schon Nacht ist", meinte Sundgreen endlich, „ich möchte wetten, daß es auf diesem Land hier etwas Trink- und Eßbares gibt."
„Hören Sie doch endlich davon auf", schimpfte Rolf, „jetzt muß man wieder die ganze Nacht daran denken."
„Massers ruhig sein", meinte da Pongo und schwang sich aus dem Boot auf den Strand. „Pongo auch nachts finden. Massers gleich mitkommen"
Richtig, daran hatten wir nicht gedacht, unser Pongo würde es mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten auch fertig bekommen in tiefster Dunkelheit Wasser und eventuell Früchte zu finden, oder Eier von Seevögeln, wenn das uns unbekannte Terrain nur aus Felsen bestehen sollte.
Wir stiegen schnell aus und hielten uns hinter Pongo, der ruhig die hohe Felswand betrachtete. Dann ging er auf eine bestimmte Stelle zu, und es erwies sich, daß er trotz der inzwischen eingetretenen Dunkelheit einen schmalen Einschnitt gefunden hatte, In dem ein mit Geröll übersäter Pfad sanft nach oben führte.
Wir faßten uns gegenseitig am Gürtel und tasteten uns hinter dem schwarzen Riesen hinauf. Pongo führte uns so schnell, als wäre es heller Tag. Seine scharfen Augen waren das Dunkel tropischer Urwälder gewohnt, in denen er sich jahrelang aufgehalten hatte, stets im Kampf um sein Leben gegen alle reißenden Tiere.
Noch zehn Minuten standen wir oben auf den hohen Felsen. Jetzt traf uns wieder der Sturm, doch Pongo führte uns nach kurzem Umherblicken geradeaus weiter, und plötzlich standen wir vor einem dichten Tannenwald. Selbst diesen schwachen schwarzen Streifen hatte dar Riese entdeckt, eine ganz außergewöhnliche Leistung.
Zwischen den wuchtigen Stämmen tastete sich Pongo immer weiter. Er mußte einem ganz besonderen Instinkt folgen, vielleicht witterte er Wasser, wie es ja alle Tiere tun.
Denn plötzlich standen wir, mitten im Wald auf einer Lichtung, die mit großen Steinblöcken bedeckt war. Auch der Boden war nackter Fels, nur an einigen Stellen mit schlüpfrigem Moos bedeckt, wie wir durch Ausrutschen feststellen konnten.
In der Mitte dieses Felsplateaus aber blinkte uns, trotz der Dunkelheit deutlich erkennbar, ein ziemlich großer Wasserspiegel entgegen. Und ein leises Murmeln verriet uns, daß es sich hier um eine Quelle handeln mußte, die einen kleinen Abfluß hatte. Durch die Feuchtigkeit, die sie dem umliegenden Land abgab, war auch bestimmt der Wald entstanden.
Wir liefen auf das Wasser zu. warfen uns lang hin und tranken das ersehnte Naß. So wunderbar hat mir selten Wasser geschmeckt, ich fühlte, wie mein Körper bei jedem Schluck auflebte, wie meine Kräfte wiederkehrten.
Endlich waren wir gesättigt und gaben unserer Freude und unserer Bewunderung für Pongo Ausdruck.
Doch der Riese war mit seinem Werk noch nicht zufrieden.
„Massers warten", sagte er wieder und verschwand im Wald. Wir hörten, daß er trockene Zweige abbrach, als wollte er wohl ein Feuer entzünden. Sofort probierten wir unsere Feuerzeuge und Streichhölzer, doch das Seewasser hatte sie völlig verdorben
Aber wir vertrauten auf Pongo, der es wohl auch verstehen würde, mit den primitivsten Mitteln ein Feuer zu entfachen.
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