Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong
und seitlich am Blockhaus entlang geschossen, von wo die Stimme des Schwarzen gekommen war.
Der Schwarze jedoch hatte sich rechtzeitig um die nächste Hausecke in Sicherheit gebracht und lugte nur mit dem Kopf an der Seitenfront der Hütte entlang.
Bei unserem ersten Besuch hatten wir uns überzeugt, daß die Hütte nur auf dieser Seite Fenster besaß. Das wußte auch der Schwarze, denn er beobachtete nur die Tür- und die Fensterseite.
Sollten wir jetzt eingreifen? Rolf riet, noch abzuwarten. Pongo stand wie ein Panther sprungbereit. Ich bewunderte seine Beherrschung.
Der Schwarze kroch bald darauf an der Erde entlang bis unter das Fenster. Er wollte seinen Gegner überraschen.
Der Mann in der Hütte lauschte. Dann beging er eine Unvorsichtigkeit. Er vermutete den Gegner noch an der Hauswand, trat wieder zum Fenster, reckte die Hand hinaus und feuerte einen Schuß nach der Seite ab. Den günstigen Augenblick benutzte der Schwarze, ergriff das Handgelenk, sprang auf und riß den Mann durch das Hüttenfenster ins Freie.
Der Blockhausbewohner verteidigte sich mit dem Mute der Verzweiflung. Auf die Dauer aber konnte er den größeren Kräften des Schwarzen nicht gewachsen sein. Die Pistole war ihm schon entfallen. Eine andere Waffe schien er nicht zu besitzen. Der Schwarze versuchte, seinen Gegner an der Kehle zu packen. Schon hielt sich der Neger für den Sieger, als er plötzlich von rückwärts gepackt wurde und zur Erde stürzte. Pongo hatte es nicht länger bei uns gelitten. Er war vorgeschlichen und hatte in den ungleichen Kampf eingegriffen.
Unser schwarzer Freund warf sich mit dem ganzen Körper auf seinen Doppelgänger. Der aber war äußerst geschmeidig, konnte sich freimachen und sprang schnell auf die Beine.
Ein wildes Ringen begann. Wieder packte Pongo den Schwarzen, der ein ebenbürtiger Gegner war. Beide umklammerten einander. Zusammen stürzten sie zur Erde, ließen sich los, sprangen auf und packten einander erneut. Wer unglücklich hinstürzte, konnte im Augenblick der Unterlegene sein.
Der Mann aus der Hütte hatte sich langsam erholt und versuchte, sich aufzurichten. Das gelang ihm. Er wollte unbemerkt im Dickicht verschwinden. Am Rande der Lichtung entlang schleichend, drang er in meiner Nähe ins Dickicht ein. Ich durfte ihn nicht entkommen lassen und hielt ihm, der nichts Böses ahnte, sondern sich schon gerettet glaubte, die Pistole unter die Nase. Er war dadurch so erschrocken, daß Rolf und Kapitän Hoffmann ihn leicht fesseln konnten.
Inzwischen war es dem „Schwarzen von Hongkong" gelungen, Pongo zur Erde zu werfen. Er kniete auf seiner Brust und wollte ihm an die Gurgel greifen. Pongo lag sekundenlang ganz still, dann schnellten kraftvoll seine Beine hoch und warfen den Schwarzen im Bogen ab. Unser Riese war gewandt wieder auf den Beinen. Und ehe der Gegner Pongos sich erheben konnte, hatte unser Freund ihn von hinten gepackt und schmetterte ihm eine gerade Rechte an die Kinnspitze, daß der Schwarze wie ein Sack in sich zusammenfiel.
Pongo schüttelte sich wie ein Pudel, der aus dem Wasser steigt. Der Kampf hatte seine Kräfte stark angegriffen. Wir hatten nicht eingreifen können, denn die beiden Leiber waren ständig so verschlungen gewesen, daß wir keinen sicheren Schuß hätten anbringen können, ohne Pongo zu gefährden.
„Pongo morgen ,Schwarzen von Hongkong' selbst zur Polizei bringen," sagte unser schwarzer Freund, als wir neben ihm standen.
Wir banden und knebelten den Schwarzen, daß er sich kaum bewegen konnte.
„In die Hütte" ordnete Rolf an. „Mal sehen, was dort verborgen ist"
In dem Augenblick erklang hinter uns eine Stimme:
„Bravo, meine Herren! Sie haben es also doch geschafft."
Als wir uns umschauten, blickten wir in Knocks lächelndes Gesicht.
Der Detektiv gab zunächst Pongo die Hand.
„Das war ein großer Kampf," sagte er anerkennend. „Ich habe ihn vom Gebüsch aus beobachtet."
„Gut, daß Sie hier sind, Herr Knock," meinte Rolf. „Die Hütte zu untersuchen, ist eigentlich nicht unsere Aufgabe."
„Mein Name ist Melton!" lachte der Detektiv leise.
„Entschuldigen Sie vielmals!" antwortete Rolf. „Haben Sie sich für heute Nacht noch etwas anderes vorgenommen?"
„Ja, ich will Britton noch verhaften. Wollen Sie mir helfen?"
„Aber gewiß!" versicherte Rolf in unser aller Namen. „Wieviel
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