Rolf Torring 062 - Der Perlentaucher
brannte lichterloh, und aus den gewaltigen Flammen konnten wir erkennen, daß nicht das Holz allein brannte, sondern daß der Täter auch reichlich Benzin oder eine ähnliche leicht brennbare Flüssigkeit verwandt haben mußte.
Fox hatte recht: hätten wir uns noch In der Werkzeugkammer befunden, wären wir diesmal wohl kaum mit dem Leben davongekommen. Wir standen ganz stumm und blickten das gewaltige Schauspiel an, das die riesigen Flammen boten.
Nur Maha, unser Gepard, winselte leise. Das treue Tier war von Pongo ins Wasser gehoben worden und mit uns zum Kanu Smardas geschwommen. Dort war er gewandt in das Fahrzeug hineingeklettert und ebenso jetzt ins Boot Wansas. Ich hatte dabei die Ruhe der beiden Singalesen bewundert, die sich durch das fremdartige Tier, das sie im Dunkel doch unbedingt für einen Panther halten mußten, gar nicht hatten überraschen lassen. .
Wir blieben noch still vor dem Zelt stehen, bis die Flammen erloschen, dann suchten wir sehr nachdenklich unser Lager auf. Dieses neue Attentat war ein Beweis, wie rücksichtslos die Bande vorging und wie verbreitet sie war, denn selbst unter den Soldaten des Kutters mußte sich ein Mitglied befinden.
Am nächsten Morgen mußte ich wieder die Selbstbeherrschung Wansas bewundern. Denn statt der doch sicher von ihm erwarteten weißen Sahibs verließen nun drei braune Inder und ein riesiger Neger das Zelt, gefolgt von einem mächtigen Gepard.
Aber die beiden Singalesen verzogen keine Miene, und Wansa wünschte uns sogar in echt orientalischer, Beredtsamkeit, einen guten Schlaf getan zu haben. Er war ein älterer Mann mit dem großen, träumerischen Auge der Singalesen. Er machte einen sehr günstigen Eindruck und freute sich offenbar herzlich, als Fox ihm die Hand schüttelte und ihn uns als treuen Anhänger der Regierung vorstellte.
Auch Smarda, der Taucher, war sehr sympathisch, und sein Blick zeugte von Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Er war ungefähr dreißig Jahre alt, und sein nur mit einem weißen Hüfttuch bekleideter Körper strotzte von schwellenden Muskeln.
Fox begrüßte auch ihn sehr freundlich und stellte ihn ebenfalls vor. Und Smarda gefiel mir dadurch besser, daß zwar seine Augen freudig aufleuchteten, sein Gesicht aber ruhig, beinahe würdevoll blieb, während Wansa sich fast kriecherisch verbeugt hatte.
„Wansa," fragte jetzt der Inspektor den Bootseigentümer, „habt ihr wieder eigene Perlen, die ihr in nächster Zeit nach Colombo senden wollt?"
„Ja, Sahib, ich habe die letzte Ausbeute selbst ersteigert und einige sehr schöne Exemplare gefunden. Ich wollte sie morgen absenden. Diesmal aber durch einen kleinen Malayenboy, ohne jede Begleitung. Vielleicht läßt sich die Bande, die uns jetzt in Schrecken und Furcht hält, dadurch täuschen. Hier, Sahib Fox, sind es nicht schöne Exemplare?"
Aus seinem Hüfttuch knüpfte er einen kleinen, ledernen Beutel, dem er fünf wunderbare Perlen entnahm. Eine von ihnen war besonders schön, sie strahlte in reinweißem „Luster", wie man den märchenhaften Glanz der Ceylonperlen nennt, und war dabei von außerordentlicher Größe. Die fünf Kugeln, die Fox jetzt in der Hand hielt, stellten ein kleines Vermögen dar.
„Dürfte ich einmal sehen?" sagte Rolf. Fox gab ihm die Perlen, und mein Freund betrachtete sie ganz genau. Ich wußte, daß er viel von Edelsteinen und Perlen verstand, und begriff sein Interesse an diesen schönen Stücken vollkommen, — dann sah ich aber, daß er plötzlich eine merkwürdige Miene zog, als er die besonders große und glanzvolle Perle betrachtete. Doch er sagte keinen Ton, sondern gab die Kleinodien mit dankendem Kopfnicken dem Bootsbesitzer zurück.
„Wansa," wandte sich der Inspektor wieder an den Singalesen, „Ihr müßt mir den Malayenboy zeigen, den Ihr morgen mit den Perlen fortschickt. Vielleicht werde ich ihm folgen. Ist sonst etwas Besonderes passiert?"
„Nein, Sahib Fox."
„Wansa, du vergißt die Sache mit Atra," wandte da der Taucher Smarda ein.
„Richtig," sagte Wansa ohne eine Spur von Verlegenheit, „dem Händler Atra ist eine kostbare Perle aus seinem Zelt gestohlen worden. Nun, das kommt hier manchmal vor, daran braucht die Bande keinen Anteil zu haben. Ihr fallen mehr die Raubmorde zu, die sie an den Boten mit den Perlen verübt hat."
„Nun, ein besonders schönes Stück wird vielleicht auch zum Diebstahl verleiten," meinte Fox,
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