Rolf Torring 049 ~ Zum Groß-Nama-Land
Wir erhoben uns und bekamen einen festen Händedruck. Auch Pongo wurde nicht ausgenommen, ein Zug des Richters, der mir sehr gefiel. Nur Pongo machte, wie stets, ein ziemlich unglückliches Gesicht Ich lächelte darüber, Rolf aber guckte unseren treuen Riesen merkwürdig scharf an. Dann wandte er sich aber sofort dem Richter zu und erwiderte seine Begrüßung aufs herzlichste.
Natürlich kam die Rede sofort auf den Mörder, und wie Clinchton vorausgesagt hatte, ließ sich Ruther nicht davon abhalten, uns seine Begleitung vor Anbruch des Tages anzubieten.
Es war ja für uns auch eine ganz wertvolle Hilfe, denn er kannte die Gegend sehr genau, wie uns der Bürgermeister versicherte. Wir verabredeten noch, daß er uns vom Gasthaus abholen und zur Polizeiwache begleiten sollte. Dann lenkten wir die Unterhaltung auf ein anderes Thema und sprachen über die Entwicklung der früheren deutschen Kolonie.
Einmal im Gespräch merkte ich, daß Rolf plötzlich zusammenfuhr, so schnell und auffällig, als sei er durch irgendeine Sache erschreckt worden. Als Ruther ihn erstaunt anblickte, sagte er lächelnd:
„Da ist mir soeben ein ganz merkwürdiger Gedanke gekommen, Herr Ruther. Ich muß schon noch einmal auf die Sache mit dem Mörder zurückkommen. Kennen Sie diesen Herrn King ganz genau?"
Jetzt kniff auch der Richter die Augen zusammen, überlegte einige Augenblicke und sagte zögernd:
„Ihre Frage überrascht mich, Herr Torring. Und es ist sehr schwer für mich, sie zu beantworten. Gewiß, ich kenne King, solange er hier wohnt. Er hat sehr Trauriges durchgemacht, zuletzt erst die Sache mit seiner Frau. Hm, er hat einen kleinen Store, der geht sehr gut, allerdings kümmert er sich in der letzten Zeit gar nicht mehr um dieses Geschäft, sondern ist stets auf längere Zeit verschwunden. Mir erzählte er, daß er Diamanten suche. Aber ich halte es für ausgeschlossen, daß er hier auf dem Hochplateau Steine findet."
„Hm, dann wäre doch sein öfteres Fernbleiben eigentlich sonderbar," meinte Rolf sinnend, „denn er müßte doch ebenfalls wissen, daß er schwerlich hier Diamanten finden kann. Na, ich will nichts gesagt haben, denn er ist ja vom Löwen angefallen."
„Herr Torring," sagte Ruther langsam, „ich verstehe wohl, was Sie sagen wollten. Aber Sie müssen bedenken, daß Sie den Mörder mit dem Löwen sahen, während Sie neben King standen. Also?"
„Verzeihung, ich habe nichts behauptet," lächelte Rolf, „das darf man ja auch nicht. Man kann höchstens Möglichkeiten ins Auge fassen. Hörte ich recht, daß King einen Bruder hat?"
„Natürlich," rief Clinchton dazwischen. „James ist aber heute den ganzen Tag fortgewesen."
„Aha," meinte Rolf nur und lächelte wieder eigentümlich. Ruther blickte ihn scharf an, schüttelte dann den Kopf und meinte: „Herr Torring, ich kann es mir wirklich nicht denken. Sie, als Fremder, gehen natürlich dem leisesten Verdacht nach. Aber ich kenne King schon länger. Ausgeschlossen, daß er . . . Hm, allerdings hat er soviel durchgemacht, daß vielleicht sein Geist gelitten hat."
Endlich schien der Bürgermeister zu verstehen, daß Rolf den Verletzten verdächtigte. Er lachte, wurde aber plötzlich ernst, kratzte sich den Kopf und meinte endlich:
„War King nicht immer sehr mit Tieren beschäftigt?"
„Ja", sagte Ruther ernst, „er hat stets einen kleinen zoologischen Garten für sich gehabt. Hat auch junge Löwen großgezogen und verkauft."
„Nun also," entgegnete Rolf, „dann habe ich doch nichts Dummes vermutet. Na, wir wollen morgen erst einmal den verschwundenen Polizisten suchen, dann werden wir schon weiter sehen!"
Die Männer waren sehr nachdenklich geworden. Rolfs Worte hatten natürlich ihr Mißtrauen gegen King geweckt, und ich selbst sah die Sache plötzlich mit ganz anderen Augen an.
Natürlich, das konnte sehr leicht sein, daß dieser King selbst den unheimlichen Mörder gespielt hatte und von einem Löwen angefallen worden war. Er hatte uns gegenüber eine sehr gute Ausrede gebraucht, daß er diesem unheimlichen Menschen auf der Spur sei.
Die großen Diamanten, die er uns gezeigt hatte, gaben mir plötzlich auch zu denken. Richter Ruther hatte ja ganz recht, wie sollten hier auf das Hochplateau Diamanten kommen? Die gab es nur in dem breiten Sandgürtel am Meer. Sicher hatte King sie seinen Opfern abgenommen.
„Ich glaube
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