Rolf Torring 042 - Unsere Kopfpreise
allerdings," mußte ich zugeben, „aber trotzdem sehne ich mich direkt nach Indien."
Wir hatten uns während dieses Gespräches dem mächtigen Affenbrotbaum genähert und sahen jetzt, daß er dicht an einem schmalen, seichten Flüßchen stand.
„Hm, das ist allerdings ein Strich durch meine Rechnung," meinte Rolf, „ich hatte schon gehofft, daß wir die Elefantenzähne zwischen seinen Wurzeln vergraben finden würden.
„Aber, Rolf," rief ich, „das ist doch möglich. Ich hätte wenigstens, wenn ich an Stelle des alten Braganza gewesen wäre, das kleine Flüßchen abgeleitet, die Zähne in seinem Bett vergraben und dann die Wasser wieder zurückgeleitet."
Wir befanden uns ungefähr zwanzig Meter vor dem Baum. Da deutete Rolf auf eine rillenartige Vertiefung des Bodens, die mit Gras und kleinen Büschen bestanden war.
„Hans, du hast wieder recht," rief er, „hier muß Braganza den Fluß abgeleitet haben. Ich bin jetzt ganz fest überzeugt, daß die Zähne auf dem Grund des Flusses vor dem Baum liegen."
„Wollen wir den Fluß ableiten und nachgraben?" schlug ich vor.
„Das läßt sich schwer machen, weil wir keinen Spaten haben," sagte Rolf. „Obgleich diese Rille ja die abgeleiteten Wasser aufnehmen und weiterfuhren würde. Aber das wollen wir erst morgen früh machen, jetzt schlagen wir unser Lager dort drüben am Affenbrotbaum auf."
„Nun, es sind doch immer noch zwei Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit," meinte ich, „da können wir den Fluß doch schon abgesperrt haben. Und es genügt ja, wenn wir das Flußbett nur mit unseren Messern aufwühlen, dann werden wir ja bald sehen, ob wir wirklich den Schatz gefunden haben."
„Na, meinetwegen," lachte Rolf, „dann werde ich inzwischen Holz für ein Lagerfeuer sammeln. Mache du dich immer mit Pongo an die Arbeit."
Wie ich schon erwähnte, war der Fluß sehr seicht. Wir konnten seinen Grund sehen, der aus hellem, kiesigem Sand bestand. Nach kurzer Verabredung mit Pongo gingen wir ein Stück am Ufer hinauf. Und bald fanden wir eine Stelle, an der die Rille, die Rolf vorher bemerkt hatte, dicht an den Fluß herangeführt war.
Schnell stachen wir die Grasbüsche und Sträucher, die einen Wall gegen das Wasser bildeten, mit unseren Messern aus, und schon dadurch floß ein beträchtlicher Teil der Wassermenge ab. Wir bauten jetzt aber mit diesen Grasbüscheln einen Damm quer durch das Flußbett, und wirklich hatten wir nach einer halben Stunde die Genugtuung, daß der Fluß jetzt sein Wasser in die alte Rille, die Braganza vor einem Menschenalter geschaffen hatte, schickte.
Schnell gingen wir zum Baum zurück. Rolf hatte inzwischen schon tüchtig trockenes Holz gesammelt, jetzt blickte er auf das Flußbett, dessen Wasser sich schon fast ganz verlaufen hatten, und sagte lachend: „Nun, Hans, jetzt sollst du auch als erster nach dem Schatz graben."
Ich ließ mir das nicht zweimal sagen, sondern begann sofort die nasse Erde mit einem Messer auszuheben. Pongo half fleißig mit den Händen nach, aber es verstrich eine halbe Stunde, und wir hatten immer noch nichts gefunden.
Dabei hatten wir das Loch schon einen halben Meter tief gegraben. Schon wollte ich, halb verzweifelt, Rolf meinen Platz überlassen, als Pongo einen leisen Ruf ausstieß.
„Massers, hier was vergraben," sagte er dann.
Schnell warf ich die Erde von dem bezeichneten Punkt fort, und da wurde ein dunkler Gegenstand sichtbar. Sofort überzeugte ich mich, daß es uralte Leinwand war, die in Gummi getränkt und dadurch so haltbar geworden war. Durch Betasten fühlte ich, daß der Gegenstand, der sich in ihr befand, ein mächtiger Elefantenzahn war.
Auch Rolf und Pongo bestätigten es und jetzt freuten wir uns wirklich von ganzem Herzen, daß wir das Vermächtnis des Ermordeten gefunden hatten. Schnell füllten wir das gegrabene Loch wieder. Dann entfernte ich mit Pongo den künstlichen Damm im Flußbett und schloß mit den Grasballen wieder die alte Rille ab.
Bald floß das Wasser wieder in seinem alten Bett und hatte die Spuren des Grabens verwischt. Auch die Rille würde am nächsten Tag in der Sonnenglut austrocknen, und die Absperrung zum Fluß hin würde sich bald mit neuem Gras bedecken.
Gerade wollte Rolf das Lagerfeuer entzünden, als Pongo ausrief. „Massers, dort Menschen."
Er wies dabei auf die Namuli-Berge, die ungefähr noch drei Kilometer entfernt sein mochten. Dort stieg ganz deutlich erkennbar, eine feine dunkle Rauchsäule empor. Und zwar mußte sich das Feuer
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