Rolf Torring 049 ~ Zum Groß-Nama-Land
zu denken, denn ich mußte alle Kräfte anstrengen, um auf der abschüssigen, nachgebenden Ebene nicht ins Rutschen zu kommen.
Den halben Abhang hatte ich bereits erklommen, da hielt ich inne. Es war mir so gewesen, als hätte ich von irgendwoher ein unterdrücktes, dumpfes Stöhnen gehört.
„Was hast du, Hans?" fragte Rolf sofort hinunter, „komm schnell, wir müssen weiter."
Ich zog mich ein Stückchen höher, denn ich glaubte, daß ich mich getäuscht hätte. Sicher war es nur das Knirschen des Sandes unter meinen Füßen gewesen, das mir dieses Stöhnen vorgetäuscht hatte.
Doch jetzt hörte ich es ganz deutlich, es war kein Irrtum möglich. Schnell blickte ich nach den Seiten, nach oben, nach unten, aber niemand war zu sehen. Sollte ein verstecktes, kleines Tier diese Töne hervorbringen?
„Nun, Hans, was machst du denn?" fragte Rolf vorwurfsvoll.
In diesem Augenblick hörte ich aber wieder das Stöhnen und rief hinauf:
„Rolf, hier stöhnt irgendwo ein Mensch. Es ist gar kein Irrtum möglich. Paß du gut auf unseren Feind auf, ich werde suchen, wo die Töne herkommen !"
„Ah, mir kam es, als ich hinaufkletterte, auch so vor," sagte Rolf, „aber da ich dann nichts mehr hörte, glaubte ich an eine Sinnestäuschung. Gut, suche aufmerksam, ich werde schon aufpassen !"
Ich verhielt mich jetzt still und lauschte. Dabei ließ ich meine Augen fleißig umherschweifen. Sollte dieser Felssturz, in dessen Bahn ich mich augenblicklich befand, etwa künstlich hervorgerufen sein? War hier vielleicht ein Verbrechen geschehen, dessen Opfer jetzt unter den Felsblöcken so kläglich stöhnte? Doch das war auch nicht möglich, denn die Steine, die sich noch in ihrer Lage gehalten hatten oder die auf der schrägen Sandflächen liegen geblieben waren, besaßen nicht die Größe, um einen Menschen völlig verbergen zu können.
Und doch hörte ich wieder ganz deutlich das qualvolle Stöhnen. Es erklang dicht über mir, und völlig verblüfft blickte ich den ziemlich großen Stein an, der sich über meinem Kopf in das Erdreich eingegraben hatte.
Wohl war er groß und anscheinend auch sehr umfangreich, aber er hätte nie einen Menschen bedecken können. Und doch war das Stöhnen von ihm her erklungen!
Schnell kroch ich höher, legte mein Ohr gegen den Stein. Nach wenigen Augenblicken erklang wieder das Stöhnen. Es war nun kein Zweifel mehr, unter dem Stein mußte ein Mensch liegen. Vielleicht war er halb vom nachrutschenden Erdreich begraben? Doch dann konnte er ja unmöglich noch leben.
„Rolf!" rief ich hinauf, „das Stöhnen klingt unter diesem Steinblock hervor. Wie kann das nur möglich sein?"
„Pongo kommt schon hinunter, ich werde weiter aufpassen," sagte Rolf sofort. „Ihr müßt den Felsblock vorsichtig lösen und hinabrollen lassen. Dahinter scheint wieder ein rätselhaftes Verbrechen zu stecken."
„Ich denke mir, daß ein Wanderer hier abgerutscht und von den nachrollenden Felsblöcken schwer verletzt ist. Dieser ganze Steinrutsch ist doch ganz frisch," gab ich zurück.
„Nun, wir wollen abwarten," meinte Rolf skeptisch.
Pongo tauchte neben mir auf. Er betrachtete aufmerksam die Lage des Steins, lauschte einige Augenblicke auf das Stöhnen, das sich immer deutlicher bemerkbar machte. Dann sagte er:
„Masser Stein dort anfassen, Pongo hier. Wenn Pongo ,los' sagen, schnell Stein hochheben."
Mir kam dieser Vorschlag etwas bedenklich vor, denn wenn wirklich der Stöhnende unter dem Felsblock lag, dann konnten wir ihn durch das Umkannten des schweren Steins noch schwerer verletzen, als er es schon war. Doch wir hatten ja keine andere Möglichkeit, ihn zu befreien, und so stemmte ich meine Füße recht fest in das Erdreich und packte den oberen Rand des Blockes.
Pongo hatte ebenfalls die Kante gepackt, holte jetzt tief Atem, stieß ein „los" hervor und im nächsten Augenblick schwollen seine gewaltigen Muskeln an.
Auch ich strengte alle meine Kräfte an, und wirklich hob sich der wohl mehrere Zentner schwere Stein langsam hoch. Noch einige Rucke, so kräftig ausgeführt, daß ich dachte, mir springe der Kopf, dann neigte sich der schwere Block nach vorn. Pongo machte noch eine gewaltige Anstrengung, dann rollte der mächtige Stein mit donnerndem Getöse in die Tiefe.
Wenige Sekunden später peitschte ein Schuß aus Rolfs Büchse.
„Er hat sich hinter einem
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