Rollende Steine
erwiderte Glod. »Ich streiche einfach Farbe auf den Fleck.«
Asphalt stellte das Tablett ab und zitterte vor Aufregung.
»Alle Leute reden über euch, Jungs!« verkündete er. »Sie meinen, es sei sowieso Zeit gewesen, ein neues Theater zu bauen. Ich habe euch Eier und Schinken, Eier und Ratte und Eier und Koks geholt, und… und… da war doch noch was… Ah, jetzt fällt’s mir wieder ein. Der Hauptmann der Wache läßt euch folgendes ausrichten: Wenn ihr bei Sonnenaufgang noch in der Stadt seid, werdet ihr lebendig begraben. Der Karren steht an der Hintertür bereit. Junge Frauen haben mit Lippenstift Dinge darauf geschrieben. Hübsche Gardinen übrigens.«
Sie sahen zu Buddy.
»Er hat sich nicht von der Stelle gerührt«, sagte Glod. »Sank nach dem Auftritt einfach zu Boden und blieb reglos liegen.«
»Gestern abend er dauernd herumgesprungen ist«, meinte Klippe.
Buddy schnarchte leise vor sich hin.
»Wenn wir zurückkehren, sollten wir irgendeinen gemütlichen Ort aufsuchen und ausspannen«, schlug Glod vor.
»Ja«, pflichtete ihm Klippe bei. »Wenn wir überleben dies, ich den Sack mit Steinen auf den Rücken nehme und losgehe, und ich erst stehenbleibe, wenn mich jemand fragt: ›Was du da auf dem Rücken trägst?‹«
Asphalt blickte aus dem Fenster.
»Wie wär’s, wenn ihr ziemlich schnell frühstückt?« meinte er. »Da unten stehen einige Männer in Uniform. Und sie tragen Schaufeln.«
In Ankh-Morpork konnte es Herr Clete kaum fassen.
»Wir haben euch angeheuert!« stieß er hervor.
»Es heißt nicht ›angeheuert‹, sondern ›beauftragt‹«, sagte Lord Witwenmacher, Oberhaupt der Assassinengilde. Er musterte Clete und verbarg seinen Abscheu nicht. »Leider sehen wir uns außerstande, den vertraglichen Pflichten zu genügen.«
»Es sind Musiker «, sagte Herr Clete. »Wie schwierig ist es, solche Leute zu töten?«
»Meinen Kollegen widerstrebt es, darüber zu reden«, erwiderte Lord Witwenmacher. »Offenbar glauben sie, daß die betreffenden Personen auf irgendeine Weise geschützt sind. Natürlich erstatten wir die geleisteten Zahlungen zurück. Abzüglich der Kosten.«
»Geschützt«, murmelte Clete, als er dankbar durchs Tor der Assassinengilde trat.
»Nun, ich habe dir ja erzählt, was in der Geflickten Trommel geschah…«, begann Klatschmaul.
»Ach, das ist nur Aberglaube«, erwiderte Clete scharf. Er starrte zur Mauer, an der drei bunte Poster klebten.
»Wie dumm von dir zu glauben, Assassinen könnten außerhalb der Stadt etwas zustande bringen«, brummte Clete.
»Wie dumm von mir ? Ich habe nie…«
»Drehen durch, wenn sie sieben oder acht Kilometer von guten Schneidern und einem Spiegel entfernt sind«, fügte Clete hinzu.
Er betrachtete die Poster.
» Frei und gratis«, murmelte er. »Hast du darauf hingewiesen, daß jeder aus der Gilde fliegt, der beim Konzert auftritt?«
»Ja, Herr. Ich glaube, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, Herr. Einige von uns sehen die Sache so: Da mehr Leute Musiker sein wollen, als wir in der Gilde aufnehmen können, sollten wir…«
»Das ist die Herrschaft des Mobs!« entfuhr es Clete. »Pöbel, der sich zusammenschließt, um einer wehrlosen Stadt unannehmbare Regeln aufzuzwingen!«
»Es gibt da ein Problem«, sagte Klatschmaul. »Wenn es viele Leute sind, und wenn sie auf den Gedanken kommen, zum Palast zu gehen, um dort mit dem Patrizier zu sprechen…«
Clete nickte bedrückt. Die Gilden waren mächtig, solange sie eine Mehrheit vertraten. Er stellte sich vor, wie Hunderte von Musikern zum Palast zogen. Hunderte von Musikern, die nicht zur Gilde gehörten…
Der Patrizier neigte zu einer sehr pragmatischen Einstellung. Er versuchte nie, Dinge zu verändern, die funktionierten. Wenn sie allerdings nicht mehr funktionierten… dann wurde ein Schlußstrich gezogen.
Der einzige Hoffnungsschimmer war, daß alle viel zu sehr mit der neuen Musik beschäftigt waren, um zu verstehen, was auf dem Spiel stand. Diese Tendenz hatte Clete bisher zum Vorteil gereicht.
Dann fiel ihm ein, daß der verdammte Schnapper an der Sache beteiligt war. Zu glauben, daß Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper eine Chance verstreichen ließ, Geld zu verdienen… ebensogut konnte man von Felsen erwarten, die Schwerkraft zu ignorieren.
»Hallo? Albert?«
Susanne schob die Küchentür auf. Der große Raum war leer.
»Albert?«
Sie versuchte es im Obergeschoß. Dort warf sie einen Blick ins eigene Zimmer und schritt anschließend durch
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