Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Titel: Rolf Torring 129 - Unter Indianern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
Gruß. Rolf stellte sich und mich vor, dann Pongo. Meine Mißgestimmtheit war im Nu verflogen — es war ja auch nichts Alltägliches, hier mitten in der Prärie ein junges Mädchen zu Pferde zu treffen, das sicher nicht zu seinem Privatvergnügen die Weite der Steppenlandschaft als Gegend für einen Spazierritt gewählt hatte, sondern vielmehr ein ganz bestimmtes Ziel verfolgte.  
      Rolf lud das Mädchen ein, an unserem bescheidenen Mittagsmahl teilzunehmen, obwohl wir selber schon gegessen hatten. Ohne sich zu zieren, nahm Erika Membro das Anerbieten dankend an, überließ Pongo ihr Pferd und folgte uns zum Lagerplatz, wo sie sich niedersetzte und mit Behagen und gutem Appetit das gedörrte Fleisch verzehrte, das wir ihr als einzigen Gang vorsetzen konnten.  
      Als sie ihren Hunger gestillt hatte, sah sie uns lange schweigend an und erzählte schließlich:  
      „Sie werden sich gewundert haben, meine Herren, daß ich als junges Mädchen hier so ganz mutterseelenallein durch die Steppe reite. Mein Vater ist Professor, Spezialist auf dem Gebiet der Indianerforschung. Vielleicht haben Sie seinen Namen schon einmal gehört. Er hat ein paar Bücher geschrieben, die in der Fachwelt Aufsehen erregt haben. Seine besondere Anteilnahme gilt den Indianergräbern. Wir wohnen in Chicago; dort hat mein Vater einen Lehrstuhl an der Universität inne. Ist Ihnen der Name Professor Membro schon einmal vorgekommen?"  
      Rolf verneinte, wir seien Deutsche und erst kurze Zeit im Lande.  
      Erika Membro fiel ihm in die Rede:  
      „Ach je, und ich hatte gehofft, mir von Ihnen einen guten Rat holen zu können. Wenn Sie sich aber hier auch nicht auskennen, werden Sie mir nicht raten oder gar helfen können."  
      „Vielleicht doch, Fräulein Membro," erwiderte Rolf. „Erzählen Sie uns bitte, worum es sich handelt!"  
      „Ich suche meinen Vater, meine Herren. Er ist seit zwei Monaten spurlos verschwunden. Ein Bekannter hatte ihm berichtet, daß hier in der Gegend ein altes Indianergrab sein sollte, irgendwo in einem Gebirge. Mein Vater hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich Urlaub geben zu lassen und die Nachforschungen zu beginnen. Er ließ sich den Ort des Grabes genau beschreiben und brach vor zwei Monaten auf. Er hatte mir versichert, in spätestens zwei, drei Wochen zurück zu sein. Lange wartete ich vergeblich, da ergriff mich eine solche Unruhe, daß ich es nicht länger in der Stadt aushielt. Mir fiel sozusagen die Decke meines Zimmers auf den Kopf. Meine Mutter ist schon lange tot. Mich hinderte also niemand, mich aufzumachen, nach meinem Vater zu suchen.  
      In St. Louis, wohin mich die Eisenbahn rasch brachte, kleidete ich mich präriemäßig ein und kaufte mir ein Pferd. Dann bin ich los geritten. Und hier habe ich Sie getroffen. Aber Sie können mir ja leider auch keine Auskunft geben, wo hier Indianergräber sein könnten. Hier in der Nähe muß das Grab sein, das zu erforschen mein Vater ausgezogen ist."  
      „Haben Sie nicht ein paar genauere Unterlagen, Fräulein Membro, wohin Ihr Vater gereist ist?" fragte ich.  
      „Doch!" antwortete das junge Mädchen und begann, in Papieren, die es aus der linken Hosentasche zog, herumzusuchen. „Hier habe ich die Aufzeichnungen."  
      Erika Membro übergab uns zwei Blatt Papier. Das eine war eine Karte des Ozark-Gebirges. Zwei Kreuze, die mit Kopierstift in die Karte eingetragen waren, bezeichneten sicher die Stellen, wo sich die Gräber befinden sollten. Das andere Papier enthielt Notizen, in denen der Name Creekesen mehrfach wiederkehrte.  
      »Nach diesen Aufzeichnungen ist der Ort nicht schwer zu finden, an dem sich Ihr Vater aufhalten wird, Fräulein Membro,' sagte Rolf nach einer Pause. »Das Grab liegt im Ozark-Gebirge und birgt wahrscheinlich Gebeine der Creekesen, die früher in der Gegend gewohnt haben."  
      »Sie kennen die Gegend also doch!" rief Erika Membro erfreut aus. »Haben Sie Zeit und Lust, mich dorthin zu begleiten? Aber das ist wohl sehr viel verlangt?!'  
      »Wir kennen die Gegend nicht, der Karte nach aber dürfte es leicht sein, das Indianergrab zu finden. Wir haben keine Eile und wollen Sie gern begleiten. Nicht wahr, Hans?"  
      Ich nickte zum Zeichen des Einverständnisses. Erika Membro wußte vor Freude gar nicht, wie sie uns ihre Dankbarkeit versichern sollte, und meinte:  
      »Wenn ich ganz ehrlich sein soll, muß ich sagen, daß ich mir die Suche nach meinen Vater einfacher vorgestellt hatte, als

Weitere Kostenlose Bücher