Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott
dich schon, als wir die Teestube betraten."
„Stadt nicht gut," antwortete unser Freund. „Pongo hier sehr aufpassen müssen auf Massers. Pongo große Unruhe gespürt, nicht können bleiben auf Jacht."
„Na, Pongo, wir sind ja aus dem Hause des Chinesen heil wieder herausgekommen. Ich hätte es allerdings nicht betreten, wenn ich dich nicht in der Nähe gewußt hätte."
„Was mag der Chinese von Tuin Kolo wollen?" fragte ich. „Kein Mensch in der Stadt kann wissen, aus welchem Grunde wir hierhergekommen sind."
„Vielleicht gibt es unter den Brüdern des ,grünen Käfers' einen Verräter, der die Nachricht von unserem Erscheinen schon hier verbreitet hat. Auch hier wird es Sekten geben. Eine wird Tuin Kolo feindlich gesinnt sein. Anders kann ich mir die Sache nicht erklären."
Wir luden die Pistolen neu, Reserverahmen hatten wir stets bei uns.
„Wo mag man uns die Patronen entfernt haben? Wir haben die Pistolen dauernd im Gürtel getragen und den Gurt nie abgelegt."
„Das kann nur in der Teestube gewesen sein. Ich entsinne mich, daß ich gewahr wurde, daß die Pistolentasche offen stand. Ich achtete aber nicht darauf. Vielleicht war es der chinesische Kellner, vielleicht ein anderer Helfer El Wings."
„Der Mann muß sehr geschickt vorgegangen sein!"
„Das will ich meinen!"
„Wir wollen uns beeilen, um die Klosterruine zu erreichen."
Wir hatten einen Waldgürtel erreicht, durch den ein schmaler Pfad führte. Pongo schritt ohne Mißtrauen vor uns her; so wagten auch wir, ihm unbesorgt zu folgen, und blickten uns nur gelegentlich um.
Immer dichter wurde der Wald, der Pfad immer enger. Das Buschwerk zu beiden Seiten wurde so dicht, daß wir wie zwischen zwei Mauern einhergingen. Der Pfad machte eine Reihe Bögen und Windungen, so daß wir nicht rasch vorwärtskamen, zumal auch Pongo wiederholt stehenblieb und in die Dunkelheit hinein lauschte.
2. Kapitel
In der Klosterruine
Nach einer Stunde stoppte Pongo plötzlich wieder den Schritt und machte uns ein Zeichen, nahe zu ihm heranzukommen. Er deutete nach vorn und flüsterte uns zu:
„Dort Ruine, Massers, sieht alt aus und sehr schlecht."
Ich konnte zunächst gar nichts erkennen. Undeutlich sah ich zur Rechten den Berg ansteigen, der mit Bäumen, Büschen und Schlinggewächsen dicht wie ein Urwald bewachsen schien. Schließlich erkannte ich aber doch am Fuße des Berges die Umrisse einer Ruine. Das Bauwerk war halb in den Berg hineingearbeitet. Der Mond warf sein schwaches Licht auf die Reste eines ehemals sehr stolzen Gebäudes. Es sah etwas unheimlich aus.
Vor uns lag eine Lichtung. Wenn wir zur Ruine wollten, mußten wir die Lichtung überschreiten. Pongo riet uns, am Rande der Lichtung entlang zu schleichen und uns immer im Schatten der hohen Bäume zu halten. Er schloß mit den Worten:
„Massers besser am Tage wiederkommen."
Im Schatten der alten Bäume schlichen wir weiter. Pongo musterte das Buschwerk am Rande der Lichtung sehr genau. Ich ging hinter Rolf und schaute mich öfter um, als ich es sonst zu tun pflegte. Die Pistolen hielten wir schußbereit in den Händen.
Wir waren schon nahe an die Ruine herangekommen, als wir wie gebannt stehenblieben. In der Türwölbung zum Vorhof des Klosters, das von einer hohen, jetzt halb verfallenen Mauer umgeben war, erschien eine hohe Gestalt, die von innen her leuchtete. Ob sie es wirklich tat, konnte ich im Augenblick natürlich nicht feststellen, mir schien es aber so. Die Gestalt trug ein langes, weißes, fließendes Gewand und bewegte sich nicht.
Pongo war, was ich selten bei ihm erlebt hatte, starr vor Staunen. Unser schwarzer Freund kam mir ganz seltsam vor. Ich stieß ihn an, er reagierte nicht. Ich flüsterte ihm ein paar Worte zu, er hörte nicht. Da machte ich Rolf auf Pongos Wesen aufmerksam. Rolf sah den Riesen an und sagte nichts. Als wir wenige Sekunden später wieder zur Torwölbung schauten, war die weiße Gestalt verschwunden
Da begann Pongo tief, ja schwer zu atmen. Es war, als ob er sich nach einer Betäubung wieder zum Normalen zurechtfände.
„Was war denn mit dir los, Pongo?" fragte ich. „Du warst wie erstarrt. Du schienst mich gar nicht zu hören."
„Pongo nicht wissen, was mit ihm war," flüsterte der Riese und tastete seine Gliedmaßen ab, als wolle er sich überzeugen, daß er unversehrt sei.
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