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Rollentausch

Rollentausch

Titel: Rollentausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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langen Ledermantel, den ich anstelle der gewohnten T-Shirts und Jeans trug.
    »Die Tategallery«, sagte er sauer. Kunstbetrachtung war nicht gerade seine Sache. Vermutlich auch nicht die spezielle Installation, zu der wir unterwegs waren.
    Jake folgte mir verwirrt über die Straße und entlang der altmodischen Eisenzäune zu einer glänzenden spiegelnden Box, die aus dem Bürgersteig ragte wie ein Weltraum-Obelisk. Ich vermute, dass Jake dachte, wir würden mit unserer Halloween-Show warten, bis es dunkel geworden war, aber sicher nicht am helllichten Tag.
    »Du zuerst.«
    Ich zog am Türgriff und gab den Blick frei auf eine Edelstahl-Kombination von Waschbecken und WC, umweht von einem blumigen Lufterfrischer.
    Jakes Augenbrauen verschwanden unter seinem Haaransatz, als er die Box betrat. Ich schlüpfte hinter ihm hinein.
    Unscheinbare Box von außen, aber von innen ...
    »Wie originell, ein Goldfischglas!« Jake starrte durch die transparenten Wände nach draußen auf die Prozession von Touristen, die in die Tate Gallery strömten. »Großartig. Du kannst vor jedem pissen, und keiner kriegt es mit.«
    Ich hoffte, dass es wirklich so war. Dabei hatte ich natürlich nicht vor, ihm beim Pinkeln zuzuschauen. Obwohl es uns nicht möglich gewesen war, von draußen in die Box zu sehen, übertrumpfte meine Paranoia wieder einmal mein Selbstbewusstsein. Was wäre, wenn ein Schalter beim Eintreten aktiviert wurde und uns der Welt präsentierte? Was wäre, wenn die Leute Schlange standen und sich die Nasen am Glas platt drückten? Ich zitterte beim Gedanken an Filmcrews und Zeitungstitelzeilen: »Unanständige Dildo-Diva bei unzüchtigem Sex in öffentlichem Pissoir vor der Tate Gallery erwischt«.
    Jake hatte diesbezüglich keinerlei Skrupel. »Ich finde das toll, Lucy!« Er beugte sich über das glänzende Waschbecken und streckte einer Gruppe von Mänteln draußen die Zunge heraus. »Hey, ihr Wichser!«
    Ich glaube, das Ausmaß der ganzen Situation wurde ihm erst klar, als er den Widerhall seiner heiseren Stimme hörte. »Was meinst du, wollen wir unanständig werden?«
    Das waren die erlösenden Worte für meine Schmetterlingsnerven. Haltung bewahren, redete ich mir selber zu, stark bleiben, das Kommando behalten. Ich betrachtete meine Aufmachung: Rote Nägel, abartiger Mantel, scharfe Stöckelschuhe. Das Spiel begann.
    »Die Hose runter, Popofreund!«
    Jake drehte sich verwundert zu mir um und entdeckte nun den Leder-Regenmantel.
    »Oho! Rollentausch. Ich liebe es, wenn du schmutzige Dinge zu mir sagst. Lass mal dein mittelalterliches Hexen-Outfit sehen!«
    Ich bedachte ihn mit meinem besten Dietrichblick. »Ich sagte, runter damit!«
    Er folgte den Bewegungen meiner Fingerspitzen entlang des Mantelrevers bis hinunter zum Gürtel. »In Ordnung.«
    Er fummelte an seinem Gürtel und zerrte verzweifelt seine Hosen und Unterhose runter.
    »Lass sehen!«
    Ich öffnete zögernd meinen Gürtel.
    »Lucy. O mein ... Verdammt!«
    Die Hand ans Herz gelegt, stolperte er rückwärts ans Waschbecken.
    Trotz des schönen schwarzen Seidenkorsetts mit den festen Schnürbändern und stählernen Fischgräten, die meine Taille zu einem Nichts zusammenpressten und meine frauliche Hüfte betonte, trotz der Strümpfe und Strapse, der Stöckelschuhe und des Hauchs von Glimmer, der meine Weiblichkeit bedeckte, schien er nur Augen zu haben für den mit Silbernieten beschlagenen Harnisch um meine Hüfte und Schenkel sowie den wunderschönen schwarzen Dildo dazwischen.
    Er glotzte mich mit offenem Mund an. Es brauchte keine Worte, um seine Emotionen zu beschreiben, seine ungläubige Überraschung. Aber neben seinem Schock war noch etwas in seinem Blick. Die gleichen Funken, die ich gesehen hatte, als ich ihm im Bett den Handschuh gezeigt hatte. Mit einer Hand fuhr er sich verwirrt durch sein struppiges Haar.
    »Gefällt es dir?« Ich saugte die Spitze meines kleinen Fingers in den Mund.
    Verzweifelt sah er nach den Leuten, die an uns vorbeiströmten, griff nach meinem Mantel, um mich zu bedecken. Dann presste er seine Handflächen an die Wände, um sicher zu sein, dass sie echt waren.
    »Man kann uns nicht sehen, Jake.«
    »Bist du sicher?«
    Ich war nur zu einem Nicken fähig. Ich hatte selber zu viele Zweifel hinsichtlich der verglasten Pinkelbude, um eine aktuelle Stellungnahme abzugeben. Es fiel mir schon schwer genug, nicht alle paar Sekunden über meine Schultern zu spähen. Wie war ich nur auf die Idee gekommen, ein Samstagnachmittag vor der

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