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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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scheinen wohl nicht zu wissen, daß die Jagd dieser Riesenaffen verboten ist?"
    „Das weiß ich sehr wohl," gab Rolf kühl zurück, „aber ich wußte bisher nicht, daß man sich selbst von ihnen töten lassen muß, ohne sich verteidigen zu dürfen. Und aus der gegenseitigen Tötung zweier dieser Bestien können Sie uns wohl keinen Vorwurf machen."
    „Nun, das wird sich ja zeigen," sagte Voisin kurz, „wir werden morgen früh zuerst die drei Gorillas besichtigen. Jetzt kommen Sie mit, die Neger wollen ihr Dorf wieder beziehen."
    „Wie Sie sehen, haben wir unsere Sachen bereits gepackt," sagte Rolf kurz und schnallte sich den kleinen Rucksack um, „mir ist es gleich, wo ich schlafe."
    Sechs Neger begleiteten den Leutnant. In ihrer Mitte verließen wir das Dorf und gingen zum Waldrand hinüber. Schon dabei kam ich mir wie ein Gefangener vor, denn die Blicke der Schwarzen, die sich dicht an unserer Seite hielten, waren stets mißtrauisch auf unsere Waffen gerichtet.
    Als wir den Wald betraten und eine kleine Lichtung erreicht hatten, sollten wir auch gleich erfahren, wie uns die Belgier gesinnt waren.
    Ein Zug schwarzer Soldaten lagerte ringsum, und beim Erscheinen des Leutnants sprangen die schwarzen Burschen schnell empor.
    "Das sind meine Leute, die jeden meiner Befehle sofort befolgen," erklärte Voisin mit höhnischem Lachen. „Wenn ich ihnen befehle, Sie zu zerreißen, tun sie es, ohne zu zögern. Aber Sie werden sicher Ihre Waffen ohne Widerstand abgeben?"
    Diese Frage war einfach blutiger Hohn, denn wir konnten uns natürlich gegen diese Übermacht nicht wehren. Selbst wenn wir den Leutnant und noch einige Schwarze niedergeschossen hätten, wären wir doch bald erledigt gewesen.
    „Sehr schön," sagte Rolf schneidend, „jetzt weiß ich ja Bescheid. Sie tun mir wirklich leid, Herr Leutnant, daß Sie eine derartige Rolle spielen mußten. Für einen Offizier kann es doch wirklich nicht angenehm sein."
    Leutnant Voisin zischte vor Wut und griff nach seiner Pistole. Aber Rolf hatte seine Waffe schon gezogen und hielt sie ihm — allerdings mit kurzer Verbeugung —entgegen.
    „Bitte, Herr Leutnant," sagte er dabei, „Sie wollten doch unsere Waffen haben."
    Jetzt war Voisin in seiner eigenen Falle gefangen. Denn wenn er irgendeine verdächtige, gefährliche Handbewegung gemacht hätte, wäre er wohl im nächsten Augenblick tot gewesen.
    Rolfs entschlossene Miene und seine blitzenden Augen ließen den Ernst der Situation erkennen. Mit bleichem Gesicht zog Voisin seine Hand vom Gürtel zurück, streckte sie zögernd aus und nahm Rolfs Waffe.
    Mein Freund hatte aber im gleichen Augenblick seine zweite Pistole in der Hand, ebenfalls schußbereit, und streckte sie dem Leutnant entgegen. Voisin warf die erste Pistole zur Seite neben ein Lagerfeuer, nahm die andere Waffe und warf sie ebenfalls dorthin. Rolf nahm seine Büchse und legte sie auch neben das Feuer. Dann fragte er:
    „Wollen Sie mein Messer ebenfalls haben?" Doch der Leutnant wehrte mit unwilliger Handbewegung ab und wandte sich mir zu. Ich hatte inzwischen, da auch die Aufmerksamkeit der umstehenden Neger auf Rolf gerichtet war, unbemerkt meine eine Pistole in meine Gesäßtasche geschoben. Jetzt trat ich vor und warf die andere Pistole und mein Gewehr neben Rolfs Waffen.
    Schnell ging ich dann aus dem hellen Feuerschein wieder zurück, und zum Glück merkte der Leutnant nichts von meiner List. Er nickte befriedigt und sagte jetzt:
    „Es ist Ihr Glück, meine Herren, daß Sie sich nicht gesträubt haben. Sonst wäre ich gezwungen gewesen, Sie durch meine Leute entwaffnen und fesseln zu lassen. Doch ich sehe, daß Sie anscheinend vernünftig geworden sind. Sie können sich also an dem Feuer dort drüben hinlegen, aber ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie ständig unter schärfster Bewachung stehen. Ein Fluchtversuch wäre völlig nutzlos, denn meine Leute finden Sie auch in der Nacht wieder. Sie entstammen nämlich alle Dörfern in der Nähe. In aller Frühe werden wir die drei Gorillafelle holen — das heißt, wenn die Raubtiere viel übrig gelassen haben."
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung und kroch in ein niedriges Feldzelt, das hinter dem Feuer aufgeschlagen war. Uns blieb nichts anderes übrig, als seinem Befehl zu folgen.
    Von vier Soldaten begleitet, schritten wir zu dem bezeichneten Feuer hinüber und legten uns dicht neben der Glut nieder. Wir mußten ja jetzt unsere Rollen als gutwillige Gefangene zu Ende spielen, konnten wir

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