Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
mit mächtigen Tongefäßen voll Wasser zurück.
Rolf bezeichnete die Hütten, die begossen werden sollten. Es war auch höchste Zeit, denn kaum hatten die Neger die Vorderseite der Hütten getränkt, als auch schon die Rückseite Feuer fing.
Da zeigte sich aber sofort der Erfolg von Rolfs Idee. Denn schwere dicke Rauchwolken wälzten sich aus dem feuchten Stroh der Dächer und wurden vom Wind, der immer stärker brauste, durch das Tor auf die Lichtung getrieben.
„Schnell hinaus!" rief Rolf laut, und sofort rannten wir in der Rauchwolke los auf die Lichtung hinaus. Es war wirklich kein schöner Weg; hustend, mit tränenden Augen, unfähig, irgend etwas zu sehen, eilten wir dahin.
Die Feinde mochten unsere Absicht sofort erkannt haben, denn sie begannen blindlings in den Rauch hineinzufeuern. Und einige laute Aufschreie bewiesen, daß sie manchen Zufallstreffer machten.
Rechts und links stieß man oft gegen Gestalten, die ebenso wie ich in äußerster Hast dahinstürmten. Rolf, Pongo und ich hatten uns beim Hinausstürmen aus dem Dorf möglichst zusammengehalten. Wir waren ziemlich die letzten geblieben, denn die ersten Dorfbewohner waren schon losgerannt, als sich gerade die Rauchwolken entwickelten.
Ich konnte aber nicht erkennen, ob sie sich jetzt noch neben mir befanden. Plötzlich prallte ich hart gegen einen Baum, ich hatte den schützenden Wald erreicht.
Jetzt trat aber eine neue Gefahr auf, ein Zusammentreffen mit den feindlichen Negern, die ja wußten, daß wir im Schutz der Rauchwolke entflohen. Sicher hatten sie sich zu beiden Seiten der Rauchwolke aufgestellt, um Hinausflüchtende sofort zu töten. Doch auch vor uns konnten sie sein, sich immer vor der Wolke haltend, bis diese in die Wipfel des Waldes emporsteigen würde. Dann konnten sie uns zuerst sehen und sofort erschießen.
Es war also nicht so einfach, wirklich unverletzt zu entkommen. Wenn ich nur Rolf oder Pongo entdeckt hätte ! Aber offenbar war ich zu schnell gelaufen, denn auch andere Neger konnte ich nicht mehr neben oder vor mir entdecken.
Ich tastete mich tiefer in den Wald hinein. Jetzt erreichte ich schon das Dickicht und mußte mein Messer zu Hilfe nehmen, um mir einen Pfad durch die Büsche zu bahnen.
Auf den bereits gebahnten Pfaden durfte ich nicht fliehen, denn gerade dort würden ja die Feinde lauern. Und kaum hatte ich diesen Gedanken gefaßt, als auch schon in meiner Nähe ein Schuß krachte, der dem Klang nach nur aus einem Militärkarabiner stammen konnte. Ein gellender Aufschrei folgte dem Schuß, wieder ein neues Opfer des Streites um Macht und Gewalt.
Zu meiner großen Erleichterung wurde die Rauchwolke allmählich dünner. Es waren ja auch nicht sehr viele Hütten mit Wasser begossen worden, und das Dorf selbst mochte schon bald heruntergebrannt sein.
Ich konnte jetzt die Umgebung erkennen und sah mich in einem dichten Dschungel von Bambus und mächtigen Malven. Noch ungefähr zwanzig Meter drang ich vor, jetzt peinlichst jedes Geräusch vermeidend, dann machte ich Halt, da bis hierher die Rauchwolke nicht mehr kam.
Aufmerksam lauschte ich jetzt umher, hörte auch manchmal rechts und links von mir ein vorsichtiges Brechen, als zwänge sich ein Mensch durch die Wildnis, aber ich wagte nicht zu rufen, wußte ich doch nicht, ob es Freunde oder Feinde seien.
Von Rolf und Pongo war nichts zu sehen. Und wir hatten uns doch zuerst dicht beieinander gehalten. Sicher war ich etwas seitwärts abgekommen und meine Gefährten an anderer Stelle in den Wald eingedrungen..
Plötzlich fiel mir die Lichtung ein, auf der Pongo in dem furchtbaren Kampf seinen schrecklichen Gegner, den riesigen Leoparden, getötet hatte. Dort würden sich vielleicht die geretteten Flüchtlinge sammeln. Aika, die Mutter Pongos, Mtoro, sein Bruder, und Kubang hatten sich, ebenso wie Ugo, der Unterführer, auch dicht vor uns gehalten, als wir im Schutz der Rauchwolke das brennende Dorf verließen.
Sie mochten bereits auf dem Wege zur Lichtung sein, mochten vielleicht schon bange Sorge um mich haben — wenn sie nicht selbst sich in noch schwierigerer Lage befanden.
Ich suchte mich zuerst über die Himmelsgegend zu orientieren. Die gesuchte Lichtung lag nordwestlich von mir, und wenn ich jetzt direkt nach Westen abbog, mußte ich bald auf den versteckten Pfad stoßen, der zu ihr führte.
Sehr gefährlich war es auf jeden Fall, diesen Weg aufzusuchen, denn den Feinden war er sicher auch bekannt, wohnten sie doch ganz nahe. Einen Augenblick kam mir
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