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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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noch einmal. »Musiker sollten für Musizieren nichts bezahlen müssen.«
    »Genau! Der Junge hat recht! Ich habe es immer gesagt! Habe ich das nicht immer gesagt? Ja, ich habe es immer gesagt.«
    Schnapper trat aus den Schatten der Kulissen. Ein Troll leistete ihm Gesellschaft – Chrysopras, wie Buddy vermutete. Er war nicht sehr groß, nicht einmal besonders zerklüftet. Ganz im Gegenteil: Er wirkte geschliffen und so glatt wie ein Kieselstein am Strand. Nirgends zeigten sich Flechten an seinem Leib.
    Und er trug Kleidung. Normalerweise verzichteten Trolle auf so etwas, wenn es nicht gerade eine Uniform oder ein Arbeitsanzug war. Meistens begnügten sie sich mit einem Lendentuch, in dem sich Dinge unterbringen ließen. Chrysopras hingegen trug einen Anzug. Das Ding schien schlecht geschnitten zu sein, aber dieser Eindruck täuschte: Selbst gute Schneiderarbeit wirkt am Leib eines Trolls zweitklassig.
    Chrysopras hatte nach seiner Ankunft in Ankh-Morpork schnell gelernt. Er begann mit einer wichtigen Lektion: Wenn man jemanden schlug, konnte man wegen Körperverletzung zur Rechenschaft gezogen werden. Aber wenn man jemanden dafür bezahlte, jemand anderen zu schlagen… in dem Fall war man ein Geschäftsmann.
    »Ich möchte euch Chrysopras vorstellen«, sagte Schnapper. »Ein alter Freund von mir. Wir kennen uns schon seit einer ganzen Weile, nicht wahr, Chrys?«
    »Und ob.« Chrysopras sah Schnapper an und lächelte wie ein Hai, der beschlossen hat, vorerst in die gleiche Richtung zu schwimmen wie ein leckerer Fisch. Subtile Bewegungen gewisser Siliziummuskeln deuteten darauf hin, daß gewisse Leute eines Tages das »Chrys« bedauern würden.
    »Schnapper meint, ihr Jungs seid das Beste seit der Erfindung von geschnittenem Brot«, sagte er. »Habta alles, was ihr braucht?«
    Die Band nickte. Viele Leute vermieden es, in Chrysopras’ Gegenwart etwas zu sagen – aus Furcht, ihn ungewollt zu beleidigen. Meistens erfuhren sie es erst später, wenn irgendwo in einer dunklen Gasse eine Stimme hinter ihnen sagte: »Herr Chrysopras ist sehr verärgert.«
    »Ruht euch in der Garderobe aus«, fuhr er fort. »Wenna was essen oder trinken wollt, brauchta bloß Bescheid zu geben.«
    Chrysopras trug Diamantringe an den Fingern. Klippes Blick klebte daran fest.
    Die Garderobe lag direkt neben dem Abort und war zur Hälfte mit Bierfässern gefüllt. Glod lehnte sich gegen die Tür.
    »Ich brauche das Geld nicht«, sagte er. »Ich möchte diesen Ort nur mit heiler Haut verlassen, das ist alles.«
    »Ir eine orgen achen…«, begann Klippe.
    »Du versuchst, mit geschlossenem Mund zu sprechen«, sagte Buddy.
    »Dir keine Sorgen machen«, wiederholte der Troll. »Du hast die falschen Zähne.«
    Es klopfte an der Tür, und Klippe preßte sich sofort wieder die Hand auf den Mund. Doch es kam nicht etwa Chrysopras herein, sondern Asphalt mit einem Tablett.
    Die Krüge enthielten drei verschiedene Arten Bier. Außerdem gab es geräucherte Ratte auf Toast, Kruste und Schwanz abgeschnitten, und eine Schüssel mit bester Anthrazitkohle in erlesener Asche.
    »Genieß jeden einzelnen Bissen«, sagte Glod, als Klippe nach der Schüssel griff. »Vielleicht ist es deine letzte Mahlzeit…«
    Buddys Finger strichen über die Saiten. Die übrigen Mitglieder der Band verstummten, als Akkorde den Raum füllten.
    »Magie.« Klippe schüttelte den Kopf.
    »Seid unbesorgt«, sagte Asphalt. »Wenn es Probleme gibt, müssen die anderen Jungs zuerst damit fertig werden.«
    »Welche anderen Jungs?«
    »Komisch«, fuhr der flache Troll fort. »Plötzlich spielen alle Musik mit Steinen drin. Herr Schnapper hat noch eine andere Band engagiert. Um das Publikum aufzuwärmen.«
    »Wie heißt sie?«
    »Wahnsinn.«
    »Und wo die Musiker sind?« fragte Klipper.
    »Nun, laßt es mich so ausdrücken…«, antwortete Asphalt. » Eure Garderobe liegt neben dem Abort…«
     
    Crash hockte hinter dem fransigen Vorhang der Kaverne und versuchte, seine Gitarre zu stimmen. Dabei ergaben sich mehrere Probleme. Zunächst hatte Blert erkannt, was seine Kunden wirklich wollten. Auch auf die Gefahr hin, seine Vorfahren zu verärgern, widmete er den eigentlich wichtigen Teilen einer Gitarre immer weniger Zeit. Er schlug ein Dutzend Nägel ins Holz und band die Saiten daran fest. Bei Crash spielte das kaum eine Rolle, denn er hatte das musikalische Talent einer verstopften Nase.
    Er sah zu Jimbo, Noddy und Abschaum. Jimbo war jetzt der Bassist – der hysterisch kichernde Blert

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