Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott
das ernsthaftere Formen anzunehmen drohte.
Schon war es den zuletzt gekommenen Chinesen gelungen, sich einiger Dolche zu bemächtigen. Da — stieg langsam das Bild der Mutter Maria aus der Tiefe empor.
Was Rolf erwartet hatte, geschah: das Streitgespräch verstummte. Die wenigen erbeuteten Dolche entfielen den Händen derer, die sie an sich genommen hatten. Die um Tuin Kolo und El Wing Versammelten fielen in stummer Ergriffenheit auf die Knie und hoben die Hände zum Bilde der Göttin empor. Einer nach dem andern der mit uns in die Kellerräume hinabgestiegenen Chinesen tat es den schon von Tuin Kolo und El Wing für die neue Lehre Gewonnenen nach. Eintracht und Frieden lagen über dem Raum.
Wie ein alter Pastor sprach der Hüter des „Rätselgottes" zu den neu für die Lehre Gewonnenen. Voller Güte war seine Stimme, so daß auch die, die im Herzen noch etwas Groll trugen, ihm zustimmten. Nach des Alten Rede sang Fräulein Hunter wieder ein Lied. Entzückt lauschten alle.
Untereinander einigten sich die drei jetzt sehr friedlich gewordenen Gruppen schnell, wer in der Klosterruine zum Schutze des Götterbildes und, um die neue Lehre tiefer und genauer kennen zu lernen, bleiben sollte, denn es konnte sein, daß gelegentlich noch andere Gruppen der einen oder der anderen Sekte in feindlicher Absicht kamen
Der Hüter der Mutter Maria gab ihnen auf den Weg mit, die beiden Sekten aufzulösen und die neue Gemeinde um so fester zu gründen, deren Gruß sein solle: „Friede mit dir!" Als Lehrsatz solle sich jeder Anhänger stets das Wort des unsichtbaren Gottes vor Augen halten:„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"
Wir kehrten mit Tuin Kolo und El Wing in die Stadt, in der wir uns noch einige Tage aufhielten, zurück. Professor Hunter konnte uns leider auf der Fahrt nach Tibet nicht begleiten, denn eine Erschöpfung war über ihn gekommen, die der behandelnde Arzt auf den langen Aufenthalt ohne frische Luft zurückführte. Er blieb in Tschung-King, erzählte uns aber viel interessante Tatsachen, besonders eine Geschichte vom Gutsasee, zu dem wir aufbrachen, als in Tschung-King alles ruhig blieb und unsere Anwesenheit nicht mehr erforderlich war.
Was wir in Tibet erlebten, habe ich erzählt in
Band 122: „Tibetanische Geheimnisse".
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