Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Anordnung durch die Wälder liefen. Auf unserem Marsch aus Portugiesisch-Afrika her hatten wir sie ja schon beschritten. Und selbst unser Pongo war damals vorsichtiger, ja fast scheu gewesen, mehr als sonst, selbst im Angesicht der größten Gefahr.
Und damals hatte er uns erklärt, daß es Pfade seien, die von den seltsamen Pygmäen, den Zwergvölkern des Kongo, hergestellt wurden. Die Ifi, wie sie hießen.
Viele Gerüchte, mochten sie nun wahr oder unwahr sein, hatte ich schon über dieses Volk gehört. Zwischen einem Meter und zwanzig Zentimeter bis höchstens einem Meter und sechzig Zentimeter sollten sie groß werden. Ihre Furchtbarkeit sollte aber in ihren Waffen bestehen, den Giftpfeilen, mit denen sie unheimlich sicher schießen sollten.
Gerade vor Giftpfeilen hatte ich aber einen besonderen Respekt, was mir ja auch seit meinem Abenteuer im Urwald Südamerikas nicht verübelt werden konnte.
Ich bemerkte jetzt auch, daß alle Neger unendlich behutsam gingen. Sie wußten ja, welche Gefahren ihnen drohten, wenn sie die Aufmerksamkeit dieser Zwerge erregten.
Ich hatte eigentlich schon vorgehabt, Pongo zu rufen und ihn zu fragen, wann wir wieder laufen könnten. Denn jetzt wurden wir bereits ungefähr eine halbe Stunde getragen. Aber als ich an die Ifis dachte, zog ich es doch vor, still zu sein.
Wer konnte wissen, ob nicht Späher irgendwo lauerten, vielleicht im nächsten Augenblick schon auf geheimen Schleichpfaden in ihr verstecktes Dorf eilten, um alle Bewohner zum Kampf gegen die Eindringlinge in ihr Gebiet zu alarmieren?
So duckte ich mich noch tiefer auf den Rücken des Negers hinab und wagte nicht einmal lauter zu atmen, wenn irgend ein Dorn schmerzhaft mein Gesicht traf.
So dunkel auch der Pfad war, fanden doch alle Neger ihren Weg mit unfehlbarer Sicherheit. Sie mußten also doch nachtgewohntere Augen haben als wir. Plötzlich wurde es aber vor uns heller, und wir gelangten auf eine kleine Lichtung, allerdings, als Pongo, der vor Rolf und mir schritt, längere Zeit still gestanden und sich vergewissert hatte, daß uns keine Gefahr drohte.
Auf dieser Lichtung setzten uns die Träger ab, und Pongo flüsterte:
„Massers jetzt laufen. Leise sein, hier Ifi in Nähe."
Also hatte ich doch recht gehabt, als ich an dieses unheimliche Zwergenvolk gedacht hatte. Unwillkürlich drehte ich mich ringsum und musterte die Ränder der Lichtung.
Doch Rolf, der meine Bewegung bemerkt hatte, sagte ganz leise:
„Pongo hat ja schon alles geprüft, wir können ganz ruhig sein. Vorwärts, unser schwarzer Freund geht schon weiter."
Pongo überschritt die Lichtung, jetzt aber mehr in östlicher Richtung. Er mußte also auch die Pfade hier genau kennen ein Zeichen, daß er früher, als er hier noch bei seinem Stamm weilte, die ganze Umgebung weit durchstreift hatte.
Wieder kamen wir auf einen solchen Pfad des Zwergstammes, der sich allmählich immer mehr nach Osten zog. Da es wieder sehr dunkel wurde, faßte ich Rolf wieder an. Die hinter mir gehenden Neger fanden allerdings ihren Weg so. Ich war natürlich überzeugt, daß auch Rolf unseren Pongo angefaßt hatte, und ging eigentlich ganz gedankenlos in dem schnellen Tempo, das Pongo angeschlagen hatte, hinter meinem Freund her.
Plötzlich stockte unser Zug. Ich prallte hart gegen Rolf, der wohl durch Pongo so jäh angehalten war. Denn ringsum ertönte ein eigenartiges Geräusch, eine Art helles Zwitschern, fast wie es kleine Papageien ausstoßen, doch war es so laut, daß unmöglich kleine Vögel die Urheber sein konnten.
Der hinter mir gehende Neger stieß gegen mich, und ich merkte, daß der mächtige, kräftige Mann wie Espenlaub zitterte. War es denn eine so schreckliche Gefahr, die uns bedrohte?
Gerade wollte ich ganz leise Rolf fragen, was das wohl für Wesen seien, die diese eigenartigen Töne ausstießen, als der zitternde Neger hinter mir leise hervorstieß:
„Ifi."
Herrgott, da durchzuckte mich doch ein eisiger Schreck. Also dieses geheimnisvolle, gefährliche Volk hatte uns doch entdeckt und sogar umzingelt? Jetzt konnte ich mir auch erklären, wie sie zu ihrem Namen gekommen waren, er gab gut die eigenartigen Töne wieder, die sie hervorbrachten.
„Schnell weiter," rief da Rolf ganz leise, „Pongo ist schon weiter. Halte dich fest, wir müssen rennen."
Plötzlich gab es wieder ein Halt, wieder so jäh und fast schmerzhaft durch den Anprall, mit dem ich an Rolf stieß. Er stand einige Augenblicke reglos, dann raunte er:
„Ich bin gegen
Weitere Kostenlose Bücher