Rolf Torring 117 - Kapitän Farrow
Panzerwand zur Seite gerollt hatte, so daß unser schwarzer Freund durch die dicken Glasscheiben ins Meer hinein schauen konnte. Am meisten freute sich Pongo darauf, wenn Farrow später Tauchbefehl geben würde; da wollte er an dem Ausguck stehen und die Meerestiere beobachten. Hein Gruber hatte sich rasch mit dem Neger angefreundet, es machte ihm Freude, ihm alles zu zeigen und zu erklären.
Kapitän Farrow führte uns in den Kommandoraum, wo Rindow die Fahrt des U-Bootes lenkte.
Die Luke stand noch immer offen; wir kletterten für ein paar Minuten an Deck, um die Luft in vollen Zügen einzuatmen. Wir waren es nicht gewöhnt, halb unter Wasser zu fahren, und spürten die Luftveränderung und die Änderung des Luftdruckes.
„Lieber Rindow," meinte der Kapitän plötzlich, „ich glaube, dort hinten kommt ein Zerstörer heran. Ich erkenne deutlich die typische Rauchfahne. Es scheint ein ziemlich großes Schiff zu sein. Hoffentlich ist es nicht unterwegs, um Jagd auf uns zu machen."
Rindow, der mit in den Turm gestiegen war, hatte das Glas vor die Augen genommen und betrachtete einige Minuten schweigend die Rauchfahne.
„Ein Zerstörer," meinte er dann. „Wir müssen tauchen. Die Engländer suchen uns wieder mal wie eine Stecknadel."
„Wir haben noch ein paar Minuten Zeit, Herr Rindow, und wollen unsere Gäste so lange noch Luft schnappen lassen. Hoffentlich fährt das Kriegsschiff nicht auch nach der Südspitze von Formosa. Das würde unsere Suche erschweren."
„Es hält direkten Kurs auf das U-Boot, Herr Kapitän. Hoffen wir, daß wir nicht sein Ziel sind. In zehn Minuten kann es uns sichten."
„Dann müssen wir uns wieder verkriechen," lachte Kapitän Farrow. „So ist nun unser Leben. Nirgendwo dürfen wir uns öffentlich sehen lassen. Die Briten, die schon einmal ganz friedlich mit uns waren, betrachten es anscheinend wieder einmal als eine Art Sport, uns zu jagen. Die Franzosen haben noch mehr Wut auf mich."
Wir kletterten alle die zum Kommandostand führende Eisenstiege hinunter. Jörn machte den letzten Mann und verschloss sorgfältig die Luke. Kapitän Farrow blieb am Sehrohr stehen, als das Boot langsam tauchte. Sechs Meter ging Farrow unter Wasser, so daß gerade noch die Spitze des Sehrohrs über die Meeresoberfläche herausragte. Sie konnte von einem anderen Schiff kaum bemerkt werden.
„Der Zerstörer kommt schnell näher," erklärte Farrow. „Er hat sogar ein Flugzeug an Bord; es startet eben. Da müssen wir noch tiefer gehen, sonst können wir aus der Luft entdeckt werden. Ob das Manöver uns gilt? Wie können die Herren denn wissen, daß wir gerade hier sind?!"
Das Sehrohr wurde eingezogen. Kapitän Farrow selbst übernahm das Kommando beim Tiefergehen des Bootes. Zwanzig Meter waren wir bald unter Wasser. Der Kapitän meinte, daß wir nun auch von einem Flugzeug aus nicht gesichtet werden könnten, zumal das Meer von leichten Wellen bewegt werde.
Um nach einiger Zeit wieder auftauchen zu können, schlug Kapitän Farrow einen Bogen und wählte schließlich nördlichen Kurs. Wenn die Engländer ihn wirklich schon bemerkt gehabt hatten, würden sie — folgerte er — in dieser Richtung sicher nicht mehr aufpassen. Er konnte also bald einmal kurz auftauchen, um sich von der Lage zu überzeugen. Vielleicht war der Zerstörer längst auf dem alten Kurs weitergefahren und schon kaum noch zu sehen.
Der Kapitän gab nach einer Viertelstunde den Befehl, das Boot wieder steigen zu lassen, und fuhr, als der Tiefenmesser auf sechs Meter unter Wasser stand, das Sehrohr aus.
„Der Zerstörer hat gestoppt, meine Herren," erklärte uns Farrow. „Es scheint wirklich so, als ob er uns sucht. Das Flugzeug kann ich im Augenblick nicht entdecken. Wollen Sie auch mal hindurch blicken?"
Rolf trat zuerst an das Sehrohr. Nach einer Weile machte er mir Platz. Kaum hatte ich das Glas für meine Augen eingestellt, durchfuhr mich ein grausiger Schrecken.
„Das Flugzeug ist abgestürzt!" rief ich. „Ganz in unserer Nähe, Herr Kapitän! Es scheint zu brennen. Wollen Sie den Piloten zu Hilfe kommen?"
Farrow drängte mich vom Sehrohr fort und schaute wenige Sekunden hindurch. Der Zerstörer war mindestens dreitausend Meter von der Absturzstelle des Flugzeuges entfernt und hätte die verunglückten Flieger nicht so schnell erreicht. Ohne sich lange zu besinnen, gab Farrow ruhig, aber schnell die Befehle
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