Rolf Torring 131 - Der Skorpion
der Verbindungsmauer zu Rolfs Zelle herausgelöst
"Jetzt haben wir schon eine Menge Zeit gespart" frohlockte Rolf leise.
Wenn man den Erfolg vor sich sieht, arbeitet man mit um so größerem Eifer. So ging es auch uns. Bald standen wir alle drei in Rolfs Zelle. Da der schwarze Riese meinte, von seiner Zelle aus würde ein Entweichen ins Freie möglich sein, krochen wir in seine Zelle, setzten aber vorher die aus der Wand herausgebrochenen Steine kunstgerecht wieder ein, so daß jemand, der die Zelle betrat, nicht gleich auf den ersten Blick sah, was geschehen war.
Pongos Zelle lag für eine Flucht wirklich günstig, da sie zwei Außenwände hatte, von denen die eine nach Osten, die andere nach Süden lag.
„Wenn wir die Mauer nach Osten durchbrechen meinte Rolf nach kurzem überlegen, „gelangen wir unmittelbar in den zum Fort gehörenden Park, von dem aus wir mit dem Steinblock bedacht wurden."
Gemeinsam machten wir uns an die Arbeit Zunächst schien es, als sei der Mörtel in den Fugen der Außenwand weit fester. Als wir aber erst einmal ein Stück herausgebrochen hatten, wurde uns klar, daß er unter den Witterungseinflüssen noch weit mehr gelitten hatte als der Mörtel, der die Steine der Innenwände miteinander verband.
Nach kurzer Zeit schon konnten wir vorsichtig den ersten Stein zu uns hineinziehen.
Draußen war es dunkel. Die Zeit für eine Flucht war also günstig. Allerdings stand zu befürchten daß uns der Kommandant noch etwas zu essen und trinken bringen lassen würde — dann war unser Fluchtversuch vorzeitig entdeckt und würde vereitelt werden. Was man mit uns tat, war unklar. Ich verscheuchte die Gedanken, um in der weiteren Arbeit nicht durch Zweifel behindert zu werden.
Wenn wir einmal im Park wären, würden uns die Soldaten so leicht nicht fassen können.
Wir arbeiteten mit dem größten Eifer. Pongos Riesenkräfte kamen uns dabei sehr zustatten. Endlich hatten wir vier Steine herausgenommen, die Öffnung nach draußen war groß genug, daß sich auch Pongo hindurchzwängen konnte.
Rolf kroch als erster hinaus, nachdem er eine Weile gelauscht und gespäht hatte. Ich folgte ihm während Pongo den Schluss machte.
Mit wenigen Sprüngen erreichten wir das dichte Unterholz des Parkes. Auf einen Wink Rolfs blieben wir im Schutze eines Gebüschs stehen.
„Unsere Waffen, Pässe und all unser Eigentum dürfen wir eigentlich nicht in den Händen des Colonels lassen," flüsterte Rolf uns zu. „Ich schlage vor, uns an das weiße Gebäude heranzuschleichen und eine Gelegenheit abzupassen, wann wir ungesehen eindringen können. Es wird kaum lange dauern, bis man bemerkt, daß wir ausgebrochen sind. Dann wird Wals bestimmt selbst nach dem Turm eilen — und wir haben im Hause freie Hand."
„Ausgezeichnet, Rolf! Man wird auf keinen Fall annehmen, daß wir im Fort geblieben sind, vielleicht wird man den Park durchsuchen und vor allem Streifen in die Stadt schicken. Hoffentlich bemerkt uns die Kreolin nicht, die ich flüchtig an dem einen Fenster des Gebäudes sah, als wir darauf zugeführt wurden!"
„Ich sah sie auch, Hans. Vielleicht finden wir in ihr sogar eine Bundesgenossin; ihre Augen blickten so seltsam. Hast du es gesehen?"
Ich nickte, und Rolf fuhr fort:
„Kommt! Zur Seitenmauer! An ihr schleichen wir uns entlang, bis wir auf der Höhe des Kommandeurhauses sind. Dort warten wir ab, was weiter geschieht!"
Mit größter Vorsicht schlichen wir durch das Buschwerk des Parks zur Nordmauer des Forts.
Wir hatten die Mauer eben erreicht, als ein Hornsignal ertönte, das in aufreizenden Intervallen die nächtliche Stille durchschnitt.
„Unsere Flucht ist entdeckt worden," flüsterte Rolf.
Wir hörten entfernte Rufe und das verworrene Geräusch, das eine zusammenströmende Menschenmenge hervorruft. Die Soldaten traten also an.
Wir schlichen ruhig noch ein Stück weiter, denn wir waren fest davon überzeugt, daß man hier die Mauer entlang kaum nach uns suchen würde, da man nicht auf den Gedanken kommen würde, daß wir zum gefährlichen Mittelpunkt des Forts zurückkehrten.
Je weiter wir gingen, desto lauter wurde der Lärm. Wahrscheinlich war die gesamte Besatzung des Forts alarmiert worden und trat vor dem Hause des Kommandanten an. Bald vernahmen wir auch Colonel Wals' energische Stimme; sie hatte einen halb verärgerten, halb wütenden Unterton. Das
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