Rolf Torring 042 - Unsere Kopfpreise
hielten uns dabei stets am Rand des kleinen Flusses, auf dessen Grund der Elfenbeinschatz verborgen war. So kamen wir ziemlich dicht an den Namulibergen vorbei und bemerkten in ungefähr dreißig Meter Höhe den Schein eines mächtigen Feuers, das wir aber selbst nicht sehen konnten, da es eine Steinbarriere vor Sicht schützte.
„Das scheint wirklich ein Banditennest zu sein," sagte Rolf leise, „sie haben sich anscheinend da oben zur Verteidigung eingerichtet. Na, da können wir die Regierung ja gleich aufmerksam machen. Vielleicht gibt es dadurch einen so guten Fang, daß wir alle Unterstützung der Regierung bekommen."
„Na, das wäre ja nur zu wünschen," lachte ich.
Bald lagen die Berge hinter uns, und in flottem Tempo marschierten wir weiter, über zweihundert Kilometer waren es ja noch bis Mozambique. Bis zum Einbruch des Tages marschierten wir, dann machten wir an einem geschützten Platz Halt, aßen das übriggebliebene Antilopenfleisch und schliefen bis zum Nachmittag.
Nachdem wir eine neue Antilope geschossen, einen Teil gegessen und das andere Fleisch geröstet hatten, marschierten wir bis zum Abend weiter, um dann die Nacht ruhig am Lagerfeuer zu verbringen.
So erreichten wir endlich nach vier Tagen die Küste der portugiesischen Kolonie und sahen in der halbmondförmigen Bucht die kleine Insel Mozambique, auf der die gleichnamige Hauptstadt der Kolonie liegt.
Wir hatten unser Ziel erreicht.
Wir ließen uns übersetzen und erfuhren bald die Adresse der jungen Carmen de Braganza, die bei einer bekannten Familie wohnte. Der Hausherr bekleidete eine Stelle in der Regierung, und ihm erzählten wir offen unsere Abenteuer in Loanda, der portugiesischen Kolonie auf der anderen Seite Afrikas.
„Ich habe bereits die Meldung über Sie," lachte der Beamte, „aber ich habe anderseits schon soviel über Sie gehört, daß ich diese Meldung natürlich gar nicht weiter beachte. Was führt Sie, bitte, zu mir?"
Jetzt zeigte ihm Rolf den Brief des Ermordeten und erzählte die traurige Geschichte. Die Frau des Beamten übernahm es dann, dem jungen Mädchen die erschütternde Kunde mitzuteilen.
Sie war dadurch tief getroffen, und wir lernten sie erst nach einigen Tagen kennen. Da bat sie uns, wir sollten doch die Expedition leiten, die zur Bergung des Schatzes ins Innere geschickt werden sollte. Wir sagten natürlich gern zu, denn es kam uns beiden so vor, als hätten wir bisher nur halbe Arbeit getan.
So brachen wir nach zehn Tagen nochmals ins Innere auf, um den alten Elfenbeinschatz zu bergen. Dabei sollten wir Abenteuer erleben, die wir uns wirklich nicht hatten träumen lassen.
Ich habe sie im nächsten Band beschrieben:
„ Die Geister der Namuli-Berge."
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