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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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einige Worte hin, sofort glühten ihre Augen wieder haßerfüllt. Ohne Kampf, der sehr wahrscheinlich mit unserem Tod enden würde, kamen wir nicht aneinander vorbei. Wir wußten nur zu gut, daß die Menge die Besinnung verlieren würde, wenn erst einige Tollköpfe mit der Ermordung von Europäern beginnen würden. Vielleicht würde der Tag des Wagenfestes sich mit blutigen Lettern in die Geschichte Puris einschreiben, vielleicht würde er das Zeichen zu einem allgemeinen Aufstand im ganzen Lande sein.  
      Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich die Figur des Balamara betrachtete, die auf einem schweren Wagen von Tausenden von Gläubigen durch den tiefen Sand gezogen wurde.  
      „Hans," sagte Rolf halblaut, „das ist vielleicht die Rettung! Komm mit! Möglichst unauffällig."  
      Erstaunt wandte ich mich um und sah, daß aus dem Eingang des alten, kleinen Hauses eifrig ein brauner Arm winkte. Als Rolf kurz nickte, verschwand der Arm; die Tür, die aus uralter, kunstvoll bearbeiteter Bronze bestand, blieb offen.  
      Verstohlen blickte ich zu den Indern hin, die eine drohende Haltung gegen uns eingenommen hatten. Sie waren unruhig geworden und flüsterten wieder eifrig untereinander, betrachteten aber mit scheuen Blicken die offene Tür des alten Hauses.  
      Andere Inder, die das Winken des braunen Armes auch gesehen hatten, machten bestürzte Mienen. Ein alter Pilger schüttelte heftig und gleichsam warnend den Kopf, als ich mich dem Hause näherte.  
      Mochte in dem Haus ein Ungeheuer wohnen, vor dem alle Inder eine unvorstellbare Achtung hatten, für uns war das angenehmer, als von einer Schar aufgeregter Pilger angegriffen zu werden.  
      Ohne mich zu besinnen, folgte ich Rolf, der die Tür des alten Hauses bereits erreicht hatte. Ich wandte mich noch einmal um und sah, daß die Pilgermassen sich jetzt gerade aufeinander zu bewegten, daß der Führer der Fanatiker, die es auf uns abgesehen hatten, Anstalten machte, sich auf uns zu stürzen.  
      Da sprang ich schnell vor, schlüpfte durch die Tür und schlug den schweren, ehernen Flügel hinter mir zu. Im gleichen Augenblick hörte ich das Einschnappen von Riegeln, ohne daß ich einen Menschen sehen konnte. Um mich war es stockfinster.  
      »Rolf," rief ich leise, „wo bist du?"  
      „Hier," klang es ein beträchtliches Stück entfernt, „laß dich ruhig führen!"  
      Ich schrak zusammen, als ich eine hagere Hand auf meinem Unterarm fühlte. Aber Rolf hatte gesagt, daß ich mich ruhig führen lassen solle, vielleicht hatte er schon mit dem Besitzer des Hauses gesprochen.  
      Der Weg schien mir endlos. Das machten die drückende Finsternis und die Ungewißheit, wohin ich geführt wurde. Endlich merkte ich, daß mein unsichtbarer Führer einen schweren Vorhang zur Seite schob; ich spürte den angenehmen Geruch feinen Räucherwerkes und hörte, als mich mein Führer durch sanften Druck nötigte stehenzubleiben, Rolfs Stimme dicht neben mir. Mein Freund flüsterte mir zu:  
      „Eine merkwürdige Lage! Ich bin der geheimnisvollen Einladung gefolgt, auf Risiko gefolgt, weil wir sonst von den fanatischen Indern erdolcht worden wären. Sie hätten keinen Augenblick gezögert. Verlaß dich darauf! Vielleicht wäre es das Signal zu einem allgemeinen Aufstand gewesen.! Es gärt im ganzen Lande! Es gärt mehr, als die Behörden sich träumen lassen. Der Besitzer des Hauses muß uns freundlich gesinnt sein. Vielleicht gehört er der Sekte Magavas an."  
      Ein dumpfer, wohltönender Gongschlag ertönte. Vor uns leuchtete ein grünliches Licht auf, das immer intensiver wurde. Jetzt sahen wir einen alten Inder mit langem, weißem Bart, der fast in der Luft zu schweben schien. Ein unheimliches Bild: der ehrwürdige Greis saß auf einem kunstvoll gearbeiteten Sessel, der einen halben Meter über dem Boden schwebte.  
      Ich dachte zuerst, daß der Sessel vielleicht an Seilen hinge, als aber das Licht stärker wurde — es erstrahlte anscheinend aus der Felsenmauer hinter dem Alten —, sah ich, daß es nicht der Fall war. Selbst einen ganz dünnen schwarzen Draht hätte ich in dem grellen Licht entdecken müssen.  
      Sofort fand ich die Lösung für das Phänomen. Der Stuhl des Alten stand auf einem dunklen Sockel, der genau in der Farbe der Mauer gehalten war. Durch die eigenartige Anordnung des Lichtes schien der Block mit der Wand eine Fläche zu bilden und der Stuhl in der Luft zu schweben.  
      Ein kleiner

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