Rolf Torring 100 - Der schwarze Panther
diebisch gefreut, als Diersch ihm anvertraute, daß er vor zwei Jahren vor ihm maßlose Angst gehabt habe.
Pongo brachte uns wichtige Nachrichten. Es war ihm gelungen, Gaston Solbre bis weit ins Gebirge zu verfolgen, so weit, bis er plötzlich buchstäblich unter seinen Augen spurlos verschwunden war.
Lange hatte Pongo gesucht. Schließlich hatte er den gut getarnten Eingang zu einer Höhle gefunden, in die er nicht einzudringen wagte, da sie seiner Meinung nach mit Signaleinrichtungen ausgestattet war.
Er, Pongo, habe sich in der Nähe des Höhleneingangs versteckt, Gaston Solbre sei nach Stunden wieder aus der Höhle herausgekommen und nach Kota Radja hinuntergestiegen. Dort habe er ein kleines, dicht vor der Stadt gelegenes Haus betreten. Nach einer Weile sei er — äußerlich völlig verändert — wieder aus dem Hause herausgekommen und sei nach dem „Hotel Roal" gegangen.
Pongo hatte sich mit einem Hausdiener des Hotels rasch angefreundet. Der hatte ihm gesagt, daß der Herr, der vorhin das Hotel betreten habe, der Besitzer sei, Herr Roal selbst.
Wir blickten Diersch an. Seine Vermutung war richtig gewesen. Uns blieb also eigentlich nur noch übrig, nach Kota Radja hinüberzugehen und Roal zu entlarven. Das nahmen wir uns für den nächsten Tag vor.
Die Höhle im Gebirge, in der Solbre-Roal sicher seinen Beuteanteil verbarg, konnten wir später aufsuchen, wenn wir den Behörden gegenüber Beweise gegen den Seeräuber erbringen sollten.
Pongo bearbeitete noch am Abend des Tages das Pantherfell, um es vor dem Verderben zu schützen. Er hatte es im Garten hinter dem Hotel ausgebreitet und aufgespannt Hier sollte es bis zum nächsten Tage trocknen.
Plaudernd saßen wir nach dem Abendbrot zusammen. Immer wieder mußten Rolf und ich Diersch von Pongos Taten erzählen, vor allem von seinen und unseren Erlebnissen in Afrika, wo wir mit Pongo für sein Erbteil kämpfen mußten (Bände 33 bis 35).
Diersch wunderte sich, daß Pongo bei uns geblieben war, nachdem er in seiner Heimat wieder als Häuptling seines Stammes eingesetzt worden war. Er sah mit Recht darin die Anhänglichkeit unseres schwarzen Freundes.
Ich mußte Diersch auch einen genauen Bericht über den Tod des Chinesen Fu Dan geben (siehe Band 3: „Gelbe Haie"). Zur Unterhaltung seiner anderen Gäste sammelte Diersch an diesem Abend reichlich Gesprächsstoff. Wenn wir wieder abgereist waren, würde er jedem, der es hören wollte, von Pongos Heldentaten und seiner Freundschaft zu dem schwarzen Riesen erzählen.
Es war sehr spät geworden, als wir uns trennten. Diersch begleitete uns persönlich auf unser Zimmer. Wir bewohnten das gleiche wie bei unserem ersten Besuche. Überhaupt war alles unverändert hier im Hause, nur daß augenblicklich nicht der Chinese Fu Dan das Nebenzimmer bewohnte.
Sorglos schliefen wir ein. Pongo war rasch noch einmal in den Garten gegangen, um nach dem Fell zu sehen. Er betrat einige Minuten später das Zimmer nebenan, das er innehatte.
Ich war bald eingeschlafen und träumte von Fu Dan, vor dem ich gefesselt lag. Schweißgebadet erwachte ich und hörte draußen im Garten ein wütendes Fauchen. Fast gleichzeitig klopfte es leise an unsere Zimmertür. An dem Klopfzeichen erkannte ich sofort Pongo, der Einlaß begehrte.
Ich sprang rasch aus dem Bett und schloß die Tür auf. Auch Rolf hatte sich geschwind erhoben.
Der Mondschein fiel ins Zimmer. Wir brauchten kein Licht zu machen. Pongo hatte den langen indischen Dolch, den ihm Fürst Lorbu geschenkt hatte (siehe Band 95: „Nepal, das Wunderland") in der Hand, deutete auf das Fenster und sagte leise:
„Massers, Pantherin im Garten und heulen bei Fell von Panther."
Rolf und ich griffen nach unseren Büchsen. Vom Fenster aus konnten wir den hinter dem Hause gelegenen Teil des Gartens gut übersehen; das Mondlicht beleuchtete ihn fast taghell.
Das Fell war ganz hinten im Garten aufgespannt. Ein Schuß vom Fenster auf die Pantherkatze war zu unsicher; wir beschlossen, durch die Fensteröffnung in den Garten hinauszuklettern.
Ganz leise hatte Pongo das zweite Fenster geöffnet. Aber die Raubkatze hatte das leise Geräusch gehört und kam in langen Sätzen zum Hause gesprungen, so daß wir sie dicht vor den Fenstern hatten.
Das war für uns recht günstig. Wir mußten aber erst das Fenster öffnen, an dem wir standen, und jede Bewegung konnte den
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