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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Birnen gesehen?« fragte Glod, als er Luft holte. »Ich mag Birnen.«
    »Ich sehe jemanden mit einer Wurfaxt!«
    »Ist die Axt wertvoll?«
    Ein Pfeil zitterte neben Lias in der Wand.
     
    Drei Uhr nachts. Feldwebel Colon und Korporal Nobbs kamen zu dem Schluß, daß um diese Zeit vermutlich niemand mehr versuchen würde, Ankh-Morpork zu erobern. Außerdem brannte im Wachhaus ein angenehmes Feuer im Kamin.
    »Wir könnten eine Nachricht hinterlassen«, schlug Nobby vor und behauchte sich die Finger. »Du weißt schon. ›Wir sind morgen wieder da‹ oder so.«
    Er sah auf. Ein einzelnes Pferd schritt durchs Tor. Ein weißes Roß mit einem ganz in Schwarz gekleideten Reiter.
    Die Wächter dachten nicht daran, »Halt, wer da?« zu rufen. Sie waren zu den unmöglichsten Zeiten in den Straßen unterwegs und sahen dabei Dinge, die normalen Sterblichen verborgen blieben.
    Feldwebel Colon hob respektvoll die Hand zum Helm.
    »‘n’ Abend, Euer Lordschaft«, sagte er.
    »Äh… GUTEN ABEND.«
    Die Wächter sahen dem Pferd nach, bis es außer Sicht geriet.
    »Irgend jemand muß gleich dran glauben«, sagte Feldwebel Colon.
    »Er ist sehr pflichtbewußt, das muß man ihm lassen«, erwiderte Nobby. »Ständig unterwegs. Hat immer Zeit für die Leute.«
    »Ja.«
    Die beiden Wächter starrten in die samtene Dunkelheit. Da stimmt was nicht, dachte Feldwebel Colon.
    »Wie lautet sein Vorname?« fragte Nobby.
    Sie starrten weiter in die Finsternis. Schließlich erwachte Feldwebel Colon aus seinen Grübeleien und fragte: »Sein Vorname? Wie meinst du das?«
    »Ich meine seinen Vornamen.«
    »Er ist der Tod«, sagte Colon. » Tod. So heißt er. So lautet sein Name. Dachtest du etwa an so was wie… Heinrich Tod?«
    »Warum nicht?«
    »Aber er ist doch der Tod .«
    »Der Name bezieht sich auf seine Arbeit. Wie nennen ihn seine Freunde?«
    »Seine Freunde ?«
    »Schon gut.«
    »Wie wär’s, wenn wir uns im Wachhaus einen heißen Rum genehmigen?«
    »Ich glaube, er sieht wie ein Leonard aus.«
    Feldwebel Colon erinnerte sich an die Stimme. Eigenartig. Fast hatte er den Eindruck gewonnen…
    »Offenbar werde ich langsam alt«, sagte er. »Für mich klang er fast wie eine Susanne.«
     
    »Ich glaube, sie haben mich gesehen«, flüsterte Susanne, als das Pferd um eine Ecke bog.
    Der Rattentod sah aus ihrer Tasche.
    QUIEK.
    »Vielleicht brauchen wir den Raben«, sagte Susanne. »Ich meine… ich verstehe dich. Ich weiß nur nicht, was deine Worte bedeuten.«
    Binky blieb vor einem großen Haus stehen, das sich ein wenig abseits der Straße anmaßend erhob. Es hatte mehr Giebel und Mittelpfosten, als es eigentlich haben sollte, und das verriet seinen Ursprung: Solche Häuser bauten sich reiche Kaufleute, wenn sie ehrbar wurden und ihre Beute investieren wollten.
    »Ich habe kein gutes Gefühl dabei«, meinte Susanne. »Es kann unmöglich klappen. Ich bin ein Mensch. Ich muß auf die Toilette gehen und so. Ich kann nicht einfach irgendwelche Leute besuchen und sie umbringen!«
    QUIEK!
    »Na schön. Ich bringe sie nicht in dem Sinne um. Aber von guten Manieren kann man in diesem Zusammenhang gewiß nicht sprechen, ganz gleich, aus welchem Blickwinkel man die Sache betrachtet.«
    An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift: Lieferanten benutzen den hinteren Eingang.
    »Bin ich ein…«
    QUIEK!
    Normalerweise hätte Susanne nicht einmal im Traum daran gedacht, so etwas zu fragen. Sie hielt sich selbst für eine Person, die stets durch die Haupteingänge des Lebens ging.
    Der Rattentod hastete über den Pfad und passierte die Tür, ohne daß sie sich vorher öffnete.
    »Warte! Ich kann nicht…«
    Susanne betrachtete das Holz. Doch, sie konnte. Natürlich. Weitere Erinnerungen erwachten in ihr. Immerhin war es nur Holz, das während der nächsten Jahrhunderte immer mehr verrottete. Nach dem Maßstab der Ewigkeit existierte es kaum. Das galt für praktisch alle Dinge, verglichen mit der Lebenszeit des Multiversums.
    Das Mädchen trat vor, und die schwere Eichentür leistete soviel Widerstand wie ein Schatten.
     
    Trauernde Verwandte standen am Bett, in dem ein verschrumpelter Alter lag, der sich fast zwischen den Kissen verlor. Am Fußende des Bettes ruhte eine große, dicke, rötlich-gelbe Katze, die dem allgemeinen Wehklagen keine Beachtung schenkte.
    QUIEK.
    Susanne warf einen Blick auf das Stundenglas. Die letzten Sandkörner rieselten in die untere Hälfte.
    Der Rattentod schlich sich mit übertriebener Vorsicht an die Katze heran und

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