Rolf Torring 111 - Der Todesweg
sagte er: „Gut, wir werden Sie begleiten, aber Kapitän Hoffmann muß hier bleiben, da er die Verantwortung für die Jacht hat."
Wir hatten noch eine Stunde Zeit, in der wir uns frisch machten und umkleideten. Pünktlich zur verabredeten Zeit waren wir bei dem Großkaufmann Agis und wurden von einem Diener in den Empfangsraum geführt. Herr Agis ließ nicht lange auf sich warten und streckte uns erfreut die Hände entgegen, als er durch Balling unsere Namen erfuhr. Bald waren wir in eifriger Unterhaltung, die sich um das Geheimnis des „Todesweges" bewegte. Plötzlich fragte Agis:
„Wo haben Sie denn Ihren Kapitän gelassen, Herr Balling?"
„Auf der Jacht, Herr Agis," antwortete Rolf schnell für Balling. „Wir wollen das Fahrzeug nicht ohne Aufsicht lassen. Außerdem wußten Sie nichts von unserem Kommen, und es erschien uns unhöflich, gleich mit vier statt mit zwei Personen zu kommen."
„Aber ich bitte Sie, Herr Torring! Das hätte doch nichts ausgemacht! Gestatten Sie, daß ich einen Diener zu Ihrer Jacht schicke, um den Kapitän holen zu lassen Herr Torring? Vielleicht schreiben Sie ihm ein paar Zeilen auf, Ihre Handschrift kennt er ja!"
Rolf bedankte sich für die Freundlichkeit, bat aber, es bei seiner Anordnung zu lassen. Da huschte ein ärgerlicher Zug über das Gesicht des Großkaufmanns; ich sah es deutlich. Ich konnte in Agis' Zügen nicht weiter lesen, denn er erhob sich und bat uns ins Herrenzimmer und dann in einen sehr behaglich eingerichteten Wohnraum, in dem ein Imbiß für eine kleine Gesellschaft bereitgestellt war.
Der Großkaufmann gefiel mir nicht recht; er hatte stechende Augen, die einen manchmal anschauten, als wollten sie einen hypnotisieren. Das ganze Benehmen des mittelgroßen, gewiß sehr kräftigen Mannes schien mir listig und verschlagen.
Als er uns aufforderte, von den belegten Broten und den Salaten zu nehmen, blickte Rolf mich von der Seite an, was so viel heißen sollte: „Wenn die Speisen vergiftet sind?!" Aber wir konnten schwerlich ablehnen, weil das eine Beleidigung für den Gastgeber dargestellt hätte. So griffen wir zu, aßen aber nur eine Kleinigkeit.
„Auf welche Weise wollen Sie denn das Geheimnis des ,Todesweges' ergründen?" fragte Agis, der sich den Imbiß gut schmecken ließ.
„Wir wissen schon, wie sich die Dinge dort zugetragen haben, Herr Agis, denn wir haben vor kurzem selbst einen heimtückischen Überfall auf dem ,Todesweg' erlebt. Der Schütze arbeitet mit Blasrohr und Bolzen, hält sich aber ausgezeichnet versteckt. Wenn wir sein Versteck finden, ist die Sache schnell aufgeklärt."
Agis hatte interessiert zugehört und zuckte mit keiner Wimper während Rolfs Erzählung. Er fragte dann, wie es möglich sei, daß wir den Schützen nicht entdeckt hätten.
„Das ist eben das Rätselhafte an der Sache, Herr Agis. Wir werden unsern Geparden mitnehmen, der die Spur leicht finden wird."
„Wenn der Schütze damit rechnet, daß er verfolgt wird," sagte Agis, „verwendet er vielleicht ein Kraut, mit dem er sich einreibt und das die Witterung, die die Spürnase eines Tieres nehmen könnte, verwischt."
„Wenn das der Fall sein sollte, müssen wir auf andere Art versuchen, seiner habhaft zu werden. Jedenfalls steht einwandfrei fest, daß Ingenieur Lagens unschuldig ist."
Bei Nennung des Namens Lagens zuckte es in dem Gesicht des Großkaufmanns bedenklich so daß ich gewettet hätte, daß er über das Geheimnis des „Todesweges" mehr wußte als er zu wissen vorgab.
Rolf schien den gleichen Gedanken zu haben wie ich, denn er meinte unverfroren
„Ich vermute, daß es darüber hinaus einen hier in Brunei wohnhaften Menschen gibt, der ein besonderes Interesse daran hat daß der Todesweg nicht betreten wird. Wir werden noch dahinterkommen!"
Der Großkaufmann schien angestrengt nachzudenken, endlich meinte er:
„Ich habe eben eine ganze Menge Leute hier in der Stadt Revue passieren lassen, kann mir aber nicht denken, wer in Frage kommen könnte. Ich traue eigentlich keinem etwas Schlechtes zu."
Rolf übersprang die Erzählung und fragte:
„Auf welche Weise, Herr Agis, glaubten Sie unserem Freunde Balling helfen zu können?"
„Ich werde morgen mit dem Polizeipräsidenten über die Sache sprechen und ihn bitten, daß er Sie empfängt, meine Herren. Er muß derjenige sein, der den Ruhm einheimst, die Sache aufgeklärt
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