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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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durch die große Mauer unmittelbar in das Heiligtum Dschagannaths. Durchqueren Sie die Tempelstadt genau nach Westen! Dort stoßen Sie auf ein Tor, das zu den anschließenden Hainen führt. Sie werden den Weg zur Schlucht nicht verfehlen können. Nochmals: seien Sie vorsichtig!"  
      Wir dankten dem greisen Inder leise und schritten durch die schmale Öffnung der Mauer. Hinter uns schloß sich die kunstvolle Tür geräuschlos.  
      Der Mond war aufgegangen und warf sein weißliches Licht über die heilige Tempelstadt. Wir befanden uns in einer schmalen Gasse zwischen der Mauer und einem Tempelgebäude. Ruhig warteten wir einige Minuten, ob wir verdächtige Geräusche hörten. Inzwischen hatten sich unsere Augen an die Finsternis der schmalen Gasse gewöhnt, leise schlichen wir einem hellen Lichtschimmer entgegen, der uns das Ende des Tempelgebäudes anzeigte.  
      Bald hatten wir die Ecke des Gebäudes erreicht Wir sahen eine breite Straße, die genau nach Westen führte. Ihr mußten wir folgen, dann kamen wir an der Pagode vorbei, in der die Bilder des Gottes Dschagannath und seiner Geschwister standen.  
      Obgleich wir ein festes Ziel vor Augen hatten, wollten wir doch nicht versäumen, das weltberühmte Bauwerk zu besichtigen. Vielleicht machte es im Mondlicht einen noch gewaltigeren Eindruck.  
      Langsam gingen wir nebeneinander die Straße entlang. Zweimal kamen wir über eine Querstraße. Hier sahen wir viele weiße Gestalten, die meist bewegungslos standen. Es mochten Priester sein, die eine Andachtsübung verrichteten) aber die unbeweglichen, stillen Gestalten im klaren Mondlicht machten einen unheimlichen Eindruck.  
      Der Tod war auch auf unserem Wege, denn die Fanatiker würden uns auf keinen Fall schonen, wenn sie uns durch einen Zufall entdecken sollten.  
      Wieder kamen wir über eine Querstraße, dort standen die weißen, reglosen Gestalten so dicht nebeneinander, als hätten sie sich zum Marsch aufgestellt. Die ersten Reihen auf beiden Seiten waren höchstens zehn Meter von uns entfernt, deutlich sah ich die Augen in den braunen Gesichtern blitzen.  
      Einige Inder machten Anstalten, auf uns zuzutreten, aber wir gingen unentwegt weiter, taten so, als sähen wir sie überhaupt nicht, und zu meiner Erleichterung blieben sie zurück.  
      Hanu hatte recht, etwas bereitete sich in der Tempelstadt vor. Vielleicht war es unter diesen Umständen ratsamer, die Besichtigung der Pagode zu unterlassen und schnell die Schlucht aufzusuchen, an der ein Attentat vorbereitet werden konnte.  
      Da kamen wir auf einen großen Platz, der ganz leer war. Sternförmig führten einige Straßen nach allen Richtungen; mit Erstaunen bemerkte ich, daß in jeder Straße die schweigenden, reglosen Gestalten standen. Nur die Straße, die zum westlichen Tor führte und die wir benutzen mußten, war, ebenso wie der Platz, leer.  
      Das erschien mir gefährlich. Ich wollte Rolf zurückhalten und lieber mit ihm umkehren, da sah ich rechts von uns den wunderbaren Monolithen, der das Bild des Gottes „Hanuman als Affe" trägt.  
      Wohl hatte ich bemerkt, daß auch Rolf einen Augenblick gezögert hatte, ihm ging es sicher wie mir. Das Interesse an dem eigenartigen Kunstwerk überwog die Vorsicht. Langsam traten wir auf die Säule zu.  
     
     
     
      3. Kapitel Eine Heimtücke  
     
      Während wir den Sockel, der aus reich verziertem Basalt bestand, betrachteten, meinte ich leise:  
      „Rolf, was mögen die schweigsamen, reglosen Inder vorhaben? Es sieht unheimlich aus, es ist wie die Ruhe vor dem Sturm. Ob wir nicht besser täten, die heilige Tempelstadt zu umgehen? Wir hätten die Pagode auch später besichtigen können, jetzt heißt es vor allem: ein Attentat auf den Gouverneur zu verhindern."  
      „Du hast recht," gab Rolf zu, „hätte ich geahnt, daß die Tempelstadt mit Indern erfüllt ist, die sich so eigenartig benehmen, hätte ich davon Abstand genommen, sie zu durchqueren. Jetzt ist es leider zu spät. Ich hoffe, daß sich unter den Indern hier recht viele Leute Hanus befinden. Komm, wir wollen weitergehen! Je eher wir die Tempelstadt hinter uns haben, desto besser ist es."  
      Als wir uns umwandten, schrak ich zusammen. Wir waren von einem dichten Kreis Inder umgeben, die sich geräuschlos herangeschlichen hatten. Reglos standen die weißen, unheimlichen Gestalten, auch wir blieben reglos stehen.  
      Ich hoffte im stillen, daß sie unser leises Gespräch, das wir in

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