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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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heiße Bilder zogen durch seinen Geist. Die Hitze erfaßte auch seinen Körper, der sich dann so anfühlte, als sollte er heiß sein. Mit anderen Worten: Leben erfüllte ihn.
    Nachher schien er stets tot zu sein.
    Es gab noch immer Farbe in der Welt. Buddy konnte sie als Farbe erkennen, aber alles wirkte trüb, wie durch Klippes dunkle Brille betrachtet. Die Geräusche kamen wie durch Watte. Die gegrillten Spezialitäten sollten sehr lecker gewesen sein – Glod hatte mehrmals darauf hingewiesen. Doch für Buddy waren sie praktisch geschmacklos gewesen.
    Ein Schatten kroch durch die Finsternis zwischen zwei Gebäuden…
    Buddy wußte nun, daß es keinen Besseren gab als ihn. Es war nicht etwa eine Meinung, die auf Stolz oder Arroganz hindeutete, sondern eine Tatsache. Er spürte, wie die Musik aus ihm herausfloß und zum Publikum strömte…
    »Der da?« flüsterte ein Schatten neben dem Mietstall, als Buddy über die vom Mondschein erhellte Straße ging.
    »Ja. Wir erledigen erst ihn und dann die beiden anderen in der Taverne. Auch den großen Troll mit dem Fleck am Nacken.«
    »Und Schnapper?«
    »Sein Name fehlt auf der Auftragsliste. Außerdem ist er gar nicht hier.«
    »Schade. Er hat mir mal ein heißes Würstchen angedreht.«
    »Ich gebe zu, die Vorstellung hat ihren Reiz. Aber leider bezahlt uns niemand für Schnapper.«
    Die Assassinen zogen ihre Messer, deren Klingen geschwärzt waren – sie sollten sich nicht durch Lichtreflexionen verraten.
    »Ich würde dir zwei Cent dafür geben, Herr. Wenn du damit zufrieden bist.«
    »Ein verlockendes Angebot…«
    Der Meisterassassine preßte sich an die Wand, als das Geräusch von Buddys Schritten lauter wurde.
    Er hielt das Messer in Hüfthöhe. Wer sich mit diesen Waffen auskannte, würde nie auf den Gedanken kommen, eine Klinge über die Schulter zu heben, um von oben zuzustechen. Solche Bewegungsabläufe waren nur bei Illustratoren beliebt. Bei Assassinen galten sie als dilettantisch. Echte Profis stachen von unten nach oben – der Weg zum Herzen eines Mannes führte durch den Magen.
    Er zog die Hand ein wenig zurück und spannte die Muskeln…
    Vor seinen Augen erschien plötzlich ein bläulich glühendes Stundenglas.
    LORD ROBERT SELACHII? flüsterte es am Ohr des Meisterassassinen. DIES IST DEIN LEBEN.
    Er blinzelte. Und las seinen Namen. Und sah Sand von der Zukunft in die Vergangenheit rinnen…
    Er drehte sich um, sah die Gestalt im schwarzen Kapuzenmantel – und lief los. Sein Lehrling war bereits hundert Meter entfernt und beschleunigte noch immer.
    »Hallo? Wer ist da?«
    Susanne ließ die Lebensuhr in einer Tasche des Umhangs verschwinden und schüttelte ihr Haar aus.
    Buddy näherte sich.
    »Du?«
    »Ja, ich«, sagte Susanne.
    »Willst du wieder einfach so verschwinden?« fragte der junge Mann.
    »Nein. Übrigens habe ich dir gerade das Leben gerettet.«
    Buddy sah durch die leere Nacht.
    »Vor was?«
    Susanne bückte sich und hob ein schwarzes Messer auf.
    »Wie wär’s damit?«
    »Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wer bist du? Vielleicht meine gute Fee?«
    »Ich glaube, dann müßte ich ein ganzes Stück älter sein«, erwiderte Susanne. Sie wich ein wenig zurück. »Und wahrscheinlich auch netter. Mehr kann ich dir nicht sagen. Du dürftest mich überhaupt nicht sehen. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Und das gilt auch für dich…«
    »Willst du jetzt wieder verlangen, daß ich aufhöre, Gitarre zu spielen?« entfuhr es Buddy verärgert. »Spar dir die Mühe! Ich bin Musiker! Wenn ich nicht mehr spiele – was bin ich dann? In dem Fall könnte ich genausogut tot sein! Verstehst du? Musik ist mein Leben !«
    Buddy trat einige Schritte näher.
    »Warum folgst du mir? Asphalt hat mich vor solchen Mädchen gewarnt.«
    »Was meinst du mit ›solchen Mädchen‹?«
    Buddy kühlte ab, aber nur ein wenig.
    »Ich meine Mädchen, die Schauspielern und Musikern überallhin folgen«, erwiderte er. »Wegen des… äh… Glamours und so…«
    »Wegen des Glamours ? Meinst du damit einen übel riechenden Karren und eine Taverne, in der es nach Kohl stinkt?«
    Buddy hob die Hände.
    »Mit mir ist alles bestens«, sagte er rasch. »Ich arbeite hart, und die Leute mögen meine Musik. Ich brauche keine Hilfe, verstanden? Ich habe auch so schon genug Sorgen; bitte halte dich aus meinem Leben raus.«
    Hastige Schritte näherten sich, und Asphalt erschien. Die übrigen Mitglieder der Band folgten ihm dichtauf.
    »Die Gitarre hat geschrien«,

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