Rolf Torring 029 - Unterirdische Gewalten
Herren, wirklich sehr lieb, wenn Sie mir in diesem Falle helfen wollten."
„Deshalb sind wir ja nach Frisco gekommen," lachte Rolf, „doch ist jetzt die Lage für uns durch das sonderbare Verhalten des Colonels sehr erschwert worden. Offiziell können wir absolut nichts unternehmen."
„Dann muß es inoffiziell gehen," sagte Patterson energisch, „Ich glaube, Sie sind die Männer, meine Herren, denen Schwierigkeiten eher Vergnügen machen. Bitte, überlegen Sie sich die Sache ruhig und geben Sie mir dann Bescheid."
„Vor allen Dingen müssen wir jetzt den Mann täuschen, den uns der Colonel nachgeschickt hat," sagte Rolf. "Das wird uns ja nicht zu schwer fallen. Dann aber müssen wir ihn zum zweiten Mal abschütteln, müssen uns irgendwo in der Stadt verbergen, und möglichst im Geheimen, vielleicht, sogar verkleidet, arbeiten. Nun ist noch zu besprechen, wie wir uns mit Ihnen, Herr Bürgermeister, stets unbemerkt in Verbindung setzen können. Vielleicht haben Sie da einen Answeg."
„Hierher dürfen Sie natürlich nicht kommen," sagte Patterson, „denn der Colonel wird noch mehr Mannschaften gegen Sie mobil machen. Aber wir könnten uns mittags in dem deutschen Restaurant, hier am Anfang der Straße, treffen, ich pflege dort zu essen. Das Restaurant hat zwei Eingänge, so daß Sie eventuellen Aufpassern leicht entgehen können."
„Gut, Herr Patterson, dann wollen wir uns jetzt verabschieden. Könnten Sie uns vielleicht einen sicheren Unterschlupf empfehlen?"
„Natürlich", rief der Bürgermeister eifrig, „der Inhaber des Restaurants hat ja auch einige Gastzimmer zu vermieten. Ihm als Landsmann können Sie sich ruhig anvertrauen, er wird Sie in jeder Hinsicht unterstützen. Der Wirt heißt Albert Voigt und war früher Buchhalter in Berlin. Grüßen Sie ihn, bitte, von mir."
„Das würde allerdings sehr gut passen", sagte Rolf erfreut, „dann können wir ja noch unauffälliger miteinander in Verbindung treten. Dann auf Wiedersehen, Herr Bürgermeister."
„Auf Wiedersehen, meine Herren."
Rolf spähte erst vorsichtig auf den Korridor, ehe er heraustrat und uns winkte, ihm zu folgen. Dann liefen wir schnell zum Paternosteraufzug und fuhren in die zweite Etage. Hier war schon mehr Betrieb, und wir fragten uns schnell zur Bibliothek durch.
Als wir den großen Saal betraten, entdeckten wir sofort den Beamten, der unruhig zwischen den langen Tischen hindurchging. Wir taten, als sähen wir ihn nicht, betrachteten die mächtigen Schränke mit den zum Teil sehr kostbaren Büchern, und als wir in seiner Nähe waren, sagte Rolf lachend — natürlich in englischer Sprache, damit der Lauscher es auch hörte:
„Siehst du, ich hatte doch recht verstanden, daß wir zur zweiten Etage fahren müßten. Jetzt sind wir oben in der dritten vergeblich umhergeirrt. Na, schadet nichts, die Hauptsache ist daß wir richtig gelandet sind. Ah, das ist eine schöne Ausgabe "
Anscheinend Interessiert besahen wir das alte Buch, während Sundgreen und Pongo hinter uns standen und die vielen tausend Bände ziemlich mißtrauisch betrachteten.
Wir hielten uns ungefähr eine halbe Stunde in der Bibliothek auf dann erklärte Rolf laut, — unser "Schatten" stand dicht neben uns:
„So. Jetzt wollen wir essen. Irgendwo wird hier schon ein gutes Restaurant sein. Nachher wollen wir zum Hafen und nach dem nächsten Schiff fragen. Ich habe wirklich keine Lust, länger hier zu bleiben. In Indien ist es doch schöner und auch wärmer, wenn das Wetter hier auch merkwürdig milde ist."
Immer treulich von dem Beamten gefolgt, verließen wir das Rathaus und suchten das Restaurant des uns empfohlenen Voigt auf.
Als wir an einem der sauberen Tische Platz nahmen, erschien auch der Wirt sofort persönlich. Er hatte eine kleine, aber desto dickere Frau, beide nahmen bei uns Platz, und jetzt mußten wir von Berlin erzählen.
Unser Verfolger hatte dicht neben uns Platz genommen, so daß wir leider dem Wirt nicht unsere Bitte um Zimmer vortragen konnten, doch merkte ich, daß Rolf während des eifrigen Gespräches unauffällig ein Blatt seines Notizbuches vollschrieb, das er in einem Augenblick, als sich der Beamte neben uns gerade mit dem Kellner unterhielt, geschickt dem Wirt zuschob.
Voigt machte seine Sache sehr gut. Ohne eine Miene zu verziehen, nahm er das Blatt und verbarg es in der Hand. Dann beendete er seinen Satz, stand auf und sagte, daß er selbst nach unserem Essen sehen wollte.
Rolf machte ein sehr zufriedenes Gesicht, denn
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