Rolf Torring 029 - Unterirdische Gewalten
ihr Freund? Komischen Geschmack, na, geht mich aber nichts an. Sie haben das Tagebuch hier gefunden und wollen daraufhin den ehrenwerten Jim Town angreifen? Das gibt es nicht, dazu verweigere ich jede Hilfe. Im Gegenteil, werde es auch zu verhindern wissen, wenn Sie etwa auf eigene Faust vorgehen wollten. Das ist unsere Sache, verstanden? Ich werde die Nachforschungen persönlich sehr diskret leiten, obwohl ich das Geschreibsel für Unsinn halte. Also erledigt. Wollen Sie längere Zeit in unserer Stadt bleiben?'
„Gewiß, Colonel," sagte Rolf sehr höflich, „nach den letzten Strapazen, die wir durchgemacht haben, bedürfen wir der Ruhe. Und ich lerne gern fremde Städte kennen, hauptsächlich, wenn sie so interessant wie San Franzisco sind."
„Gut, habe nichts dagegen, wenn Sie sich noch einige Tage hier aufhalten," sagte Preston kurz, „aber lassen Sie die Finger von Jim Town, sonst muß ich Sie ausweisen. Guten Tag!"
Damit drehte er sich wieder um und beschäftigte sich mit den Papieren auf seinem Schreibtisch.
Ich bemerkte, daß Kapitän Sundgreen energisch werden wollte, zupfte ihn deshalb am Ärmel und zog ihn hinter Rolf und dem Sergeanten her aus dem Zimmer.
„Sehen Sie," lachte Perkins leise, als wir die Tür hinter uns geschlossen hatten, „das ist nun der Erfolg ihrer Fahrt hierher. Selbstverständlich werden wir die Angaben des Toten genau prüfen, und es sollte mich freuen, wenn wir der jungen Evelyn Richardson zu ihrem Recht verhelfen könnten."
Perkins war wirklich ein sehr angenehmer, gebildeter Mann, der vielleicht viel besser auf den Posten des Colonels gepaßt hätte, — und er schien es auch ehrlich mit dem jungen Mädchen zu meinen.
Rolf schüttelte ihm herzlich die Hand und fragte plötzlich:
„Wer ist eigentlich der Vorgesetzte des Colonels?"
„Das ist nur noch der Oberst Rory und der erste Bürgermeister Patterson," erklärte der Sergeant, „aber wollen Sie denn wirklich keine Ruhe lassen?"
„Das habe ich durch meine Frage doch gar nicht zum Ausdruck gebracht," sagte Rolf ruhig, „es waren nur harmlose Erkundigungen. Ebenso harmlos ist meine weitere Frage, um deren Beantwortung ich Sie bitte. Wo wohnt dieser Jim Town?"
Lachend schüttelte Perkins den Kopf:
„Sie sind anscheinend doch unverbesserlich," meinte er, „ich sehe schon kommen, daß der Colonel Sie ausweist. Also Jim Town wohnt neben der Cityhall im Yerba Buena Park."
„Ah, also gleich beim Kathans, das paßt ja ganz gut," sagte Rolf. "Also, auf baldiges Wiedersehen, Herr Sergeant"
Wir schüttelten Perkins die Hand, und Ich sah zu meiner Freude, daß er auch Pongo ebenso herzlich verabschiedete, es war darin eine große Ausnahme, denn die meisten Amerikaner betrachten bekanntlich einen Neger als tief unter ihrem Stand, so auch der Colonel, der ja seine Verachtung deutlich genug zum Ausdruck gebracht hatte.
Unser Pongo hatte das wohl empfunden, denn als wir das Polizeigebäude verlassen hatten, murrte er:
„Master Perkins gut, Master Preston sehr schlecht. Pongo aufpassen."
Wir konnten viel auf sein Urteil geben, denn fast in jedem Fall hatte er bisher sofort jeden Menschen richtig beurteilt, ob er gut oder schlecht war. In diesem Fall allerdings begegneten sich unsere Meinungen, denn auch Rolf sagte:
„Gefallen hat mir Preston wirklich nicht, ein sehr unangenehmer Mensch! Trotzdem können wir deshalb nicht sagen, daß er schlecht ist. Aber wir werden ja beobachten, was er gegen Jim Town unternimmt."
„So lassen wir uns diesen Fall doch nicht aus den Fingern winden?" meinte Sundgreen, „das wäre ja auch noch schöner. Was wollen Sie aber jetzt beginnen, lieber Torring?"
„Wir wollen uns die Stadt betrachten," schlug Rolf vor, „nehmen uns vor allen Dingen eine Taxe und lassen uns langsam zum Yerba Buena Park fahren. Wenn wir Glück haben, können wir sogar mit dem ersten Bürgermeister sprechen."
„Ah, großartig, da mache ich gern mit," rief der Kapitän eifrig, „dieser Colonel kann ruhig einen kleinen Dämpfer bekommen. Werde dem Bürgermeister schon erzählen, wie er uns behandelt hat."
„Stopp, so schnell geht das nicht," lachte Rolf, „zuerst müssen wir uns einmal den Bürgermeister selbst betrachten. Vielleicht ist er derselbe Typ wie der Colonel, dann müssen wir uns an den Polizeioberst halten."
„Richtig, richtig," pflichtete Sundgreen bei, „hier muß man sich tatsächlich mächtig vorsehen. Man weiß nie, an wen man gerät. Hallo, wollen diese Taxe hier nehmen."
Wir
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