Rolf Torring 100 - Der schwarze Panther
meldete sich und stellte eine ganz unwichtige Frage. Er wollte sich also nur überzeugen, ob wir schon zu Bett gegangen seien.
Ich öffnete ihm die Tür und entschuldigte mich, daß wir ihn im Pyjama empfangen müßten. Aber davon wollte er sich ja wohl überzeugen. Er lächelte befriedigt und zog sich dezent bald wieder zurück, nachdem er uns nochmals eine angenehme Nachtruhe gewünscht hatte.
Wir löschten das Licht und blieben länger als eine Stunde liegen. Dann standen wir wieder auf und kleideten uns vollständig an, machten unser Gepäck fertig und wollten das Hotel, ohne Aufsehen zu erregen, verlassen.
Auf dem Hotelgang brannte nur eine kleine Nachtlampe, die nur so viel Licht verbreitete, als wir gerade brauchten, um vom Treppenfenster bequem und leise auf das Dach eines Schuppens steigen zu können. Von hier aus konnten wir mit Leichtigkeit das Nachbargrundstück erreichen.
Wenige Minuten später standen wir in einer dunklen Nebengasse und eilten der Ausfallstraße zu, an deren Anfang vor der Stadt Pongo uns erwarten sollte.
3. Kapitel In der Höhle des Seeräubers
Eine Turmuhr schlug Mitternacht, als wir die Stadt verließen. An der vereinbarten Stelle trafen wir Pongo.
„Hier viel Gesindel!" berichtete Pongo, nachdem wir ihn begrüßt hatten. „Pongo gut aufpassen müssen!"
Wir hielten uns nicht lange an dem Treffort auf. Auf abseits gelegenen Wegen führte uns Pongo ins Gebirge. Der schwarze Riese kannte die Wege, denn auf ihnen hatte er Solbre verfolgt.
Da wir einen Weg von etwa fünf Stunden vor uns hatten, wie Pongo uns mitteilte, schlugen wir ein forsches Tempo an, um die Piratenhöhle möglichst noch vor Tagesanbruch zu erreichen.
Wir konnten uns nicht unterhalten, da wir scharf auf den Weg achten mußten, den Pongo uns führte. Unser schwarzer Freund ging ihn mit einer Sicherheit, als hätte er ihn schon oft zurückgelegt.
Als der Tag anbrach, waren wir weit von Kota Radja entfernt. Pongo meinte, wir müßten noch etwa eine halbe Stunde laufen, um zu der Schatzhöhle zu kommen.
Der Weg stieg verhältnismäßig sanft an, führte aber immer höher; wir mußten schon tausend Meter über dem Meeresspiegel sein. Zuweilen öffnete sich zwischen den Felswänden ein wunderbares Panorama. In der Ferne glänzte das Meer zwischen den Bergketten hindurch, unter uns in der Tiefe sahen wir blumenübersäte Wiesen in fruchtbaren Tälern.
Der Weg machte eine Biegung von fast 90 Grad Als wir sie passiert hatten, sahen wir knapp vor uns einen klaren Bergsee. Das Wasser war so hell und durchsichtig, daß wir bis auf den Grund schauen konnten, überwältigt von dem Anblick blieben wir stehen. Das sollte uns zum Verhängnis werden.
Pongo, der seine Augen immer überall hatte, gab uns einen Stoß, daß wir bis an die Felswand geschleudert wurden. Im gleichen Augenblick sahen wir einen dunklen Schatten auf Pongo zufliegen, der mit einem Satz in den See hinein sprang.
Ich war wie erstarrt, als ich in dem dunklen Schatten einen schwarzen Panther erkannte, der seinen Sprung genau berechnet hatte und auf Pongos Rücken gelandet wäre, wenn der schwarze Riese sich nicht in der letzten Sekunde noch gerettet hätte. Der Panther stieß am Rande des Weges auf und versuchte, sich mit den scharfen Krallen festzuhalten, rutschte aber ab und verschwand gleichfalls in der Tiefe.
Rolf und ich griffen zu den Büchsen. Alles war so schnell gegangen, daß wir früher gar nichts hätten unternehmen können.
Als wir auf den See hinunterblickten, mußten wir fast lächeln. Wir hatten erwartet, daß Pongo in den Fluten mit der Raubkatze kämpfen würde. Nichts davon: Pongo schwamm ruhig der Mitte des Sees zu, der Panther bemühte sich, möglichst schnell das rettende Ufer wieder zu erreichen. Pongo drehte um und schwamm mit langen Schwimmschlägen hinterher, den Dolch zwischen den Zähnen haltend.
Panther schwimmen bekanntlich recht gut, vielleicht aber hatte sich dieser bei dem Sprung Schaden getan.
Pongo schwamm schneller, er kam dem Panther immer näher, aber er sollte ihn doch nicht erreichen.
Die Pantherkatze hatte die niedrige Uferwand erreicht und rasch erklettert. Ohne noch einen Blick auf den Verfolger zu werfen, verschwand sie zwischen dem Felsgeröll.
Pongo schüttelte mißgelaunt den Kopf, als er das Ufer erreichte. Den Panther jetzt zu verfolgen, hatte keinen Zweck. Aber
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