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Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Rolf Torring 098 - Indische Märchen

Titel: Rolf Torring 098 - Indische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Diener brachten einen leichten Tisch, der mit allen möglichen Speisen bedeckt war. Wir wurden auf Stühle gesetzt und sahen zu, wie der Fürst das Frühstück einnahm. Ellen war inzwischen verschwunden.  
      Rolf beobachtete den Fürsten genau, der mit gutem Appetit aß. Die Minuten vergingen. Noch war keine Veränderung im Wesen des Fürsten festzustellen. Eine Viertelstunde war schon verstrichen.  
      Da wurde der Fürst plötzlich leichenblaß. Ich wollte aufschreien. Mit einem Male zog wieder Röte über die Wangen des Fürsten. Verwirrt schaute er umher. Er sah uns an und blickte doch wie abwesend durch uns hindurch.  
      Schließlich fragte er uns, wo er eigentlich sei.  
      Rolf und ich hatten uns inzwischen von den leichten, lockeren Fesseln befreit. Mein Freund richtete sich auf und sprach auf Lord Sullbareck ein, denn Fürst Ralingo schien nicht mehr zu existieren.  
      Während Rolfs ausführlicher Erzählung verfinsterten sich die Mienen des Lords immer mehr, der —  als Rolf zum Schluß die bevorstehende Ankunft des Vetters meldete — die Hand zur Faust ballte und sagte:  
      „Er soll nur kommen! Ich werde ihn empfangen, wie er es verdient."  
      Plötzlich sprang er auf, eine Freude flog über sein Gesicht:  
      „Ellen, liebe Schwester! Ich danke dir, daß du mich nicht verlassen hast. Jetzt wird alles wieder gut! Wir kehren bald nach Schottland zurück."  
      Ellen hatte die indische Tracht abgelegt und die Hautbräunung entfernt Nur ihr Haar war noch dunkel.  
      Innig begrüßte sie den Bruder und erzählte ihm von den Anstrengungen, die sie durchgemacht hatte. Eigentlich habe sie es nur Professor Reuter zu danken, daß alles so gekommen sei und wieder gut werden würde.  
      „Professor Reuter?" fragte der Lord. „Das ist doch der deutsche Lehrer, der dich unterrichtete!" Ellen errötete.  
      „Ja, Henry. — Wir lieben uns. Er hat die Herren Torring und Warren auf das 'Märchenschloß' aufmerksam gemacht"  
      „Er soll mir als Schwager willkommen sein! Wenn ich mit meinem Vetter abgerechnet habe, besuchen wir den Professor in Manipur. Er wird sehnsüchtig auf Nachricht warten."  
      Lord Henry wollte auch uns mit Dank überschütten, Rolf jedoch mahnte, die Vorbereitungen zum Empfang des Vetters zu treffen. Im Arbeitszimmer des Fürsten hatten wir eine lange Unterredung mit Lord Sullbareck, der seinen Vetter unbedingt hart bestraft sehen wollte. Im ersten Augenblick hatte der Lord sogar die Ansicht geäußert, ihn einfach niederzuschießen. Rolf mußte seine ganze Überredungskunst aufwenden, ihn von dem Plan abzubringen. Aber Strafe mußte sein!  
      Gegen Mittag fuhr James Sullbareck in einem Auto nach dem Dschungelpalast seines Vetters. Mühsam bahnte sich der Wagen einen Weg, aber James Sullbareck, der den Weg nicht zum ersten Male fuhr, erreichte sein Ziel.  
      Lord Henry hatte sich vorgenommen, noch einmal die Rolle des Kranken zu spielen. Nachdem Fürst Ralingo James begrüßt hatte, traten wir ins Zimmer. James Sullbareck erbleichte.  
      „Wie kommen Sie denn hierher, meine Herren? Sie wollten doch meine Ankunft in Manipur abwarten!"  
      „Wir haben es uns anders überlegt und sind vor Ihnen hier eingetroffen. Fürst Ralingo hat uns sehr freundlich empfangen. Er kann sich nicht mehr daran erinnern, daß wir seine Gefangenen waren."  
      Rolf trat ganz dicht an James heran und flüsterte:  
      „Wissen Sie, was ich glaube, Lord James? Der Fürst ist geistesgestört. Er vergißt, was er vor ein paar Minuten gesagt hat."  
      „Ist das Ihr Geheimnis, das Sie enträtseln wollten, Herr Torring? Das konnte ich Ihnen vorher sagen. Ich war schon oft hier."  
      „So? Das wußte ich nicht, Lord James. Mir fiel außerdem auf, daß der Fürst ein Englisch spricht, daß man ihn für einen Engländer halten könnte, der mit Absicht fremden Akzent auf seine Muttersprache legt."  
      James Sullbareck lachte laut auf. In dem Lachen glaubte ich etwas Gezwungenes zu hören.  
      Ein Diener betrat den Raum und meldete daß die Mittagstafel gedeckt sei. Fürst Ralingo bat uns, mit ihm zu speisen. Auch Balling nahm an der Mahlzeit teil. Nur Pongo war auf seinem Zimmer geblieben.  
      Die herrlichsten Gerichte standen bereit. Ich verspürte geradezu Heißhunger. Da ertönten plötzlich leise Worte neben meinem Ohr:  
      „Nichts vom Fasan essen," hauchte Rolf. „Das ist James' Lieblingsgericht."  
      Ich verstand, was damit gemeint

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